Immer mehr Staaten verbieten TikTok, in den USA droht ein Komplettverbot

von | 12.03.2023 | Social Networks

In den USA droht durch einen vor kurzen eingebrachten Gesetzentwurf ein generelles Verbot der populären App TikTok. Wie bedenklich ist die App wirklich – und wie können sich Nutzer effektiv schützen?

Schon Ex-Präsident Donald Trump hatte TikTok als Bedrohung für die Sicherheit der USA gesehen – und Maßnahmen bis zum Verbot angedroht. Damals noch von vielen belächelt, haben nun Republikaner und Demokraten einen gemeinsamen Gesetzentwurf namens „Restrict Act“ vorgelegt, der in den USA tatsächlich ein generelles Verbot der vor allem bei Jugendlichen so populären chinesischen App TikTok ermöglichen könnte.

TikTok auf vielen Dienst-Handys bereits verboten

Im US-Kongress und im Weißen Haus ist die Video-App längst tabu. Auch auf den Dienst-Handys der EU-Kommission und der meisten Bundesministerien darf TikTok nicht installiert sein. Politiker wie Mitarbeiter müssen auf die App verzichten. Die größte Sorge: Spionage durch den chinesischen Staat. Denn in China sind autokratische Regierung und Wirtschaft nicht entkoppelt. Die Regierung könnte also jederzeit auf die Daten des TikTok-Konzerns zugreifen.

Wer die App auf seinem Smartphone installiert hat, generiert unentwegt Metadaten. Nicht nur über eigene Vorlieben und Nutzungsverhalten, sondern ebenso, welches Smartphone im Einsatz ist, in welche WLANs sich das Gerät einbucht oder welchen Mobilfunkanbieter man verwendet. Direktnachrichten sind unverschlüsselt und können mitgelesen werden. Alles Daten, die wertvoll sein können – und sich missbrauchen lassen.

TikTok überwacht auch die generelle Nutzung des Smartphones

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Bewegungsprofile: TikTok kennt Aufenthaltsort

Es entstehen auch lückenlose Bewegungsprofile. Denn TikTok erfasst – so wie Google, Facebook, Instagram oder Twitter – ständig den Standort und kann so genaue Bewegungsmuster anfertigen. Anhand dieser Daten lässt sich nachvollziehen, wo sich jemand aufhält – und sogar, welche Personen sich treffen. Befinden sich zwei Personen am selben Ort und haben nur wenige Zentimeter Abstand, ist das ein Beleg für ein Treffen.

TikTok betont zwar immer wieder, es würden keine Daten nach China abfließen. Doch längst besteht Gewissheit, dass es sehr wohl so ist. In 2022 hatte TikTok-Betreiber Bytedance eingeräumt, die Nutzerdaten von drei US-Journalisten überprüft zu haben – in diesem Fall, um zu ermitteln, ob es zu einem Treffen mit ByteDance-Mitarbeitern gekommen ist. Ein eindeutiger Fall von Spionage – und eine der Belege, wieso Sicherheitsorgane wie das FBI TikTok in den USA als erhebliches Sicherheitsrisiko einstufen.

User sollten TikTok unnötige Rechte entziehen

User sollten TikTok unnötige Rechte entziehen

TikTok baut Rechenzentrum in der EU

TikTok ist erkennbar bemüht, Vertrauen zurückzugewinnen. Das Unternehmen baut in Irland ein Rechenzentrum und hat den Bau von zwei weiteren Rechenzentren angekündigt, ein weiteres in Irland und eins in Norwegen.

Hier sollen künftig die Daten europäischer Nutzer gespeichert werden – und nicht mehr in Singapur und USA, wie bislang. Das soll den strengen Anforderungen der EU genügen. Treuhänder sollen überwachen, ob und welche Daten nach China fließen.

Tipp: Sicherheitseinstellungen anpassen

Wer TikTok benutzt, muss sich des Risikos bewusst sein, dass Daten erhoben, gespeichert und ausgewertet werden – im Zweifel auch in China. Wichtig ist, die Einstellungen für Privatsphäre und Sicherheit anzupassen: Einfach der App in Android oder iOS den Zugriff auf die Kontakte und den aktuellen Standort verweigern. Auch die Auswertung des Nutzungsverhaltens sollte abgeschaltet werden, damit die App nicht mitbekommt, welche anderen Apps im Einsatz sind.

Wer vertrauensvoll kommunizieren will, sollte dafür niemals TikTok nutzen. In der App erfolgen Direktnachrichten unverschlüsselt, der Betreiber kann also mitlesen. Und wer den  internen Browser in der App verwendet, geht das Risiko ein, dass auch Passwörter abgegriffen werden. Deshalb sollte TikTok niemals zum Versenden sensibler Daten genutzt werden – auch sollten keine Links angeklickt werden.