„Change the Code, not the climate“ fordern Umweltschützer (unter anderem Greenpeace) in einer aufwändigen Kampagne von #Bitcoin Entwicklern. Es sollten unbedingt effizientere Methoden zum Einsatz kommen, so wie bei #Ethereum.
Energie sparen: Das ist aktuell ein besonders wichtiges Thema. Nicht nur wegen Klimawandel und Nachhaltigkeit, sondern auch wegen der möglichen Energieengpässe, ie entstehen können, wenn kein russisches Gas mehr ankommt. Wir haben uns so daran gewöhnt, dass alles im Überfluss vorhanden ist – auch Strom und Energie –, dass wir uns kaum bis gar keine Gedanken darüber machen.
Doch jetzt ist Umdenken angesagt. Zum Beispiel auch bei Bitcoin und Blockchains ganz allgemein. Der Bitcoin gilt als Klimasünder, weil er unheimlich viel Energie verbraucht. Doch jetzt gibt es einen Ansatz, wie sich dieser Energieverbrauch erheblich reduzieren lässt. Aber wie?
Kampagne von Umweltschützern
Eine aktuelle Kampagne der Umweltorganisationen Greenpeace (USA) und der „Environmental Working Group“, die unter Cleanup Bitcoin auch im Netz zu finden ist, fordert möglichst schnell Änderungen am Prinzip (dem Code) der Kryptowährung Bitcoin. Das Ziel: den stromhungrigen Mining-Prozess überflüssig zu machen. Angesichts des Verbrauchs und der schlechten Umweltbilanz sollten die Entwickler lieber zum „Proof of Stake“ (PoS) genannten Verfahren wechseln, auf das auch die Kryptowährungsplattform Ethereum umsteigen will.
Wie das Wall Street Journal berichtet, unterstützt Chris Larsen die Kampagne mit 5 Millionen US-Dollar. Der Gründer der Kryptowährung (und damit Bitcoin-Alternative) Ripple. Larsen besteht darauf, er handele hier als Privatmann und nicht als Repräsentant seiner Kryptogeld-Company.
Bitcoin und sein Energieverbrauch
Der Bitcoin ist eine Krypto-Währung – die erste Kryptowährung und zweifellos auch die bekannteste, aber ja keineswegs die einzige. Es gibt auch viele andere wie Ripple, Ethereum und viele andere. Aber bleiben wir beim Bitcoin. Es gibt gleich zwei Gründe, wieso der Bitcoin eine Menge Energie benötigt. Einmal bei der Erzeugung, dann auch bei der Verwaltung. Viele wissen es nicht, aber Bitcoin werden quasi „erzeugt“. So wie Banknoten gedruckt werden. Allerdings ist die Anzahl der Bitcoin technisch begrenzt: Es wird nie mehr als 21 Millionen Bitcoin geben. Es sind bereits weit mehr als 19 Mio. im Umlauf. Jeden Tag kommen etwa 1.800 neue dazu. Bis Schluss ist. Diese Bitcoin müssen „errechnet“ werden.
Vereinfacht gesprochen: durch Knacken besonders schwieriger Rechenaufgaben. Das machen Privatleute, keine Bank. Wer einen neuen Bitcoin errechnet, das wird auch „Mining“ (Schürfen) genannt, darf ihn behalten. Es wird aber immer schwieriger, neue Bitcoins zu erschürfen, je mehr Bitcoins es gibt. Und deshalb ist der Rechenaufwand enorm – entsprechend hoch ist auch der Energiebedarf. Laut der University of Cambridge verbraucht der Bitcoin schon jetzt mehr Energie als Schweden – und laut den Forschern entwickelt sich das rasant.
Kritik am Klimakiller-Vorwurf
Das ist auch ein Argument der Bitcoin-Befürworter – und es stimmt natürlich auch. Aber die Forscher unterstellen einen gewissen Strom-Mix. Und auch die Verwaltung der Bitcoin in der berühmten Blockchain – eine Art dezentrale Verwaltung und Buchhaltung des Bitcoin – verbraucht Energie. Je mehr Bitcoin es gibt, je mehr Transaktionen, desto höher der Aufwand und der Energiebedarf.
Im Journal „Nature“ ist nachzulesen, dass laut einer Studie der Bitcoin alleine auf Dauer für bis zu 2 Grad Klimaerwärmung verantwortlich sein könnte, wenn die Kryptowährung großflächig eingesetzt würde. Was derzeit aber nicht der Fall ist. Diese Kalkulation ist quasi eine GAU-Studie.
