Facebook kauft Whatsapp: Fragen und Antworten

Facebook kauft Whatsapp: Fragen und Antworten

Es ist der Deal der Woche und der größte Deal, den es je in der IT-Wirtschaft gegeben hat. 19 Milliarden Dollar blättert Facebook für Whatsapp hin. Eine eigentlich recht kleine Firma, es gibt sie erst seit fünf Jahren, und sie hat nur ein Produkt: Whatsapp. Die App hat es geschafft, das Kommunikationsverhalten zu verändern. Es werden immer weniger SMS verschickt, stattdessen Nachrichten über Whatsapp. Aber was bedeutet der Kauf konkret?

  • Facebook blättert einen enormen Betrag hin, um sich Whatsapp einverleiben zu können. Ist der Kaufpreis denn gerechtfertigt?

Die Frage ist schwer mit Ja oder Nein zu beantworten. Es ist unheimlich viel Geld. Aber wenn man bedenkt, dass Whatsapp jetzt schon 450 Millionen Mitglieder hat und jeden Tag eine Million dazu kommen, wir also Ende des Jahres wohl die Schwelle von einer Milliarde User durchbrechen, dann ist das immer noch viel Geld, aber angesichts dieser großen Zahl an Nutzern schon gar nicht mehr ungewöhnlich viel. Mark Zuckerberg wird sich gesagt haben: Lieber heute 19 Milliarden als morgen noch mehr – oder als hinzuschauen, wie sich die Konkurrenz die App einverleibt.

  • Rechnet sich das denn? Wie will Facebook das Geld wieder rein bekommen?

Mit den Gebühren, die Whatsapp-Nutzer bezahlen müssen, klappt das nicht. Bei Whatsapp zahlt man ja etwa ein Euro im Jahr. Es würde bei der aktuellen Zahl der User rund 45 Jahre dauern, bis das Geld wieder verdient ist. Das ist also nicht der Punkt. Facebook will sich einen Wachstumsmarkt sichern und will User haben, die Facebook verloren gegangen sind, das sind vor allem junge User, die sich von Facebook abgewandt haben. Die will Facebook nicht auf Dauer verlieren, daher die Akquisition.

  • Aber wie passt Whatsapp denn bei Facebook rein, Facebook hat doch schon einen Messenger!?

Stimmt, Facebook hat einen eigenen Messenger, nur ist der nicht besonders erfolgreich. Es ist klug, das einzusehen und dann irgendwann entsprechend zu handeln. Hat Google auch gemacht: Google Video konnte sich nie gegen Youtube durchsetzen, also hat Google Youtube einfach gekauft.

Whatsapp wird nach und nach in die Philosophie von Facebook integriert. Aber sicher nicht im Blitztempo und sicher auch nicht mit der Brechstange. Das hat Facebook mit Instagram auch nicht gemacht. Whatsapp bleibt erst mal eigenständig, aber natürlich werden Verzahnungen mit Facebook eingeführt. Zugriff auf die Facebook-Adressbücher wird es bestimmt schon sehr schnell geben.

  • Jetzt warnen Datenschützer davor, durch die Übernahme von Facebook könnte Whatsapp in Sachen Datenschutz noch problematischer werden. Wieso?

Es liegt auf der Hand, dass Facebook die Nutzerdaten auswerten wird, denn einen anderen Weg, mit Whatsapp genügend Umsatz zu machen, gibt es kaum. Ich glaube nicht, dass Facebook jetzt sofort anfängt und Anzeigen in Whatsapp präsentiert. Aber Facebook könnte registrieren, wann ich wo gewesen bin – und auch mit wem. Solche Daten sind für Facebook interessant, es erlaubt präziser auf meine Bedürfnisse zugeschnittene Werbung. Möglich sind auch neue Werbeformen, die früher oder später auf Whatsapp erscheinen. Das probiert Facebook bei Instagram auch gerade aus: Da können Firmen dafür bezahlen, dass Werbung in Form von Fotos in die Timelines der User gespült wird. Sicher ist: Facebook wird sich etwas einfallen lassen – und zurückhaltend in Sachen Datenauswertung ist Facebook bekanntlich nicht.

  • Aber hat es nicht auch etwas Gutes, wenn alles unter einem Dach ist? Dann müssen Datenschützer nicht mit 100 Firmen verhandeln, sondern nur mit einer.

