Metas neue App „Threads“: Ein Rivale für Twitter

von | 06.07.2023 | Social Networks

Es war damit gerechnet worden. Jetzt hat Meta einen eigenen Microblogging-Dienst namens Threads gestartet, den man als Alternative zu Twitter verstehen kann. In der EU gibt es den Dienst allerdings vorerst nicht.

Meta, das Unternehmen hinter Facebook, hat eine neue App namens „Threads“ eingeführt, die als direkte Konkurrenz zu Twitter positioniert ist (und vorher als Project92 geführt wurde). Die App wurde in über 100 Ländern eingeführt, obwohl sie zunächst nicht in der EU verfügbar ist.

Der Start von Threads

Twitter, das kürzlich unter der Führung von Elon Musk in eine Krise geraten ist, hat nun einen neuen Wettbewerber. Meta hat seine App „Threads“ mit ähnlichen Funktionen wie Twitter in über 100 Ländern gestartet.

Deutschland und andere EU-Länder sind jedoch ausgenommen, und es bleibt unklar, wie schnell sich das ändern könnte. Der Grund dafür: die rechtliche Situation in der EU, sowohl die aktuelle, aber erst recht die, die noch kommt. Meta zitiert offene regulatorische Fragen als Grund für die Nichtverfügbarkeit in der EU, betont jedoch, dass es ständig prüft, ob die App auch in Europa angeboten werden kann.

Threads: Eine potenzielle Bedrohung für Twitter

Threads ist mit Metas beliebter Foto- und Video-App Instagram verbunden und wird als potenziell stärkster Konkurrent für Twitter angesehen.

Der Grund dafür ist ein Startvorteil: Meta kann für seine Twitter-Alternative von Anfang an auf bestehende Verbindungen zwischen mehr als einer Milliarde Nutzern zurückgreifen. Bei anderen Twitter-Konkurrenten wie Bluesky und T2 müssen solche Verbindungen erst neu entstehen.

Laut Meta-CEO Mark Zuckerberg kamen in den ersten zwei Stunden nach der Veröffentlichung der App zwei Millionen Nutzer auf die Plattform. Instagram-Nutzer können für Threads einfach ihr Profil bei der Foto-App übernehmen.

Textbeiträge bei Threads können bis zu 500 Zeichen lang sein und Links, Fotos sowie bis zu fünf Minuten lange Videos enthalten. Bei Twitter, das 2006 gestartet wurde, lag die Textgrenze ursprünglich bei 140 Zeichen und wurde später auf 280 Zeichen verdoppelt.

Twitter: Sechs Monate nach der Übernahme durch Elon Musk

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Timing des Starts: Zufall oder Strategie?

Es ist seit März bekannt, dass Meta an einer Twitter-ähnlichen App arbeitet. In den letzten Monaten hat Twitter immer wieder technische Schwierigkeiten gehabt, die sich derzeit häufen. Nutzer berichten von Ausfällen und können derzeit auch nur eine begrenzte Anzahl von Posts pro Tag lesen, was viele verärgert.

Seit der Übernahme durch Musk hat Twitter auch seine Moderationsrichtlinien gelockert, was zu einem Anstieg von Hassreden auf der Plattform geführt hat. Viele Nutzer sind auch von der Einführung eines kostenpflichtigen Abonnements irritiert. Es scheint, als hätte Meta genau auf diesen Zeitpunkt gewartet, um frustrierten und verunsicherten Twitter-Nutzern eine technisch und inhaltlich zuverlässigere Alternative zu bieten.

Project92 heißt jetzt Meta Threads

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EU-Regulierungen: Ein Hindernis für Meta

Mit Blick auf die EU wies Instagram-Chef Adam Mosseri darauf hin, dass es kompliziert sei, „einige Gesetze einzuhalten, die im kommenden Jahr greifen werden“. Er deutete an, dass der Digital Markets Act, der strengere Regeln für Online-Plattformen festlegt, ein Hindernis für die Einführung von Threads in der EU sein könnte.

Bis zur Einführung von Threads in der EU können Nutzer aus der Region Beiträge zwar in einer Web-Ansicht betrachten, sie aber weder teilen noch liken. Dies ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Meta mit regulatorischen Herausforderungen in der EU konfrontiert ist. Erst im Mai wurde das Unternehmen zu einer Strafe von 1,2 Milliarden Euro verurteilt, weil es gegen EU-Datenregeln verstoßen hatte.

In der EU behindern strenge Regeln die Einführung von Threads

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Abschließende Gedanken

Mit der Einführung von Threads hat Meta einen mutigen Schritt in Richtung Wettbewerb mit Twitter unternommen. Die App bietet eine ähnliche Funktionalität wie Twitter, nutzt aber die bereits bestehenden Verbindungen zwischen den Nutzern von Meta’s anderen Plattformen, insbesondere Instagram.

Obwohl die App derzeit nicht in der EU verfügbar ist, zeigt die schnelle Akzeptanz in anderen Teilen der Welt, dass es einen Markt für eine weitere Social-Media-Plattform gibt, die sich auf kurze, textbasierte Nachrichten konzentriert. Es bleibt abzuwarten, wie Twitter auf diesen neuen Wettbewerber reagieren wird und ob Threads in der Lage sein wird, einen signifikanten Teil von Twitters Nutzerbasis für sich zu gewinnen.

Die Einführung von Threads ist auch ein weiteres Beispiel dafür, wie Meta seine Produktpalette diversifiziert und neue Wege sucht, um Nutzer zu erreichen und zu binden. Es zeigt auch, dass das Unternehmen bereit ist, Risiken einzugehen und neue Produkte auf den Markt zu bringen, selbst wenn diese mit etablierten Plattformen konkurrieren.

Insgesamt ist Threads ein spannendes neues Produkt in der Social-Media-Landschaft und es wird interessant sein zu beobachten, wie es sich in den kommenden Monaten entwickelt.

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