Was an Facebooks Charme-Offensive faul ist

von | 23.01.2019 | Social Networks, Tipps

Facebooks Top-Managerin Sheryl Sandberg ist nach Deutschland gekommen, um mit Charme für das Unternehmen zu werben. Selbst ein paar Millionen Euro für einen deutschen Lehrstuhl für KI hat sie mitgebracht. Doch was sich konkret ändern soll, ist kein Thema.

Wer kann noch „Facebook“ sagen, ohne an all die Skandale, die Lügen und nicht eingehaltenen Versprechen zu denken? Sicher kaum einer von uns. Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass das Unternehmen nicht nur einen katastrophalen Führungsstil aufweist, sondern auch noch ein miserables Krisenmanagement. Was aber daran liegt, dass der Kopf des Unternehmens – Mister Mark Zuckerberg – nicht sonderlich lernwillig zu sein scheint.

Guter Schachzug: Sandberg statt Zuckernerg

Zuckerberg hat viele Sympathien verspielt. Nicht nur deshalb war es eine gute Idee, nicht Zuckerberg, sondern Sheryl Sandberg zur DLD-Konferenz nach München zu schicken. Sie ist nicht so „verbrannt“ wie Zuckerberg.

Im Gegenteil: Die zweite Frau im Unternehmen gilt vielen als Vorbild und soll nach den zahlreichen Skandalen und Problemen sogar versucht haben, im Unternehmen etwas zu verändern. Gegen den Widerstand von Zuckerberg.

In München verkündet die Top-Managerin dann allerlei Verbesserungen im Unternehmen. Die Rhetorik ist mehr oder weniger dieselbe wie die von Zuckerberg. Aber geschickter verpackt.

Sandberg gelobt in München medienwirksam Besserung. Man habe verstanden. Es soll etwas passieren. Man unternehme etwas gegen Hate Speech und Manipulation der öffentlichen Meinung. Wunderbar. Aber was ist gemeint? Konkret wird Sandberg auch nicht.

Lauter bedeutungslose Bekundungen

Von wegen: „Wie sind nicht mehr dasselbe Unternehmen wie 2016 oder vor einem Jahr!“ Alles Rhetorik. Es gibt immer noch Verstöße gegen den Datenschutz – und gegen die Interessen der User. Wenn gebetsmühlenartig behauptet wird, die Privatsphäreeinstellungen würden besser, so mag das stimmen. Aber warum werden sie nicht einfach mal gut? Oder spitze?

Weil Facebook das alleine gar nicht kann. An dem größten Problem, dem Business-Modell, will Facebook nämlich nichts ändern. Deshalb bleibt alles Flickschusterei. Facebook könnte nur überzeugend besser werden, wenn sich das Unternehmen Hilfe von außen holt.

geralt / Pixabay

Unabhängige Expertise und Beratung – und die Empfehlungen dann auch gnadenlos befolgt, auch wenn es Umsatz kostet. Anderenfalls bleiben die Beteuerungen von Sandberg, Zuckerberg oder wem auch immer unglaubwürdig und meist folgenlos.

Die 7,5 Millionen Dollar, die Facebook nun in Deutschland für KI-Forschung und Ethikfragen investiert, sind ein nettes Mitbringel. Mehr eine Geste – denn 7,5 Millionen Dollar verdient Facebook innerhalb von drei Stunden. Ethik ist dem Unternehmen also 0,036% des Jahresumsatzes wert. Beeindruckend, oder?