Ein Krieg ist auch immer ein Krieg der Bilder. Denn Bilder verändern Stimmungen, in die eine oder andere Richtung. Können für Zustimmung oder Ablehnung sorgen. Das wissen natürlich alle – und nutzen das auch. Da werden nicht nur ganz bestimmte Bilder ausgewählt, sondern auch gerne schon mal manipuliert – damit die Welt sieht, was sie sehen soll. In die kursieren dann in den Sozialen Medien. Auch veraltete Fotos, manipulierte Putin-Reden oder fiktive Journalisten.
Nicht nur die Nachrichten in Radio, Fernsehen und Zeitungen sind voll mit Bildern aus dem Konflikt, sondern natürlich auch die Sozialen Medien.
Manipulierte Aufnahmen und Deep Fakes
Ein bekanntes Beispiel ist eine Aufnahme von Ukraines Premier Wolodymyr Selenskyi, der ein T-Shirt in der Hand hält, auf dem ein Hakenkreuz zu sehen ist. In Wahrheit hält er ein simples Fußballer-Trikot in die Kamera.
Unbekannte haben ein Hakenkreuz rein montiert. Welch Zufall: Putin behauptet, in Kiew herrsche ein Nazi-Regime. Das Foto dient als Beleg. Aber auch die andere Seite verbreitet manipulierte oder alte Fotos. Angeblich wurde ein russisches Flugzeug abgeschossen, ein Foto soll das belegen.
Dabei handelt es sich dabei um ein Foto aus dem Jahr 1993, ein Unfall während einer Flug-Show. Oder ein Mädchen in roter Hose, das sich einem Soldaten in den Weg stellt und ihn anschreit. Nicht aus dem aktuellen Konflikt, sondern aus einem Video aus Nahost. Last not least ein Video, das den russischen Präsidenten Putin zeigt, in dem er den Rückzug aus der Ukraine anordnet. Doch das ist ein Deep-Fake-Video.
Rolle der Sozialen Medien
Das ist schon alles bedenklich genug – und sollte uns eine Warnung sein. Doch welche Rolle spielen die Sozialen Medien dabei konkret?
Zum einen verbreiten sich über die Sozialen Medien jegliche Nachrichten und auch Fakes besonders schnell. Nicht, dass auch klassische Medien nicht auf Fake-Bilder reinfallen – das hat die Geschichte gezeigt, dass das immer wieder geschieht. Aber in Social Media gibt es nicht mal einen Moment des Besinnens und Überprüfens. Jeder kann alles raushauen. So haben offensichtlich russische Trollfabriken eigens Blogger aus der Ukraine erfunden und als Ukrainer getarnt Putins Propaganda im Blog und auf diversen Profilen auf Twitter, Facebook, Instagram, Youtube, Telegram und Co. verbreitet.
Recherchen haben belegt, dass die Quelle dafür wohl im russischen St. Petersburg liegt. Die angeblichen Blogger benutzten Profilbilder, die mit thispersondoesnotexist.com erzeugt wurden. Echt aussehende Porträtfotos, die aber Menschen zeigen, die es gar nicht gibt. Aber von KI erzeugt wurden. Facebook und Youtube sind gegen einiger solcher Profile vorgegangen und haben sie gesperrt.
Vorher haben sie aber lange Propaganda verbreitet. Die Posts dieser Troll-Fabrik wurden dutzendfach in seriösen Medien zitiert. Die Rechnung geht also auf – und zeigt, wie umsichtig man sein muss. Selbst vermeintliche Journalisten aus einem Land müssen keine sein.
Was unternehmen die Plattformen?
Wie immer müssen wir ja fragen: Wie gehen die Betreiber der Plattformen dagegen vor?
Das ist sehr unterschiedlich. Google z.B. hat als Betreiber von Youtube die Verbreitung von Russia Today (RT) eingeschränkt und gleichzeitig die Werbeeinnahmen für RT und Sputnik gestoppt. Die Sender verdienen also wenigstens kein Geld mehr. Wenn einzelne Berichte gegen Regeln verstoßen, werden sie entfernt.
Auch haben Plattformen wie Facebook oder Twitter entdeckte Fake-Profile von Troll-Fabriken gelöscht und versuchen, Inhalte, die gegen die Nutzerregeln verstoßen, zu erkennen und zu sperren. Doch die massenhafte Verbreitung offensichtlich falscher Fotos, Videos oder Nachrichten blockieren die Netzwerke bislang nicht. Das ist ja ein Thema, das wir immer wieder haben.
Was kann ich selbst tun?
Jetzt ist es für den einzelnen ja nun wirklich schwierig zu beurteilen: Ist ein Foto oder Video echt oder doch aus dem Archiv oder manipuliert. Stimmen Behauptungen oder Gerüchte.
Eigentlich sind wir in den letzten Jahren ja schon daran gewöhnt: Im Netz wird eine Menge behauptet – und alles könnte falsch sein. Das hat uns Corona ja nun wirklich gelehrt. Und in einem Krieg, an dem Russland beteiligt ist, sollten wir ganz besonders aufpassen. Denn wir wissen: Russland hat Troll-Fabriken, die die Netze mit Kommentaren und Fotos überfluten.
Natürlich kann der einzelne unmöglich eine Geschichte verifizieren oder die Echtheit eines Fotos oder Videos überprüft. Grundsätzlich skeptisch zu sein ist eine gute Haltung. Und im Zweifel: Sich die Zeit nehmen und einen Fakten-Checker besuchen. Einen besonders guten Job macht mimikama, die man leicht per Google findet. Mimikama ist eins der erfahrensten Fakten-Checker-Portale – und die Crew macht derzeit fast nichts anderes als Geschichten und Medien aus dem Ukraine-Krieg zu überprüfen.
Die relevanten Dinge, die viral gehen und strittig sind, werden hier überprüft – und man kann nachlesen. Wer das regelmäßig macht, bekommt automatisch auch ein eigenes Gespür. Sehr nützlich! Die Hörer können aber auch Correctiv oder andere besuchen.