Synthecical Social Networks: KI-Avatare zum Quatschen

von | 06.10.2023 | Social Networks

Meta-Chef Mark Zuckerberg will 28 virtuelle Promis auf die User von Instagram, Facebook und Whatsapp loslassen. Virtuelle Freunde zum Quatschen und virtuelle Influencerinnen zum Anhimmen – schöne neue Welt.

Wer einen Blick in Instagram wirft, bekommt schnell den Eindruck, dass da nicht alles echt sein kann. Influencerinnen, die immer gut gelaunt sind, ein tolles Leben haben und meist auch gut aussehen. Männliche Influencer dieser Art gibt es eher nicht. Doch das ist alles noch nicht künstlich genug. Denn seit einer Weile gibt es auch komplett künstlich erzeugte Influencerinnen, die im Computer entstehen.

Und um die Sache zu toppen, hat Meta-Chef Mark Zuckerberg auf der Haus-Entwicklerkonferenz „Connect“ jetzt komplett virtuelle Avatare von Prominenten angekündigt, mit denen die User in naher Zukunft auf Instagram, Facebook oder Whatsapp chatten können – als wären sie Kumpels. Komplett synthetische Influencer und Chat-Partner sind derzeit der Trend in den angeblich sozialen Netzwerken.

Meta führt virtuelle Avatare von Promis ein: Chatten mit Promi-Chatbots

Meta führt virtuelle Avatare von Promis ein: Chatten mit Promi-Chatbots

Zuckerberg stellt virtuelle Avatare vor

Vor einigen Tagen hat in Kalifornien die hauseigene Entwicklerkonferenz „Connect“ des Meta-Konzerns stattgefunden. Doch anstatt über das Metaverse zu reden, wie die Jahre zuvor, hat Mark Zuckerberg plötzlich ein neues Lieblingsthema: KI-erzeugte Avatare.

Um es in einem Satz zu sagen: Der Meta-Konzern will auf all seinen Plattformen, also Instagram, Facebook und Whatsapp künftig virtuelle Gesprächspartner anbieten – darunter auch Dutzende Prominente. Computergesteuerte Chatbots, die sowohl von den Formulierungen, also der Art, wie sie sich ausdrücken, als auch vom Aussehen und der Stimme an Promis erinnern.

Allesamt US-Promis, die hier kaum einer kennt, etwa der Football-Star Tom Brady, der Rapper „Snoop Dog“ oder das Stern Paris Hilton. Die Idee ist also: Wer mit denen mal gerne plaudern würde, kann das in Zukunft, ob auf Instagram oder Whatsapp.

Die KI erzeugt die zum Chat passenden Bilder und Texte – und sogar Stimmen, für Fake-Sprachnachrichten etwa. Das ist heutzutage technisch gar nicht mehr schwierig. Man kann Chatbots wie ChatGPT – und der Meta-Konzern hat ähnliche KIs entwickelt – so trainieren, dass sie sich wie eine bestimmte Person verhalten und ausdrücken.

 

Mit virtuellen Promis plaudern

Klingt spooky: Mit einem virtuellen Promi plaudern – wer will denn das?

Das würde ich nicht unterschätzen, der Reiz ist schon da. Wer würde nicht gerne „aus Spaß“ mit seinem Lieblings-Promi reden und schauen, wie er oder sie reagiert? Ist zwar alles nur Fake, doch dem Gehirn ist so etwas schnell egal. Wenn dann sogar noch KI-generierte Stimmen zu hören sind, ist die Illusion schnell perfekt. S

chon vor Monaten ist eine App herausgekommen, die sich „Historical Figures“ nennt: Die funktioniert so ähnlich. Da kann man mit Einstein, Mozart oder Shakespeare „sprechen“ – aus Spaß. Aber auch mit Hitler oder Himmler. Da hat die App in Verruf gebracht.

Meta hat natürlich ganz andere Mittel, solche Technologien zu verkaufen. Es ist der Versuch von Meta, Boden gutzumachen im Wettrennen um die beste KI. Meta kann mühelos Milliarden von Menschen weltweit erreichen – und nutzt das jetzt aus.

Es droht eine neue Form von Abhängigkeit

OK: Dann hat man mal ein paar Fragen gestellt und schaut, wie die KI antwortet – aber dann ist doch der Reiz vorbei, oder nicht?

Für manche schon. Aber viele Menschen sind empfänglich für jede Form von Aufmerksamkeit – und sei sie von einer KI. Was wir nicht vergessen dürfen: Chatbots sind heute in der Lage, menschliche Empathie wie Freude, Trauer oder Mitgefühl erschreckend glaubwürdig zu simulieren.

Wenn dann auch noch Bilder oder Stimmen dazu kommen, entsteht schon schnell eine Illusion. Menschen, die wenig oder gar keine Freunde haben sind da natürlich besonders gefährdet. Das werden wir sehen. Aber es ist ja auch denkbar, dass ein virtueller Football-Star als Coach fungieren soll: Sag mir, wie ich fit werde. Sporne mich an, Tony!

Der Phantasie eines Meta-Konzerns sind da keine Grenzen gesetzt. Niemand weiß, was das auch nach Deutschland kommt, aber in den USA starten diese virtuellen Charaktere demnächst.

Es wird viele Diskussionen geben, wenn Menschen vereinsamen, die sich nur noch mit virtuellen Charakteren unterhalten – oder wenn Sprachfetzen der KI für Fake-Aussagen missbraucht werden. Ich würde das aber wirklich nicht unterschätzen: Denn es gibt auf Instagram und TikTok schon lange komplett virtuelle Influencerinnen, die erfolgreich sind.

Künstliche Influencerinnen gibt es auf Instagram schon länger

Künstliche Influencerinnen gibt es auf Instagram schon länger

Virtuelle Influencerinnen

Welchen Sinn macht es, einer komplett künstlichen fiktiven Person zu folgen?

Am Ende ist auf Instagram doch sowieso fast alles künstlich, von der perfekten Haut bis zu den Inhalten. Es gibt es Influencerinnen wie „Lil Miquela“, sie hat über 6 Mio. Follower, die komplett künstlich sind. Eine attraktive junge Frau mit Sommersprossen, die aus dem Computer kommt.

Mit ihr kann man nicht chatten, aber man kann sehen, was sie „erlebt“. Die Fotos auf Instagram sehen fast echt aus, so gut ist das gemacht. Und vielen Menschen macht das nichts aus. Umfragen der Medienagentur OMd Germany zeigen, dass immerhin fast 40 Prozent offen für fiktive Figuren sind und sie mehrheitlich sogar genauso glaubwürdig finden wie echte Menschen aus Fleisch und Blut.

Das ist schon besorgniserregend, stimmt aber wohl. Denn es gibt mittlerweile viele solcher komplett fiktiven und virtuellen Charaktere auf Instagram. Den Followern werden ständig neue Geschichten präsentiert; auch Videos. Und natürlich Werbung – die ist der eigentliche Grund, dass es diese fiktiven Influencerinnen gibt.

Aber wie gesagt: Auch echte Influencerinnen sind oft komplett künstlich. Weil die Grenze zwischen fiktiv und echt kaum erkennbar ist, verlangen manche nach einer Kennzeichnungspflicht. Durch die angekündigten KI-Avatare auf Metas Plattformen wird diese Forderung drängender denn je.

 

 

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