Es ist zweifellos so, dass an Facebook künftig höhere Erwartungen in Sachen Datenschutz gestlelt werden als an ein kleines Unternehmen. Auch sind die Strafen für mögliche Vergehen bei großen Unternehmen höher. Facebook ist eher gezwungen, auf Datenschutz und Sicherheit zu achten. Es könnte sich also auch positiv auswirken – man wird sehen.

  • Was ist, wenn jemand sich jetzt mit Whatsapp unwohl fühlt. Gibt es Alternativen?

Die gibt es durchaus. Ich möchte da Threema empfehlen. Eine App, die es für Android und iPhone gibt und etwas unter zwei EUR kostet. Threema wurde in der Schweiz entwickelt, es steckt keine große Firma dahinter, die Daten abgreifen könnte. Und das wäre auch schwierig, denn bei Threema werden alle Nachrichten verschlüsselt übertragen, die Schlüssel generiert und verwendet man selbst. Die Verschlüsselung findet im Gerät statt. Der Betreiber kann nichts mitlesen. Das gilt auch für die vorhandenen Kontakte.

Eine andere Alternative ist Telegram. Eine App, die kostenlos ist – und als OpenSource vorliegt. Jeder kann also reinschauen. Auch hier werden die Nachrichten auf Wunsch verschlüsselt übertragen. Kontakte stellt man selbst her. Und: Man kann Nachrichten mit einem Verfallsdatum versehen, dann werden sie nach 5 Sekunden, Minuten, Stunden oder auch nach einem Tag automatisch wieder gelöscht. Auch auf dem Gerät des Empfängers. Nachrichten werden wieder flüchtiger.

  • Nutzen diese alternativen Apps denn viele?

Bislang nutzen eher wenige Menschen die alternativen Apps. Aber seit zwei Tagen haben Threema und Telegram enormen Zulauf. Die User-Zahl hat sich verdoppelt. Aber es bleibt natürlich so. dass man die meisten Leute auf Whatsapp findet und nicht in den anderen Diensten. Wenn man darauf aus ist, möglichst viele Kontakte zu haben, führt – zumindest derzeit – kein Weg an Whatsapp vorbei.

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NSA sammelt auch SMS-Nachrichten

NSA sammelt auch SMS-Nachrichten

Der US-Geheimdienst NSA beschränkt sich nicht auf das Abhören von Telefonen, das Ausspionieren von Handygesprächen und das Überwachen des Internet. Auch SMS-Nachrichten werden von den Schlapphüten der NSA im großen Stil mitgelesen und ausgewertet. Laut aktuellen Berichten der britischen Zeitung „The Guardian“ werden bis zu 200 Millionen SMS-Nachrichten täglich analysiert, gemeinsam mit dem britischen Geheimdienst GCHQ. Dahinter steckt ein Programm namens Dishfire.

Ziel der Überwachung: Die Geheimdienstler suchen nach Informationen über Geldtransaktionen, Reiseplänen sowie Adressdaten. Rund fünf Millionen SMS werden täglich auf diese Weise konkreter untersucht. Auf diese Weise ermittelt die Behörde unter anderem auch soziale Zusammenhänge und Bekanntenkreise.

Smartphone über den Wolken

Smartphone über den Wolken

Apple bestreitet Kooperation mit NSA

Apple bestreitet Kooperation mit NSA

Apple ist einer der wichtigsten Smartphone-Hersteller der Welt und verfügt gleichzeitig über einen immensen Datenschatz: Apple-User speichern ihre Kontakte und Termine in der iCloud, der Hersteller kennt den Aufenthaltsort jedes Kunden, zu jeder Zeit. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn sich die datengierige NSA nicht auch für Apple interessieren würde. (mehr …)

Facebook-App fordert auf Android jede Menge Rechte

Facebook-App fordert auf Android jede Menge Rechte

Wer auf seinem Smartphone oder Tablet eine App installiert, räumt dem Miniprogramm in der Regel am Anfang einige Rechte ein. Schon während der Installation werden die eingeforderten Rechte angezeigt – und der User kann sie akzeptieren oder nicht. Wer die Rechteanforderung nicht akzeptiert, kann die App auch nicht nutzen. Normalerweise sollten die eingeforderten Rechte nachvollziehbar sein. Eine Mathe-App muss nicht die Ortsdaten verwenden, ein Computerspiel braucht eigentlich keinen Zugriff auf die Kontakte.

