Desinfomation kommt immer öfter über den Messenger

von | 29.07.2021 | Digital

Wie verbreiten sich Falschnachrichten im Netz – und wie reagieren wir Deutschen darauf? Das ist Thema einer umfangreichen Vodafone-Studie: Zahlreiche Expertinnen und Experten wurde dazu befragt – und die Erfahrungen und Antworten zusammengefasst. Das Ergebnis: Wir Deutschen kommunizieren immer mehr über den Messenger – und deshalb verbreiten sich hier Falschnachrichten am effektivsten.

Nicht mehr lange, und in Deutschland wird gewählt. 82% der Deutschen haben laut einer aktuellen Umfrage der Landesanstalt für Medien (LfM) Angst vor Manipulationsversuchen im Internet.

Zu Recht fürchte ich, denn die meisten Menschen informieren sich heute auch oder sogar vor allem „im Internet“. Und damit sind dann häufig nicht die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen und Archive der seriösen Zeitungen gemeint, sondern Facebook, Instagram und womöglich auch Telegram.

Falschmeldungen

Es wird Desinformation und Manipulationsversuche geben

Man muss kein Hellseher sein: Es wird gezielte Desinformation und Manipulationsversuche zur Bundestagswahl geben. Es gibt sie garantiert jetzt schon. Das Problem: Manipulationsversuche sind immer schwieriger zu erkennen – weil sie nicht mehr so plump gemacht sind wie vor zwei, drei Jahren.

Desinformation ist schwieriger als solche zu erkennen, so das Ergebnis der aktuellen „Studie zu Desinformation„, die gerade von der Vodafone Stiftung herausgegeben wurde. Laut Studie sind „ältere Menschen tendenziell empfänglicher für Falschmeldungen als junge“, so die Studie.

Doch besonders besorgniserregend ist laut den in der Studie befragten Experten die zunehmende „Messengerisierung von Falschformationen“. Gemeint ist damit: Die meisten Falschmeldungen verbreiten sich nicht mehr auf Facebook oder Instagram – wo immerhin etwas dagegen unternommen wird (auch wenn das längst nicht reicht) -, sondern auf und in den Messengern.

Messenger spielen eine zunehmend große Rolle

Wichtigste Plattform für die Verbreitung von Falschmeldungen ist demnach WhatsApp – gefolgt von Facebook und Youtube. Doch während Meldungen auf Facebook und Youtube öffentlich sind und von Algorithmen entdeckt und ggf. gesperrt werden können, ist das bei Messengern wie WhatsApp oder Telegram nicht möglich.

Hier sind die Nachrichten verschlüsselt – und können daher nicht oder nur schwer eingedämmt werden. Besonders relevant bei der Verbreitung von Desinformation ist laut Studie auch Telegram, obwohl dieser Messenger eine vergleichsweise geringe Verbreitung hat. Aber hier gibt es die Möglichkeit, „Kanäle“ einzurichten. Darüber lassen sich viele Menschen erreichen – mehr als bei WhatsApp – und man ist gleichzeitig geschützt vor Algorithmen, die kontrollieren und blockieren.

Annalena Baerbock in einem Fake-Video

Es hilft nur Medienkompetenz

Fakten-Checks oder das Konzept der Gegenrede – die auf Facebook, Youtube und Co. einen gewissen Effekt erzielen -, gibt es auf Telegram oder WhatsApp nicht.

Die Manipulation erfolgt schleichend: Durch Wiederholung von Behauptungen, durch das Verbreiten manipulierter Inhalte (etwa: DeepFakes) und durch gezielte Verunsicherung. Die Akteure setzen auf das Motto „steter Tropfen höhlt den Stein“.

Dagegen helfen keine Algorithmen und auch keine KI. Da hilft nur Medienkompetenz – auch in den Medien selbst. Laut Studie hätten traditionelle Medien kaum dazugelernt, wie sie Desinformation in ihrer Berichterstattung thematisieren, ohne dabei zur ihrer Verbreitung beizutragen.

Nicht jeder Windhauch auf Twitter ist tatsächlich die Aufregung und eine Schlagzeile wert. Das müssen also auch die Profis noch lernen – und die User, nicht jeden Aufreger gleich weiterzureichen.

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