Achtung, App hört mit

Werden wir belauscht? Wenn Apps Gespräche mithören…

Elon Musk hat jüngst behauptet, die Messenger-App WhatsApp würde seine User belauschen – und ausspionieren. Das wurde wiederlegt. Doch viele Leute glauben, dass Apps mithören und passende Werbung platzieren.

Das Smartphone ist immer mit dabei. In unserer Hosentasche. Oder es liegt auf dem Tisch vor uns, während wir uns unterhalten. Ein stummer Zeuge, der alles mitbekommt. Viele Fragen sich: Hört da eigentlich jemand zu? Ich bekomme ja nicht mit, wenn das Mikro auf ist… Und immer wieder gehen Geschichten viral, dass man sich gerade über etwas unterhalten hat – und zwei Stunden später erscheint die passende Werbung dazu. In einem aktuellen Fall verdächtige ein Mitarbeiter von Twitter den Messenger-Dienst WhatsApp, Gespräche abzuhören – und Twitter-Chef Elon Musk hat das groß getwittert. Was ist dran an diesen Geschichten?

Elon Musk erhebt schwere Vorwürfe gegen Whatsapp

Niemand Geringerer als Elon Musk behauptet auf Twitter, dass der Messenger-Dienst WhatsApp von Meta gelegentlich das Mikrofon aktiviert, um möglicherweise Gespräche zu belauschen. Was ist da dran?

Elon Musk twittert sogar einen Screenshot, indem man genau sieht, dass das mobile Betriebssystem Android den Zugriff auf das Mikrofon protokolliert – in einer Zeit, in der der Mitarbeiter WhatsApp garantiert nicht benutzt hat. Das ist in der Tat eine ungewöhnliche Beobachtung – aber eben noch längst kein Beweis, dass eine gezielte Spionage stattfindet.

Mittlerweile hat sich herausgestellt: Es gibt einen Fehler im mobilen Betriebssystem Android, der zu solchen Protokolleinträgen führen kann, unter bestimmten Umständen und das auf dem Google-eigenen Handy Pixel und auf einigen Samsung-Geräten. Aber es sind fehlerhafte Einträge. Den Zugriff auf das Mikrofon hat es nicht wirklich gegeben. Ein Neustart des Handys beseitigt den Fehler und damit das Problem.

Mikrofon

Aufmerksamkeits-Bias: Wir sehen, was wir sehen wollen

Aber man hört häufig Geschichten, auch im Kollegenkreis: Stellt Euch vor, wir haben über das neue Kleid von Dior gesprochen – und eine Stunde später habe ich eine Werbe-Anzeige im Display dazu gesehen! Das kann doch kein Zufall sein… Wir werden belauscht, heißt es dann. Was ist da dran?

Solche Geschichten höre ich auch immer wieder, sie halten sich hartnäckig. Aber es gibt bislang keine Belege, dass sie den Tatsachen entsprechen. Klar, technisch wäre es denkbar, dass Facebook Gespräche abhört und dann passende Werbung zeigt – oder Google. Was allerdings dagegen spricht: Es würde auffallen. Denn zum einen müsste es unentwegt Zugriff auf das Mikro geben, was protokolliert wird. Z

um anderen würden ständig Daten abfließen, was zumindest Experten auffallen würde. Außerdem ist das praktisch überall streng verboten. Wenn das rauskäme, wären die Unternehmen geliefert. Das kann sich kein börsennotiertes Unternehmen leisten. In Wahrheit tritt ein anderes Phänomen ein: Wir reden über ein Produkt, von mir aus eine Bohrmaschine. Und eine Stunde später erscheint genau die in der Werbung.

Doch wenn wir darüber reden, haben wir uns auch damit beschäftigt. Vielleicht ein Tag vorher eine Webseite gesehen, auf der es um Handwerk geht – und/oder diese Bohrmaschine. Wir haben gegoogelt. Oder andere aus dem Haushalt haben gegoogelt oder einen Artikel gelesen… All das kann dazu führen, dass eine solche Anzeige erscheint. Aber diese Erklärung sehen wir nicht, stattdessen sehen wir eine Bestätigung für einen Verdacht. Hätten wir nicht über die Bohrmaschine gesprochen, wäre uns die Anzeige gar nicht aufgefallen. Das nennt sich Aufmerksamkeits-Bias. Das ist menschlich – aber unzutreffend.

Mythos: Lauschende Apps

Der Mythos, dass Apps Menschen über das Mikrofon ihrer Smartphones belauschen und dann passende Werbung zu den Themen anzeigen, über die sie zuvor gesprochen haben, ist weit verbreitet. Dieser Mythos hat zu vielen Spekulationen und Besorgnis unter den Nutzern geführt. Hier sind einige wichtige Punkte, die dabei helfen können, den Mythos zu verstehen:

  1. Technische Machbarkeit: In technischer Hinsicht wäre es möglich, dass eine App das Mikrofon eines Smartphones aktiviert und Gespräche aufzeichnet. Allerdings wäre dies rechtlich äußerst bedenklich und würde wahrscheinlich gegen die Datenschutzbestimmungen und Gesetze vieler Länder verstoßen.
  2. Mangel an Beweisen: Trotz vieler Behauptungen und Anschuldigungen gibt es bisher keine stichhaltigen Beweise dafür, dass Apps heimlich Gespräche aufzeichnen, um personalisierte Werbung anzuzeigen. Viele dieser Behauptungen basieren auf reinen Spekulationen und Einzelfällen, die nicht ausreichend belegt sind.
  3. Alternative Erklärungen: Es gibt alternative Erklärungen dafür, warum personalisierte Werbung angezeigt wird. Unternehmen sammeln umfangreiche Daten über das Verhalten der Nutzer im Internet, einschließlich Suchanfragen, besuchter Websites und getätigter Käufe. Mit Hilfe von Algorithmen und maschinellem Lernen können sie Profile erstellen und Anzeigen basierend auf diesen Informationen gezielt ausliefern, ohne dass eine tatsächliche Überwachung durchgeführt wird.
  4. Zufall und Aufmerksamkeits-Bias: Oftmals entsteht der Eindruck, dass Apps tatsächlich Gespräche belauschen, weil Menschen dazu neigen, auf Dinge zu achten, die ihre Erwartungen bestätigen. Wenn jemand über ein bestimmtes Thema spricht und kurz darauf eine Werbeanzeige dazu sieht, wird dies als Bestätigung des Mythos interpretiert, während ähnliche Ereignisse, bei denen keine passende Werbung erscheint, einfach ignoriert werden.
  5. Datenschutz und rechtliche Aspekte: Unternehmen sind daran interessiert, das Vertrauen der Nutzer zu wahren und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Eine illegale Überwachung von Gesprächen über das Mikrofon würde nicht nur erheblichen rechtlichen und finanziellen Risiken ausgesetzt sein, sondern auch zu einem massiven Vertrauensverlust führen, der das Geschäftsergebnis langfristig schädigen könnte.

Bitte nicht missverstehen: Es ist zweifellos wichtig, grundsätzlich vorsichtig zu sein und die Berechtigungen von Apps zu überprüfen, um den Datenschutz zu gewährleisten. Wenn jedoch keine stichhaltigen Beweise vorliegen und alternative Erklärungen plausibel sind, sollte der Mythos um das Abhören über das Smartphone-Mikrofon mit einer gesunden Skepsis betrachtet werden.

Siri, Alexa und Cortana hören mit

Allerdings ist es schon so, dass das Mikrofon immer mithören kann – ich kann doch „Hey Siri“ sagen, und man Handy spricht sofort mit mir…

Je nachdem, welches System wir benutzen – Siri, Alexa, Cortana – und wie wir die Geräte eingestellt haben (ob sie durchgängig lauschen sollen oder nicht) sind die Mikros immer offen. Sie verstehen aber nicht jedes Wort. Dafür sind die Geräte zu „dumm“. Sie hören nur den jeweiligen Schlüsselbegriff: „Siri“, „Alexa“, „Cortana“. Fällt das Schlüsselwort, wird eine Aufzeichnung gemacht – und das Gesprochene geht an einen Server in der Cloud.

Dort wird die Sprachanalyse durchgeführt – und die Antwort zurückgeliefert! Das geht blitzschnell, deswegen merken wir es nicht. Aber die Sprachanalyse findet nicht im PC oder Smartphone statt. Dieser Mechanismus wird heutzutage in den modernen Betriebssystemen protokolliert. Wir müssen den Zugriff auf das Mikrofon explizit freigeben – und können das Protokoll einsehen.

Wir können auch bei Siri, Alexa oder Cortona in die Protokolle gehen, online, und uns anhören, was das aufgezeichnet wurde. Das können auch schon mal Gesprächsfetzen sein, etwa wenn wir eine „Alexa“ zu Hause haben und ein „Alex“ zu Besuch ist… Dann springt das System gelegentlich an. Aber auch hier: Ständiges Abhören, das wäre illegal und fällt auf.

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Sicherheitseinstellungen überprüfen

Bedeutet das: Ich muss mir gar keine Gedanken und Sorgen machen, abgehört zu werden?

So würde ich das nicht formulieren. Es ist gut, wachsam zu sein. Ein massenweises Abhören durch Google, Meta und Co. schließe ich aus. Gezielte Spionage aber nicht. Wir wissen von israelischen Unternehmen, die gegen Bezahlung Menschen ausspionieren. Sie jubeln den Opfern Apps unter oder schalten Funktionen frei, die Mikro oder Kamera aktivieren. Dann ist ein Belauschen durchaus möglich.

Aber das wird eher nur in wenigen Einzelfällen geschehen, da aufwändig. Ich empfehle, ab und zu mal in die Sicherheitseinstellungen zu gehen und dort den Zugriff auf das Mikro zu überprüfen: In welchen Apps ist der Zugriff gewährt worden – und braucht es den wirklich? Wann wurde zuletzt auf das Mikro zugegriffen? Kann man alles sehen. Und im Zweifel lässt sich hier auch der Zugriff auf das Mikro wieder deaktivieren, was man auch machen sollte, wenn es keinen guten Grund für die Nutzung des Mikros gibt.

 

 

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