Legt aber den Finger in die Wunde: Bitcoin verbraucht wahnsinnig viel Energie. Und selbst wenn alle Miner grüne Energie verwenden würden, so steht diese grüne Energie nicht für andere wichtige Aufgaben zur Verfügung – und wird dann dort durch fossile Energie substituiert.
„Unfun fact“: Organisierte Miner von Bitcoin haben sogar Kohleminen in den USA gekauft und setzen auch Fracking-Gas ein, um auch die letzten nicht mal mehr zwei Millionen Bitcoin „erschürfen“ zu können. Denn das ist ja ein Geschäft: Ein Bitcoin ist 42.000 EUR wert – da kann man also investieren. Doch die meisten Miner achten eben nicht auf Nachhaltigkeit.
Bitcoin „den Stecker ziehen“?
Kann man ihnen nicht einfach den Stecker ziehen?
Ja und Nein. China zum Beispiel hat im September 2021 das Mining und den Handel mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen untersagt. Offiziell wegen des hohen Energiebedarfs. Denn es gab so viele Bitcoin-Miner in China, dass sogar die generelle Energieversorgung des Landes gefährdet war. In Wahrheit wird China aber auch andere Gründe gehabt haben, den Bitcoin zu verbieten.
China hat ja gerne die Kontrolle über alles. In der EU hatte ein Verbot des Bitcoin erwogen, aber sich dagegen entschieden. Bitcoin-Miner sind sehr agil: Sie gehen schnell dort hin, wo der Strom günstig ist. Also würde nur ein weltweites Embargo/Verbot dazu führen können, das Schürfen neuer Bitcoins zu unterbinden. Faktisch ist es unmöglich.
Greenpeace stellt Forderungen
Nun gibt es aber Forderungen von Greenpeace – und vielen anderen –, etwas zu ändern. Es sei nämlich möglich, den Energiebedarf deutlich zu reduzieren.
Es gibt eine Kampagne „Change the code, not the climate“ – also „ändere den Code, nicht das Klima“ – hinter dem vor allem Greenpeace steckt, macht aktuell auf das drängende Problem aufmerksam. Mit einer eigenen Webseite unter anderem. In der Tat gibt es heute sehr viel bessere Methoden, Kryptowährungen zu managen als das bei Bitcoin der Fall ist.
Bei Bitcoin kommt „Proof of Work“ zum Einsatz, da wird sozusagen Rechenarbeit belohnt. Sehr viel effektiver ist das „Proof of Stake“-Verfahren. Die Kryptowährung Ethereum setzt jetzt auf dieses Verfahren, hat also umgestellt. Ein anderes Modell, das quasi mit Bürgschaften arbeitet.
Und was lässt sich damit sparen? Laut Wissenschaftlern unglaubliche 99%. Das bedeutet, dass 99% des Energieaufwands und damit auch des CO2-Ausstoßes eingespart werden könnten.
Wieso also warten: Ab die Post – und Bitcoin auch umstellen, oder?
Wenn das mal so einfach wäre. Denn dann müsste praktisch die gesamte Bitcoin-Infrastruktur umgestellt werden. Alles müsste neu programmiert und ersetzt werden. Die alten Bitcoin gegen neue getauscht. Ein riesiger Aufwand. Grundsätzlich denkbar wäre das. Aber die, die viele Bitcoin haben und/oder die Infrastruktur bestreiten, etwa den Tausch Bitcoin/echtes Geld wie EUR, haben viel in ihre Systeme investiert und werden das nicht freiwillig machen. Genau deshalb die öffentliche Kampagne: Sie will Entscheider und auch Politik erreichen, damit ein Umdenken stattfindet und Druck erzeugt wird. Im Interesse des Klimas wäre das auf alle Fälle.
Aber wäre der Vorteil nicht irgendwann aufgebraucht – weil dann, wenn Kryptowährungen und Blockchains generell einen grünen Anstrich haben, sie dann plötzlich 100x mehr eingesetzt werden – und der Vorteil dann kompensiert wird?
Nun, diese Bereiche explodieren sowieso. Es wäre also zweifellos sinnvoll dafür zu sorgen, dass die Techniken deutlich energieeffektiver werden. Blockchains kommen in vielen sinnvollen Projekten zum Einsatz. Ein Metaverse ohne Blockchain wäre auch nicht vorstellbar. Man muss also alles gleichzeitig machen: Bei Blockchains konsequent auf „Proof of Stake“ umstellen und dafür sorgen, dass Rechenzentren weltweit generell grüne Energie einsetzen. Denn Bitcoin und Blockchain sind wahrlich nicht die einzigen Klimasünder, wenn es um Digitalisierung geht.