Die neue Facebook-App für Android-Geräte will auch SMS und MMS lesen und Zugriff auf Termine und vertrauliche Informationen haben. Es regt sich mittlerweile Protest gegen die neue Version der Facebook-App im Netz. Viele sehen nicht ein, Facebook derart weitreichende Rechte an ihren Daten einzuräumen. Das eigentliche Problem ist aber Android, das Google-Betriebssystem der Mobilgeräte. In der neuesten Version bietet Android den Apps nur noch wenige Unterscheidungsmöglichkeiten bei den angeforderten Rechten.

Wer, wie die Facebook-App, auch SMS lesen können möchte, um die Zwei-Wege-Authentifizierung unterstützen zu können, der bekommt automatisch auch sehr viel weitreichendere Rechte zugesprochen – und muss sie anfordern. Google sollte dringend sein Android-Betriebssystem dahingehend optimieren: Mehr Möglichkeiten für den Nutzer, ganz dezidiert zu entscheiden, was eine App darf und was nicht.

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iOS: Wann ist diese SMS eingegangen?

iOS: Wann ist diese SMS eingegangen?

Zum Nachweisen einer Unterhaltung per SMS kann man das Datum heranziehen, an dem eine SMS-Nachricht eingegangen ist oder versendet wurde. Apple hilft uns in iOS 7 weiter. Denn hier lässt sich der exakte Zeitpunkt ermitteln, wann eine SMS gesendet oder empfangen wurde. (mehr …)

Netzcheck: Den Provider einer Mobil-Nummer ermitteln

Netzcheck: Den Provider einer Mobil-Nummer ermitteln

Früher war alles ganz einfach: Hinter der Vorwahl 0171 hat sich das D1-Netz versteckt, hinter 0172 das D2-Netz von Vodafone. Heute ist alles komplizierter. Zum einen gibt es unzählige unterschiedliche Netze und Anbieter, zum anderen können Kunden ihre Rufnummern mitnehmen (portieren). Das bedeutet, wie bei mir selbst: Unter 0171 meldet sich kein T-Mobile-Anschluss, sondern einer von Vodafone.

Das ist dann relevant, wenn man eine Flatrate ausnutzen möchte. Oft sind Anrufe im eigenen Mobilfunknetz kostenneutral, während Gespräche in fremde Netze vergleichsweise teuer sind. Wer nicht genau weiß, in welches Netz er anruft, geht also kostenmäßig ein Risiko ein, wenn er ein langes Gespräch plant. Deshalb kann es sich lohnen, vor dem Anruf herauszufinden, in welches Netz eigentlich angerufen wird.

Hier kann ich nur den Netzcheck von Mobilfunk-talk empfehlen. Einfach die Rufnummer eingeben – und Sekunden später weiß man, in welches Netz man telefoniert, man erfährt auch, ob die Nummer portiert wurde. Bequemer geht es nicht. (Zwar bieten auch die Provider selbst solche Infos an, allerdings unterschiedlich kompliziert, da muss man Sondernummern anrufen oder SMS-Nachrichten verschicken).

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Kanzlerinnen-Handy abgehört

Diese Woche hat ein Thema die Schlagzeilen dominiert: Offensichtlich hat die NSA auch das Handy der Bundeskanzlerin abgehört. Noch dementiert die NSA, aber eine andere Reaktion ist wohl auch kaum von einem Geheimdienst zu erwarten. Die Reaktionen im Netz auf die Lauschaktion: Hohn und Spott. Schließlich hat die Bundesregierung die NSA-Affäre vor einigen Wochen für beendet erklärt und sich nicht sonderlich intensiv damit beschäftigt, dass amerikanische und britische Geheimdienste in großen Stil spionieren.

  • Auf einmal ist die Empörung bei der Bundesregierung groß. Was genau wirft man der NSA denn nun vor? Was wurde abgehört? Das Kanzlerinnen-Handy gilt doch eigentlich als abhörsicher?

Es stimmt: Die Kanzlerin besitzt, so wie alle Bundesminister und viele andere Mitglieder der Bundesregierung, ein abhörsicheres Handy. Ein mit spezieller Technologie ausgerüstetes Smartphone, das nach aktuellem Kenntnisstand nicht abgehört werden kann. Dieses Handy ist auch nicht betroffen. Betroffen ist ein anderes Handy, das die Kanzlerin aber noch viel häufiger benutzt. Ein Nokia-Handy, das Angela Merkel vor allem zur Kommunikation innerhalb der Partei einsetzt.

Das Nokia-Handy wurde vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik ausdrücklich als nicht abhörsicher eingestuft und darf deswegen eigentlich auch gar nicht für dienstliche Zwecke eingesetzt werden. Trotzdem wickelt die Kanzlerin eine Menge vertraulicher Gespräche darüber ab. Nun sieht es danach aus, als ob dieses Handy gezielt abgehört wurde: Telefongespräche und SMS-Nachrichten sind offensichtlich abgehört worden. Das hat eine Untersuchung durch das BSI ergeben.

