Facebook und Google sammeln Daten, bis es kracht. Wir sind aber auch ein bisschen selbst schuld, denn viele von uns nutzen Google, Facebook und Twitter auch dazu, uns in anderen Onlinediensten oder Apps anzumelden. Ist so schön bequem. Aber: Natürlich liefern wir so auch weitere Daten bei Google, Facebook und Co. ab. Das will ein neuer Dienst namens Verimi ändern, der diese Woche gestartet ist.
Wozu braucht man einen eigenen Onlinedienst, um sich in anderen Onlinediensten anzumelden? Was kann Verimi – und wann benutzt man es?
Für viele von uns ist es eine Selbstverständlichkeit geworden, zu Google oder Facebook zu gehen, wenn wir uns irgendwo registrieren oder anmelden wollen. Man kennt das: Ein neuer Onlinedienst, ein Onlineshop, eine neue App, die man ausprobieren möchte.
So funktionoiert Verimi
Klar, man soll sich dann anmelden, beim ersten Mal registrieren. Aber die meisten haben keine Lust, ihren Namen, ihre Mail-Adresse einzugeben und sich einen neuen Benutzernamen auszudenken. Sie loggen sich einfach mit ihrem Facebook, Google oder Twitter Account ein.
Man muss auch kein Passwort eingeben. Das geht blitzschnell und ist super bequem, hat aber auch einen entscheidenden Nachteil: Die US-Dienste bekommen Daten frei Haus geliefert. Welche Apps und Anwendungen nutzen wir, wann und wo. Das muss ja nicht sein. Verimi will eine Alternative zu Facebook, Google und Go. zum Einloggen sein.
Einmal die Daten hinterlegen
Die Deutsche Bank war einer der ersten Onlinedienste, die mit Verimi funktioniert haben – seit dieser Woche. Natürlich muss man sich auch bei Verimi einmal registriere, man hinterlegt seine Daten – aber eben nur einmal. Und dann kann man sich bei der Deutschen Bank anmelden, verknüpft einmal sein Bankkonto mit seinem Verimi-Konto und muss nie mehr seine PIN und Kontodaten rauskramen.
Ist man bei Verimi angemeldet, loggt man sich mehr oder weniger automatisch bei der Deutschen Bank ein – und auch allen anderen Diensten, die Verimi unterstützen. Verimi ist eine Identitäts und Datenplattform. Wer sich einmal bei Verimi registriert hat, soll seine Anmeldedaten künftig überall nutzen können und nicht immer wieder neu eingeben müssen. Verimi speichert die Daten der Nutzer in Datenzentren innerhalb Europas.
Die Vorteile von Verimi
Wenn man es richtig angeht, ist es praktischer, man spart Zeit und hat mehr Kontrolle über seine Daten. Ganz wichtig: In einem zweiten Schritten kann man auch biometrische Daten von sich hinterlegen. Hat das Smartphone zum Beispiel einen eingebauten Fingerabdruck-Scanner oder eine Gesichtserkennung, kann man die nutzen: Einmal registriert – fertig.
Dann kann man sich überall, wo man sich mit Verimi einloggen kann, per Gesicht oder Fingerabdruck anmelden. Das macht den Zugang sogar sicherer, niemand kann Zugangsdaten entwenden. Außerdem ist es möglich, seinen Personalausweis zu hinterlegen. Dauerhaft.
Personalausweis hinterlegen
In einem Video-Chat müssen sich die User registrieren, sie zeigen einem Mitarbeiter ihren Personalausweis – und der wird dann hinterlegt. Großer Vorteil: Überall dort, wo man wirklich nachweisen muss, wer man ist, etwa bei Behörden oder Banken, kann man sich jetzt auch mit Ausweis einloggen. Das macht die Sache sicherer und einfacher. Außerdem werden alle Daten auf europäischen Servern gespeichert. Nichts geht in die USA. Ein weiterer klarer Vorteil. Der User kann entscheiden, wer welche und viele Daten bekommt.
Wer steckt hinter Verimi
Verimi ist die Kurzform für „Verify me“, überprüfe mich. Das Startup wurde im vergangenen Jahr gegründet. Zehn Unternehmen stecken dahinter, unter anderem die Deutsche Bank, die Bundesdruckerei, aber auch Allianz, Telekom, Lufthansa, Here von Daimler und einige andere, auch der Axel Springer Verlag.
Alles namhafte deutsche Unternehmen, die sich von dieser Allianz eine Chance versprechen, den großen aus USA Paroli bieten zu können. Die Bundesdruckerei macht übrigens mit, weil sie ja die Personalausweise von uns druckt – und möchte, dass man sie sicher und öfter im Internet verwenden kann. Der elektronisch lesbare Ausweis kommt praktisch nicht zum Einsatz.
Kriitik an Verimi
Es gibt nicht wenige Menschen, die auch Unternehmen wie Telekom, Allianz oder Axel Springer Verlag nicht trauen – und ihnen schlichtweg keine Daten liefern wollen. Dazu muss man aber wissen, dass Verimi ein eigenständiges Unternehmen ist und natürlich nicht die dahinter stehenden Unternehmen einfach so mit Daten beliefern kann, darf oder wird.
Das wäre ein klarer Verstoß gegen geltendes Datenschutzrecht. Aber manche Menschen haben diese Sorge. Von einem „Fehlstart“ ist die Rede, weil es beim Start es vier Unternehmen und Onlinedienste gibt, die mit Verimi zusammen arbeiten, darunter die Deutsche Bank und einige Fintech-Anbieter, also Finanzdienstleister.
Außerdem gibt es viele Flüchtigkeitsfehler und nicht optimale Bedienung, etwa beim Eintragen der Daten des Personalausweises. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Verimi eine sehr gute Idee ist und endlich mal eine Initiative, um die Macht der US-Dienste zu verringern und ihnen eine gesunde Alternative entgegenzustellen.