SXSW: Manche Trends aus Austin beunruhigen

Was macht KI mit uns? Wie sehr sollten wir Social Media Dienste regulieren? Welche Hype-Produkte stehen möglicherweise schon wieder in den Startlöchern? Auf der South by Southwest (SXSW) kann man das herausfinden. Die Veranstaltung ist eine Mischung aus Festival und Konferenz – und findet jedes Jahr im März in Austin, Texas statt.

Und wird von Jahr zu Jahr größer und beachteter. Eine Referentin ist dort besonders beachtet: Die Zukunftsforscherin Amy Webb. Sie sagt nicht weniger als das Ende der Privatsphäre voraus.

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Amy Webb – Zukunftsforscherin

Es gab ungelogen kilometerlange Warteschlangen vor dem Auditorium, als Amy Webb gesprochen hat. Weil sie schon in den Jahren zuvor für Wirbel gesorgt hat. Fast zwei Stunden musste man warten… Amy Webb ist Zukunftsforscherin. Professorin an der Universität New York. Gründerin des „Future Today Institute“.

Und Autorin einiger Bücher. Ihr Blick ist stramm nach vorne gerichtet. Und sie hat interessante Ansichten, bringt manches gut auf den Punkt und sorgt für Lacher, Stirnrunzeln und Sorgenfalten. Zum Beispiel, indem sie mal eben das Ende der Privatsphäre ankündigt – was noch nicht sonderlich überraschend klingt –, und dem aber auch etwas abgewinnen kann.

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Das Ende der Privatsphäre

Das Ende der Privatsphäre soll Vorteile bringen – welche denn bitte?
Für Unternehmen wie Facebook oder vielleicht auch sogar den Staat ist ein Ende der Privatsphäre natürlich alles andere als bedrohlich. Für uns aber schon. Amy Webb ist der Ansicht, dass die Datensammelwut weiter ausgebaut wird. Warum auch nicht, es gibt ja kaum jemanden, der die Industrie daran hindert.

Der Einkaufswagen im Supermarkt kann künftig womöglich auch den Puls messen – und Vorschläge machen, was wir einkaufen sollen. Also das, was wir aus der Onlinewelt kennen auch im „echten“ Leben. Alexa kann heraushören, ob wir fröhlich, traurig oder krank klingen – und entweder etwas Aufheiterndes sagen oder Taschentücher bestellen, weil die bestimmt zur Neige gehen. Es sei aber eine Frage, wer die Daten besitzt.

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Nur Reiche können sich Datenschutz leisten

Es gibt ihrer Ansicht nach verschiedene Szenarien. Eine: Die Systeme wissen praktisch alles über uns. Wir brauchen uns nicht mehr einzuloggen, weil sowieso klar ist, wer wir sind. Wenn wir was kaufen, müssen wir nicht mal unsere Kreditkarte zücken. Aber: Alles ist transparent. Wer, was, wo, wie gespeichert hat. Wir können die Daten jederzeit wegnehmen und umziehen. Das ist das günstigste Szenario, das Webb zeichnet – mit 10 Prozent Wahrscheinlichkeit.

Mit 50% Wahrscheinlichkeit kommt das neutrale Szenario: Einige Firmen haben fast alle Daten von uns. Wir wissen nicht wer und was. Und wir können kaum was dagegen tun. Fast so wie jetzt also. Und 40% Wahrscheinlichkeit für das Katastrophen-Szenario, wie sie es nennt: Firmen arbeiten aktiv gegen jeden Datenschutz. Wir wissen nicht, wo unsere biometrischen Daten gespeichert sind. Nur die Reichen können sich zumindest einen gewissen Schutz leisten.

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Businessman touch network using padlock icon technology with virtual screen icons, Business Technology Privacy concept,
Internet Concept of global business.

Ein Szenario, das in irgend einer Weise erstrebenswert klingt, hat Webb nicht zu bieten. Sie will damit deutlich machen, dass der Kampf praktisch schon verloren ist – und wir nur noch wählen können, wie mit den Daten umgegangen wird und welche Auswirkungen das hat. Keine besonders verlockende Aussicht. Webb ist keine Kämpferin oder Aktivistin, sondern eben Futuristin. Sie setzt sich erkennbar nicht für Datenschutz oder Privatsphäre ein.

Immer mehr Spracheingabe

Ein weiterer Trend: Wir sprechen immer mehr mit den Geräten. Mit Alexa und Co. – aber nicht nur. Auch Fernseher, Steckdosen, Küchengeräte, Öfen – alles wird schon bald unsere Sprachanweisungen verstehen. Die Geräte werden uns besser verstehen und sogar Stimmungsschwankungen wahrnehmen.

Schon 2021 soll laut Webb mehr als die Hälfte aller Interaktionen nicht mehr per Maus, Tastatur oder Touchscreen erfolgen, sondern per Sprachbefehl. Die Industrie dürfte es freuen, sie bekommt so noch viel mehr Daten.

 

 

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