Jupiter: Europas Exascale-Revolution startet in Jülich

von | 05.09.2025 | Digital

Mit einer Trillion Rechenoperationen pro Sekunde durchbricht Jupiter als erster europäischer Supercomputer die Exascale-Grenze – und könnte theoretisch Milliarden Passwörter pro Sekunde knacken, wenn moderne Verschlüsselung nicht zum Glück dagegen gewappnet wäre.

Der digitale Riese erwacht

Heute wurde im Forschungszentrum Jülich ein Meilenstein der europäischen Technologiegeschichte eingeweiht: Jupiter, Europas erster Exascale-Supercomputer.

Mit mehr als einer Trillion Rechenoperationen pro Sekunde – einer „1″ mit 18 Nullen – brechen die Deutschen als erste außerhalb der USA und China diese magische Grenze. Sogar Bundeskanzler Friedrich Merz war zur Einweihung angereist – ein deutliches Zeichen für die strategische Bedeutung dieser Maschine.

Hoher Besuch aus der Politik bei der Eröffnung des Exascale Computer in Jülich
Hoher Besuch aus der Politik bei der Eröffnung des Exascale Computer in Jülich

Eine unvorstellbare Rechenpower

Die Zahlen sind schwindelerregend: JUPITER liegt auf der TOP500-Liste der weltweit schnellsten Supercomputer auf dem 4. Platz und ist damit nicht nur Europas schnellster, sondern auch das energieeffizienteste System der Top 5.

Um die Dimensionen etwas besser greifbar zu machen: Ein modernes Notebook schafft etwa 100 Milliarden Rechenoperationen pro Sekunde (eigentlich unglaublich, oder?). Jupiter ist damit etwa 10 Millionen Mal schneller als ein einzelnes Notebook. Selbst wenn man eine Million Notebooks zusammenschließen würde, wäre Jupiter immer noch zehnmal schneller.

Bei Smartphones sieht die Rechnung noch dramatischer aus: Ein aktuelles High-End-Smartphone erreicht etwa 10-15 Milliarden Operationen pro Sekunde. Man bräuchte also etwa 67 bis 100 Millionen Smartphones, die perfekt zusammenarbeiten, um auf Jupiters Leistung zu kommen.

Modulare Architektur der Superlative

JUPITER besteht aus zwei Rechenmodulen. Das Booster-Modul ist mit etwa 6000 Rechenknoten ausgestattet, integriert in 125 Racks, und wird über rund 24.000 NVIDIA GH200 Superchips verfügen. Das System ist in einem hochmodernen modularen Rechenzentrum untergebracht, das aus etwa 50 Containermodulen mit über 2.300 Quadratmetern Fläche besteht – etwa die Größe eines halben Fußballfeldes.

Die Energieeffizienz ist beeindruckend: mit mehr als 60 Milliarden Rechenoperationen pro Watt ist JUPITER der effizienteste unter den 5 leistungsfähigsten Superrechnern der Welt. Die Abwärme wird nicht verschwendet, sondern ins Wärmenetz des Campus eingespeist.

Bunte abstrakte Darstellung mit geometrischen Formen.

Von der Klimaforschung bis zur KI-Revolution

Die Einsatzgebiete sind vielfältig und zukunftsweisend. Wissenschaftler werden Jupiter nutzen für präzisere Wettervorhersagen, die Simulation des menschlichen Gehirns, die Entwicklung neuer Medikamente und die Optimierung nachhaltiger Energiesysteme. NVIDIA’s CEO Jensen Huang bezeichnete Jupiter sogar als „KI-Supercomputer“ – und tatsächlich kann das System bei KI-Anwendungen eine Rechenleistung von bis zu 80 ExaFLOP/s erreichen.

Passwörter knacken: Ein reales Risiko?

Die immense Rechenleistung wirft natürlich Sicherheitsfragen auf. Theoretisch könnte Jupiter Milliarden von Passwortkombinationen pro Sekunde durchprobieren. Aber: Moderne Verschlüsselungsmethoden sind darauf ausgelegt, selbst Supercomputern zu widerstehen. Ein starkes 256-Bit-AES-verschlüsseltes System würde selbst Jupiter Billionen von Jahren beschäftigen.

Das eigentliche Risiko liegt eher in der Zukunft: Quantencomputer könnten eines Tages heutige Verschlüsselungen brechen. Jupiter wird ironischerweise auch dazu genutzt werden, quantensichere Verschlüsselungsverfahren zu entwickeln.

Wer darf ran an die Rechenpower?

EuroHPC verwaltet 50 % der Rechenzeit des Systems, die übrigen 50 % werden vom Gauss Centre for Supercomputing (GCS) an deutsche Universitäten und Forschungseinrichtungen vergeben. Wissenschaftler müssen sich mit ihren Projekten bewerben – von der Entwicklung offener KI-Sprachmodelle bis zur Klimamodellierung.

Digitale Souveränität als Ziel

Die Investition ist gewaltig: Die europäische Initiative European High Performance Computing Joint Undertaking (EuroHPC JU) fördert JUPITER mit 250 Millionen €. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gibt einen Anteil von 125 Millionen € dazu, weitere 125 Millionen kommen vom Land NRW.

Doch es geht um mehr als Geld. In einer Welt, in der die USA mit El Capitan, Frontier und Aurora die drei schnellsten Supercomputer betreiben und China massiv in die Technologie investiert, ist Jupiter Europas Antwort. Er sichert nicht nur wissenschaftliche Exzellenz, sondern auch digitale Souveränität in einer zunehmend von Daten und KI dominierten Welt.

Mit Jupiter beweist Europa: Wir spielen in der obersten Liga mit. Und das Rennen um die nächste Stufe – den Zettascale-Computer mit nochmals tausendfacher Leistung – hat bereits begonnen.