Social Media wird immer mehr zum zentralen Schauplatz bei Konflikten und Kriegen. Terroristen der Hamas nutzen die Dienste, um Angst und Schrecken zu verbreiten.
Es ist allgemein bekannt: Jeder Krieg ist auch ein Informationskrieg. Heute um so mehr., denn wir haben Social Media – und da werden heute Meinungen und Stimmungen gemacht. Das wissen auch Kriegsparteien und ihre Unterstützer.
So auch aktuell gut zu sehen beim Krieg in Nahost, beim brutalen Angriff der Palästinenser/Hamas auf Israel. Da kursieren schlimme Bilder in den Netzwerken. Echt – oder Fake? Wer traut sich schon zu, zu erkennen, ob ein Foto aktuell und echt ist – oder aus einem anderen Konflikt stammt? Und wie gut sind Jugendliche darauf vorbereitet, auf Instagram oder TikTok mit schrecklichen Bildern oder Videos konfrontiert zu werden?
Eine neue Dimension des Schreckens
Jeder Konflikt produziert auch schlimme Bilder. Das wissen alle, die in den Medien arbeiten – und auswählen müssen, welche Bilder ggf. zu zeigen sind. Doch dieses Phänomen hat eine neue Dimension erreicht.
Wir haben Aufnahmen und Schilderungen wehrloser Menschen gesehen, die hinterhältig angegriffen worden sind. Manche kommentiere live, während sie drehen – und anschließend landen die Aufnahmen auf den Plattformen. Die palästinensischen Angreifer machen sich das auf die makaberste Art und Weise zunutze, die denkbar ist.
Bei einem Angriff auf einen Kibbuz sollen die Terroristen das Smartphone einer alten Dame, eine Großmutter, an sich gerissen haben, die Frau erschossen und die Tat gefilmt haben – wohlgemerkt mit dem Smartphone des Opfers.
Und die Aufnahmen dann auf ihrem eigenen Facebook-Profil, also dem des Opfers verteilt haben. Das zumindest hat Sascha Lobo berichtet, der Spiegel-Kolumnist. Wenn das nicht eine neue Dimension des Informationskriegs ist, eine völlig barbarische Tat – was dann?
Der beste Beleg dafür, dass sich alle bewusst sind, wie mächtig Bilder auf Social Media sind. Wir sind schockiert von solchen Aufnahmen – doch es gibt bei Unterstützern des Hamas-Terrors auch reichlich Jubel und Zustimmung, leider auch auf deutschen Straßen.
Von Twitter/X bis Tikok
Aber auf welchen Social Media-Plattformen ist es denn besonders schlimm?
Fangen wir mal bei Twitter/X an. Elon Musk wird dafür kritisiert, weil er in einem persönlichen Post empfohlen hat, mehreren Accounts zu folgen, die falsche Behauptungen zum Krieg in Israel verbreiten, die teilweise sogar antisemitischen Inhalt haben. Darunter der Account @WarMonitors, der die palästinensischen Terroristen als „Kämpfer“ glorifiziert – und von einem „zionistischen Regime“ spricht.
Keine Frage: Bevor Elon Musk bei Twitter/X die Führung übernommen hat, ging es auf der Plattform gesitteter zu. Es wird viel gepöbelt, fabuliert und gehetzt. Doch bei diesem Konflikt ist X meiner Beobachtung nach das eher kleinere Problem. Bilder und Videos funktionieren auf Twitter nicht so gut – und es verwendet nur eine eher kleine Elite X.
Bei Fotos und vor allem Bewegtbildern sind Facebook, Instagram und TikTok die ersten Adressen. Am problematischsten ist TikTok, denn hier regieren die Algorithmen. Gibt es viele Reaktionen auf ein Video, dann bekommen es viele Menschen zu sehen. Tendenziell kann das auch bei Instagram Reels passieren, doch hier gibt es noch einen stärkeren Bezug zum eigenen sozialen Umfeld. Grausame Bilder kann es trotzdem geben.
Eltern müssen ihre Kinder schützen
Terror-Bilder aus dem Krieg selbst oder herzzerreißende Aufrufe von Angehören auf Social Media: Da stellen sich viele Eltern sicher die Frage: Wie schütze ich meine Kinder vor solchen schlimmen Aufnahmen – was können sie tun?
Das ist wirklich schwierig, denn man kann Eltern nicht ernsthaft empfehlen, die ganze Zeit neben ihren Kindern zu sitzen, wenn sie online gehen. Je älter sie werden, desto unrealistischer ist das. Es empfiehlt sich aber zweifellos, mit den Kindern darüber zu sprechen, dass sie im Augenblick auf solche Postings und Bilder stoßen können – und dass sie sich dann melden sollen, um das gemeinsam zu verarbeiten.
Besonders krasse und brutale Aufnahmen sollte jeder Erwachsene sofort melden. Auf allen Plattformen gibt es – von Gesetz wegen – die Möglichkeit, sogenannte „unangemessene Inhalte“ zu melden. Das sollte man unbedingt machen, weil dann wenigstens die Chance besteht, dass die Postings überprüft und aus dem Netzwerk entfernt werden.
Das hilft dann nicht mehr dem eigenen Kind, aber allen anderen, die das nicht mehr sehen müssen. Am Ende muss man aber realistisch sein: Einen 100%igen Schutz kann es nicht geben. Das ist das Problem von Social Media: Jeder kann alles posten. Der Vorteil von seriösen Medien ist, dass sorgfältig ausgewählt und wo möglich auch der Wahrheitsgehalt überprüft wird.
Fake-News erkennen
Kommen wir nochmal zurück auf Fake News. Das Netz wird gerade mit Desinformation zum Nahost-Konflikt ziemlich geflutet. Zum Beispiel Videos, die den angeblichem Abschuss von israelischen Hubschraubern zeigen. Die stammen aber aus dem Computerspiel arma3.
Wie lassen sich solche Fake News erkennen oder enttarnen?
Eine der großen Fragen. Und im Zeitalter von KI ist es nicht leichter geworden, sich auf sein eigenes Bauchgefühl zu verlassen.
Mithilfe von KI lassen sich Bilder einfacher denn je manipulieren oder verändern, es können Fake-Videos erstellt oder auch Fake-Stimmen erzeugt werden. Also selbst wenn wir Fotos oder Videos sehen oder Audios hören, ist das noch lange kein Grund, etwas zu glauben. Es ist ratsam, Nachrichten auf Social Media immer mit einer gesunden Portion Skepsis zu lesen.
Im Zweifelsfall lohnt es sich, mal das eigene Gespür zu trainieren, wie sich Fake News erkennen lassen und wie man damit umgeht. Da gibt es zum Beispiel auf der Homepage der „Bundeszentrale für politische Bildung“ sehr gute und hilfreiche Erläuterungen. Im Zweifel auch mal bei Fakten-Checkern wie Mimikama.at vorbei schauen; bei sehr großen Geschichten, die in Netzwerken kursieren, überprüfen die Experten die Behauptungen oder Fotos auf ihren Wahrheitsgehalt.
Das kann im Einzelfall helfen. Aber einfach ist es nicht. Es empfiehlt sich immer, mehrere Quellen zu checken, idealerweise auch seriöse Medien. Google kann helfen, die entsprechenden Stellen zu finden.