Corona-App: Ein Minister ohne Plan und Sachverstand

von | 26.04.2020 | Digital

Eine Corona-App kann sehr sinnvoll sein, um Infektionsketten einzudämmen – daran besteht kein Zweifel. Leider hat Bundesgesundheitsminister Spahn die Chance verpasst, ehrlich mit der Bevölkerung umzugehen. Ein Hickhack bei den Argumenten – und leider auch nicht immer die ganze Wahrheit gesagt. Kein Wunder, dass viele Menschen verunsichert und misstrauisch sind.

Was für ein Hickhack. Man könnte meinen, in Berlin sitzen lauter Anfänger und Dilettanten, die nicht wissen wie man anspruchsvolle Projekte aufsetzt – und  Ziele verbindlich und verständlich kommuniziert.

Die sogenannte Corona-App ist das beste Beispiel dafür: Erst wollte die Regierung von einer App nichts wissen – obwohl sich unabhängige Unternehmer und Wissenschaftler bereits Gedanken um eine Lösung gemacht haben.

Dann doch – irgendwie. Dann sollte es eine europäische Lösung geben. Danach wollte Spahn unbedingt eine zentrale Lösung – obwohl viele Wissenschaftler und Netzexperten gute Argument dagegen hatten. Um nun am Ende, weil die zentrale Lösung nicht durchzusetzen ist, doch für die dezentrale zu plädieren.

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Die Menschen sind verwirrt – kein Wunder!

Man kann es den Menschen, die sich nicht tagtäglich mit Kryptographie, Datenschutz und Privatsphäre beschäftigen, wirklich nicht verdenken, wenn sie hier nur noch Bahnhof verstehen. Dieser Polit-Flipper ist schlichtweg eine Zumutung. Man muss den Verantwortlichen natürlich zugutehalten, dass alles neu und zeitkritisch war und ist. Dennoch: Diese Art der Führung verspielt Vertrauen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn – derzeit von vielen eigentlich als großer Krisen-Manager gefeiert! – hat in der Sache Corona-App wirklich ein katastrophales Management abgeliefert. Ständig wurde die Richtung geändert, ständig wurden neue Dinge versprochen und erzählt – und leider wurde auch verschwiegen, was man eigentlich will.

Beispiel: Was will die Regierung mit einer Corona-App eigentlich erreichen? Neue Infektionsherde schnell erkennen – und eindämmen. Das ist gut, richtig und wichtig. Aber wie soll das genau aussehen? Zuerst wurde der Eindruck erweckt, es ginge „nur“ darum, Momente möglicher Infektionsübertragungen zu erkennen – um dann schnell handeln zu können.

Das ist ein sehr wichtiges und richtiges Ziel – und wir sollten so etwas unbedingt haben.

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Schwerer Fehler: Jens Spahn hat einiges verschwiegen

Doch es wurde verschwiegen, dass es noch andere Ziele gibt. Es ist nachvollziehbar, dass die Epidemiologen auch gerne Daten hätten, um die Ausbreitung von Corona einschätzen zu können. Dafür müssen aber auch zentral Daten über Aufeinandertreffen und Infektionsgeschehen her. Auch das kann ich verstehen – es ist aber datenschutztechnisch etwas problematischer.

Das hätte von Anfang an klar kommuniziert gehört. Die Salamitaktik war komplett kontraproduktiv – weil sie all jenen Recht gibt, die Verschwörung wittern und „Bespitzeln“ auf Dauer. Denn eine Regierung, die nicht sagt, was sie mit den Daten anstellen will, der glaubt man nicht.

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Untätigkeit in der Vergangenheit erklärt heutige Planlosigkeit

Ein zerstörerisches Verhalten. Denn die App basiert auf Vertrauen: Nur wenn wenigstens 60% der Bevölkerung die App konsequent nutzen, ist sie so richtig wirksam. Durch das unkoordinierte und wenig vertrauenswirksame Handeln der Verantwortlichen ist dieses Ziel gefährdet.

Schlussbemerkung: Das alles hätte sich vermeiden lassen. Hätte die Regierung schon längst Pläne erarbeitet – nicht nur für dieses Problem. Dass uns eine Epidemie erwartet, war seit 2013 bekannt. In Asien hat man das ernst genommen – und deshalb konnten Taiwan, Hongkong und Südkorea auch so schnell reagieren.

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