Temu ist ohnehin ein populärer Online-Shop – vor allem bei. jungen Menschen. Doch in den Wochen vor dem Fest wird besonders viel bestellt. Sollte man das?
Die letzten Wochen des Jahres sind die umsatzstärksten des Einzelhandels. Das gilt auch für Online-Shops – selbst und besonders für solche mit Sitz in China. Die verkaufen nämlich fleißig direkt aus China nach Europa und Nordamerika.
Sie heißen Temu und Pandabuy – und sind vor allem bei Jugendlichen und jungen Menschen beliebt, weil es hier vieles zum vermeintlich kleinen Preis gibt: Design-Socken für 2,20 EUR, Jeans für 14 EUR, Bluetooth-Kopfhörer für 6 EUR. Aber was sollte man wissen über diese Online-Shop, welche Probleme kann es geben und was ist von ihnen zu halten?
Temu und Co: So funktionieren sie
Apps wie Temu, Chineo oder Pandabuy boomen. Aber was macht sie so besonders und wie funktionieren sie?
Temu, Chineeo und Pandabuy sind App zum Einkaufen. Die Temu App ist derzeit in den App Stores unter den Top3. Wer sie lädt, kann auf der Plattform so ziemlich alles kaufen: Klamotten, Accessoires, Makeup und Kosmetik, Sachen für den Haushalt, für den Garten oder für den Sport. Das Angebot ist riesig – und die Preise sind ausnahmslos extrem niedrig.
In-Ear Kopfhörer für 3 EUR, die aussehen wie die teuren Airpods von Apple, die 50x mehr kosten… Es gibt aber keine Markenware, nur Billigstware, die oft nicht lange hält. Muss sie auch nicht, angesichts der Preise. Die auf Temu angebotenen Waren kommen alle direkt aus China. Direkt von den Fabriken, per Post oder Kurier. Es kann durchaus eine Woche und länger dauern, bis die bestellten Waren da sind. Ist ja auch eine lange Reise.
Der Unterschied zu Amazon
Eine Plattform, ein Marktplatz – das ist Amazon doch auch.
Richtig: Auch Amazon ist ein Marktplatz. Und auch auf Amazon gibt es Billigwaren – aber nicht nur. Es gibt auch hochwertige Produkte, Markenwaren, und Amazon hat auch Eigenmarken. Temu hat das Konzept von Amazon nun auf die Spitze getrieben und verkauft mehr oder weniger direkt aus den Fabriken an die Konsumenten.
Unter Umgehung von Handel und Zwischenlager. Nur so sind die niedrigen Preise möglich. Dann verwendet Temu aber auch noch Tricks, die man sonst nur aus Spielen oder Social Media Diensten kennt: Auf Temu gibt es Spiele, die die Menschen in der App halten. Sie sollen viel Zeit in der App verbringen. Und als „Belohnung“ gibt es Einkaufgutscheine und Rabatte.
Das sind am Ende aber nur Kaufanreize, weil sie oft nur ab einem Mindestbestellwert gelten. Das ist Konsum auf die Spitze getrieben: Wer mehr kauft, wird belohnt. Und die App sorgt ständig für Kaufanreize, durch Sonderangebote, Rabatt-Codes, Gutscheine und Geschenke.
Wenn der Influencer ständig klingelt:
Temu auf TikTok
Auf Social Media, vor allem auf TikTok, ist Temu auch ein riesiges Thema.
Vor allem auf TikTok sind die Online-Shops aus China ein riesiger Trend: Selbst kleine Influencer mit geringer Reichweite profitieren von einem weiteren Trick: Wer seinen Followern von Temu vorschwärmt und sie dazu bringt, etwas einzukaufen, bekommt eine Provision.
Nicht in Form von Geld, sondern in Form von Gutscheinen. Das sorgt für einen endlosen Kreislauf: Die Influencer werden belohnt, die Follower werden zu Kunden und werden auch belohnt. Überall gibt es Rabatte und Gutschriften – und nochmal kleine Games in den Apps, die weitere Gutschriften versprechen.
Das führt dazu, dass die allermeisten Influencer auf TikTok Temu in den Himmel loben, weil sie davon profitieren, wenn ihre Gefolgschaft einkauft. Ein durch und durch korruptes System, das aus chinesischer Sicht aber perfekt funktioniert.
Temu: Geringe Preise und Standards
Vor allem Temu wird ja aus verschiedenen Gründen kritisch gesehen, nicht nur wegen der häufig geringen Qualität.
Vieles ist problematisch: Die Plattform Temu ist das perfekte Werkzeug für die Wegwerfgesellschaft: Billig produzieren, hält nicht lange, macht aber nichts, war ja nicht teuer – weg damit. Das hat mit Nachhaltigkeit rein gar nichts zu tun.
Der CO2 Footprint ist eine Katastrophe: Billigwaren, die nicht lange halten, aber Ressourcen verschlingen – und dann schnell wieder entsorgt werden.
Dann muss alles aus China verschickt werden. Per Post. Das ist das Gegenteil von nachhaltiger Produktion aus der Region.
Allen, denen nachhaltiger Handel wichtig ist, sollten nichts bei Temu bestellen. Doch es gibt noch einen weiteren Schaden: Temu berechnet keine gesetzliche Mehrwertsteuer und führt sie auch nicht ab. Das bedeutet einen enormen Schaden für die Gesellschaft.
Denn zum einen geraten deutsche Händler unter Preisdruck, gleichzeitig werden aber keine Steuern abgeführt. Das ist extrem schädlich für eine Gesellschaft. Die Politik muss sich aus vielen Gründen mit dieser neuen Art des Handels direkt mit den Konsumenten auseinandersetzen und Antworten finden.