Mit der neuen Version GPT-4o kann ChatGPT Fotos nicht nur anschauen, sondern auch erstaunlich präzise analysieren. Selbst ohne Geodaten verrät die KI oft, wo ein Foto aufgenommen wurde – einfach durch genaues Hinschauen. Wie das funktioniert, wo die Chancen liegen und wo auch Risiken bestehen, erfährst du hier.
Wie kann ChatGPT herausfinden, wo ein Foto aufgenommen wurde?
Bisher waren sogenannte Geotags entscheidend: Kleine Standortdaten, die viele Smartphones automatisch in Fotos speichern. Mit diesen Infos konnte man schnell herausfinden, wo ein Bild gemacht wurde.
Doch jetzt braucht es das nicht mehr unbedingt. ChatGPT-4o – die neueste Version der KI von OpenAI – kann Bilder analysieren und dabei allein durch visuelle Hinweise den Aufnahmeort bestimmen. Die Analyse läuft in mehreren Schritten ab:
Zuerst achtet ChatGPT auf auffällige Details im Bild – etwa Gebäude, Pflanzen, Landschaftsformen, Straßenschilder oder Autokennzeichen. Anschließend gleicht die KI diese visuellen Merkmale mit riesigen öffentlich zugänglichen Bilddatenbanken ab. Architektur, Straßenbeläge, typische Vegetationen oder sogar Laternen und Geländer helfen dabei, den Ort einzugrenzen. Schließlich gibt ChatGPT oft eine Einschätzung, wie sicher die Zuordnung ist.
Das alles passiert in Sekunden – und das ganz ohne gespeicherte Standortdaten im Foto.

Zwei Beispiele: Vom Urlaubsfoto zum exakten Standort
Um zu zeigen, wie leistungsfähig die Analyse ist, hier zwei konkrete Beispiele:
Ein scheinbar beliebiges Urlaubsfoto – ein Balkon, etwas Meer, vielleicht ein paar Häuser am Hang. Trotzdem erkennt ChatGPT: Das ist San Sebastián, die baskische Küstenstadt in Spanien. Die Form der Bucht, die Bauweise der Häuser und die Anordnung der Straßen reichen der KI, um den Ort zu bestimmen.
Oder ein gepflasterter Platz mit ein paar Fahrrädern. Nichts, was auf den ersten Blick spektakulär wirkt. Trotzdem identifiziert ChatGPT den Königsplatz in Kopenhagen. Details wie die Art der Fahrradständer und das typische Pflaster halfen bei der Erkennung.
Es sind oft kleine, unscheinbare Details, die der KI helfen, den Aufnahmeort präzise zu bestimmen.

Wie zuverlässig ist ChatGPT bei der Foto-Analyse?
In vielen Fällen ist die Treffergenauigkeit von ChatGPT beeindruckend hoch – besonders bei bekannten Orten, die häufig fotografiert wurden. Schwieriger wird es bei wenig bekannten Gegenden oder sehr generischen Motiven.
Wichtig: ChatGPT liefert in der Regel keine absolute Aussage, sondern schlägt mögliche Orte vor und gibt an, wie sicher sich die KI dabei ist. Manchmal liegt sie richtig, manchmal daneben – je nach Motiv und Bildqualität.
Wer profitiert davon – und wo liegen die Risiken?
Die Möglichkeiten sind vielfältig: Journalistinnen und Journalisten können prüfen, ob ein Foto wirklich am behaupteten Ort aufgenommen wurde. Polizei und Ermittlungsbehörden können Hinweise auf Aufenthaltsorte sammeln. Und auch Touristinnen und Hobbyfotografen können alte Fotos besser zuordnen.
Doch die Technik birgt auch Risiken. Wer Fotos öffentlich postet, könnte ungewollt verraten, wo er oder sie sich befindet. Besonders für Menschen, die Wert auf Privatsphäre legen oder sich schützen müssen, kann das gefährlich werden. Stalker könnten versuchen, Aufenthaltsorte anhand von Bildern zu ermitteln.
Ähnliche Dienste wie Geospy gibt es schon länger. Geospy war eine Plattform, die Bildorte ermittelt hat, heute arbeitet sie allerdings exklusiv für Behörden – gegen Bezahlung. ChatGPT dagegen steht aktuell allen zur Verfügung und kann von jedem genutzt werden.

Faszinierend und beunruhigend zugleich
Fotos verraten oft mehr, als wir denken. ChatGPT zeigt, wie leistungsfähig künstliche Intelligenz heute ist – und macht deutlich, dass wir mit veröffentlichten Bildern vorsichtiger umgehen sollten. Wer Wert auf Privatsphäre legt, sollte überlegen, welche Fotos er online teilt und darauf achten, möglichst wenige identifizierbare Details im Hintergrund zu zeigen.