  • Weiß man denn auch, was ausspioniert wurde, welche Informationen in die Fänge des Geheimdienstes geraten sind?

Nein, das kann man derzeit leider nicht genau sagen. Was genau ausspioniert wurde, ist unbekannt. Es gibt lediglich erheblich konkrete Hinweise, dass spioniert wurde. Bislang bestreiten die Amerikaner, dass spioniert wurde.

  • Es gibt Kritiker, die meinen: Die Kanzlerin hätte das Handy gar nicht benutzen dürfen. Warum?

In der Tat: Wer Zugang zu geheimen Verschlusssachen hat, und dazu zählt die Kanzlerin ohne jeden Zweifel, darf keine eigenen Geräte zur Kommunikation verwenden. Angela Merkel hat damit gegen geltende Vorschriften verstoßen und trägt nach Ansicht von Kritikern eine erhebliche Mitschuld am aktuellen Skandal. Ganz abgesehen davon, dass sie sich in den vergangenen Wochen und Monaten kaum für die NSA-Affäre interessiert hat. Viel unternommen hat sie jedenfalls nicht, um die NSA in ihre Schranken zu weisen.


  • Die Reaktionen nach Bekanntwerden möglicher Schnüffelaktionen auf Angela Merkels Handy durch die NSA waren im Netz alles andere als schmeichelhaft. Was hat es da alles gegeben?

Im Netz gibt es vor allem Hohn und Spott. Das war zu erwarten: Denn wenn eine Regierung wochenlang die NSA-Affäre kleinredet und so tut, es wäre kaum der Rede wert, wenn 80 Millionen Bundesbürger und hunderte Millionen EU-Bürger anlasslos überwacht werden, dann darf man sich nicht wundern, wenn die Community nur Spott übrig hat, wenn es die Bundeskanzlerin selbst auch mal am eigenen Leib erleben muss, wie das ist, Zielobjekt der nimmersatten US-Spione zu sein.

Auf Twitter werden unter dem Hashtag #merkelphone Witze ausgetauscht. Warum ruft Angela Merkel eigentlich bei Präsident Barack Obama an? Sie könnte doch auch einfach in ihr Kanzlerinnen-Handy reden… Und es gibt auch schon passende Tumblr-Blogs wie „Merkel is talking to the NSA“ (merkelphone.tumblr.com). Hier sehen wir endlos viele Aufnahmen von Angela Merkel, wie sie aufs Handy schaut oder ins Handy spricht… Mit Andeutungen, was die NSA so alles mitgehört oder mitgelesen haben könnte. Anspielungen auf das politische Leben der Angela Merkel.

  • Wie reagiert denn die EU auf die immer neuen Erkenntnisse und Enthüllungen?

Anders als die Bundesregierung reagiert die EU immerhin. Das EU-Parlament hat vorgeschlagen, als Reaktion auf die anhaltende NSA-Affäre das Swift-Abkommen auszusetzen. Die EU versorgt die amerikanischen Behörden mit Informationen über Geldtransaktionen und Bankaktivitäten innerhalb der EU. Diese Informationen werden freiwillig herausgegeben. Das sollte ein Ende haben, finden viele. Warum die USA mit Informationen versorgen, wenn die USA selbst ungeniert spioniert und sich nicht an Gesetze hält? Eine konsequente Argumentation.

Dann hat das EU-Parlament diese Woche neue Datenschutzregeln verabschiedet, die deutlich strenger sind als bislang. So sollen Onlinedienste künftig mehr Informationen über gespeicherte Daten preisgeben, insbesondere gegenüber betroffenen EU-Bürgern. Und vor allem das Übermitteln von Daten in die USA wird eingeschränkt.

Doch der EU-Rat hat der Sache jetzt einen Dämpfer verpasst: Die Datenschutzregeln werden wohl weichgespült – und es soll bis 2015 dauern, bis sie verabschiedet werden. Das wurde Freitag aug dem EU-Gipfel entschieden. Vor allem Großbritannien, Irland und Schweden haben auf die Bremse getreten. Angesichts der Brisanz der Lage ist es unverständlich, wieso die EU weiter zögert. Die EU sollte jetzt sofort handeln und nicht warten.

httpv://www.youtube.com/watch?v=6Kc5Xvr24Aw