Wie gerecht ist das Internet?

von | 12.11.2018 | Internet

Themenwoche Gerechtigkeit in der ARD. Grund genug, sich mal zu fragen, ob das Internet die Welt eigentlich gerechter macht – oder ungerechter. Schließlich hat das Internet mittlerweile nahezu alle Bereiche unseres Lebens erobert. Das Internet hat die Herrschaft über uns – nicht umgekehrt.

Als sich das Internet Anfang der 90er-Jahre für die Allgemeinheit öffnete, waren die Hoffnungen groß: Das Wissen der Welt, für alle verfügbar – wie verlockend das klingt. Jeder ist mit jedem vernetzt, wenn er mag.

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Große Hoffnungen – wurden enttäuscht

Und: Jeder hat im Internet eine Stimme. Diese Ansätze lassen durchaus den Eindruck entstehen, das Internet könnte die Welt ein bisschen gerechter machen. Schon allein deswegen, weil die Mächtigen dadurch nicht mehr so mächtig sind. Weil sich jeder mitteilen kann. Zum Teil stimmt das auch.

Allerdings gibt es nun neue Mächte. Mächte, die nicht nur das Internet beherrschen, sondern in der gesamten Welt den Takt angeben. Unternehmen wie Google, Apple, Facebook und Amazon. An ihnen führt heute kaum ein Weg vorbei.

Selbst Regierungen haben mit diesen Unternehmen ihre liebe Not. Man muss nur sehen, wie Facebook die Regierenden am Nasenring durch die Arena führt. Doch Regierungen sind gewählt (meistens) – Unternehmen nicht.

Hat das Internet die Welt also gerechter gemacht? Ganz sicher nicht.

Das Netz macht die Welt eher ungerechter

Das neue Analphabetentum

Wer keinen Zugang hat – und das ist weltweit fast die Hälfte der Bevölkerung -, hat schlechtere Bildungs- und Arbeitschancen. Das gilt sogar hierzulande für Betriebe auf dem Land, die nicht gut ans Netz angebunden sind. Kein Internet zu haben, das ist das neue Analphabetentum.

Selbst wer Zugang zum Netz hat: Es besteht das Risiko der Ausbeutung. Das Netz verschafft Unternehmen in reichen Ländern die Möglichkeit, Menschen in armen Ländern zu billigen Arbeitskräften zu machen. Stichwort: Mechanical Turk von Amazon.

Für Centbeträge die Arbeit machen, die sonst keiner machen will. Oder noch günstiger. Das Internet ruiniert Arbeitsplätze in aller Welt – und drückt den Lohn. Beispiel: Amazon. Jeff Bezos‘ Onlinekonzern kann wohl mit Fug und Recht als Hinrichter von Millionen Arbeitsplätzen im Einzelhandel bezeichnet werden.

Wie gerecht Algorithmen sind

Man darf sich nicht täuschen lassen: Kleinere Erfolge oder Vorteile machen die globale Entwicklung nicht wett. Das Internet fördert den Turbokapitalismus. Die Machtzentralen sitzen im Silicon Valley. Dort fließt das Geld hin – und wird kaum versteuert. Der Kommerz hat das Internet fest im Würgegriff. Nahezu alles im Netz ist dem Kommerz unterworfen. Deshalb machen Algorithmen sichtbar, was Klicks und Geld bringt – nicht das, was wahr ist und die Welt schlauer macht. Gerecht ist das nicht.