Lebensmittel retten: Too good to go und Foodsharing

von | 17.01.2023 | Digital

Lebensmittel sollten nicht verschwendet werden. Spezielle Apps sollen dabei helfen, überschüssige Lebensmittel zu verteile – um sie vor dem Wegwerfen zu bewahren.

Wir leben in einer Welt, in der Lebensmittel verschwendet werden. Wir selbst kaufen zu viel ein, Obst oder Gemüse verdirbt im Kühlschrank – und wird entsorgt. Aber auch Supermärkte werfen ständig Waren weg.

Oder Restaurants, die nicht immer alles verarbeiten können. Vieles davon landet mittlerweile bei einer „Tafel“. Doch zunehmend werden auch Apps benutzt, um die überschüssigen Lebensmittel zu verteilen. Apps, mit denen man überschüssiges Lebensmittel für kleines Geld kaufen kann. Oder sie werden sogar kostenlos verteilt.

App „To good to go“

Ein Beispiel ist Too good to go: Diese App gibt es schon seit einigen Jahren und kommt aus Dänemark. Wer die App auf seinem Smartphone installiert, kann sehen, welche Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Restaurants etc. in der Umgebung angeschlossen sind und Lebensmittel abzugeben haben. Lebensmittel, die übrig sind, deren Verfallsdatum naht etc.

Die werden dann, für kleines Geld und wirklich deutlich günstiger als sonst, an Selbstabholer verkauft. Nach der Registrierung können die Nutzer auf einer Karte alle teilnehmenden Unternehmen in der Nähe sehen. In der App werden verschiedene Lebensmittel angeboten. Teilweise gibt es auch ganze Gerichte für einen geringen Preis zu kaufen. Nutzer können gepackte Tüten buchen, sie bezahlen und abholen.

Für die Vermittlung wird auch eine kleine Gebühr fällig. Das ermöglicht Menschen, die sparen müssen, durchaus Schnäppchen zu machen und bewahrt gleichzeitig Lebensmittel davor, als „Food Waste“ entsorgt zu werden. Ein Konzept, das in vielen Ländern gut funktioniert und Anklang findet.

Die App "To good to go" zeigt genau, wo sich günstige Lebensmittel kaufen lassen

Die App „To good to go“ zeigt genau, wo sich günstige Lebensmittel kaufen lassen

App „Foodsharing“

Hier kauft man also Lebensmittel, wenn auch zu einem deutlich günstigeren Preis.  Aber was, wenn man sich auch das nicht leisten kann?

Eine Alternative ist die App Foodsharing. Hier werden Lebensmittel nicht verkauft, sondern kostenlos verteilt – also verschenkt. Die App fungiert als Makler und bringt Anbieter und Abnehmer zusammen Denn mit der App können Privatleuten wie auch Läden oder Restaurants Lebensmittel per App zum Verschenken anbieten.

Zusätzlich gibt es die sogenannten Fairteiler. Dabei handelt es sich um öffentlich zugängliche Kühlschränke, in denen die Anbieter Lebensmittel hinterlegen können. Und wer Interesse oder Bedarf hat, kann sich hier diskret mit Lebensmitteln versorgen. Kostenlos. Die App verrät, wo es solche Schränke gibt.

Kritik an Apps

Klingt doch erst mal alles sinnvoll und nützlich. Es gibt aber auch Kritik an solchen Apps und Projekten – wieso?

Die Kritik ist die: Durch den Einsatz von Apps wie „To good to go“ oder „Foodsharing“ werden zwar überflüssige oder vom Verfall bedrohte Lebensmittel wenigstens abgeholt und weiterverwertet statt weggeschmissen – das ist eindeutig besser als gar nichts zu unternehmen. Aber, so die Kritiker: Der Hebel wird nicht am Prinzip angesetzt. Nämlich, dass zu viele Lebensmittel produziert und vorgehalten werden.

Somit sind solche Apps und Konzepte eine Art Feigenblatt für all jene, die am alten System festhalten wollen – weil sie sagen können, es werde nichts weggeschmissen. Im Fall von „To good to go“ wird daran sogar mitverdient. Viel wichtiger sei es aber, das falsche Konzept/System aufzubrechen und für eine nachhaltigere, wertschätzende Lebensmittelproduktion zu sorgen, die solche Probleme überhaupt nicht mehr entstehen lässt. Und dieses Argument ist nicht von der Hand zu weisen.

Foodsharing bewahrt Lebensmittel davor, im Müll zu landen

Foodsharing bewahrt Lebensmittel davor, im Müll zu landen

Zukünftige Apps sorgen für Regionalisierung

Tja, das ist also ein Dilemma, einerseits wird weniger weggeworfen durch die Apps, andererseits das System erhalten.

Die Apps sind das Eine, aber wer wirklich interessiert ist, das System zu verändern, der muss oder sollte sich an Gemeinschaftsgärten oder Initiativen wie die „Solidarische Landwirtschaft“ beteiligen. Bei solchen Initiativen tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebes. Und im Gegenzug erhalten sie den Ernteertrag.

Aber, das ist sicherlich auch nichts für jeden. Insofern: Die Apps haben schon ihre Berechtigung, aber langfristig müssen wir eben einen anderen Weg einschlagen. Und den eigen Anteil daran, den muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden

 

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