WhatsApp führt Werbung im Status ein – was Nutzer jetzt wissen müssen

von | 16.06.2025 | Social Networks

WhatsApp bleibt nicht mehr ganz werbefrei: Meta führt erstmals Anzeigen im Status-Bereich ein – allerdings nicht in der EU. Was genau geplant ist, warum private Chats tabu bleiben und wie Influencer bald Geld auf WhatsApp verdienen können, erklären wir hier. Ein Überblick über Chancen, Risiken und das gebrochene Versprechen der Gründer.

1. Was plant WhatsApp genau?

Meta (ehemals Facebook) hat angekündigt, ab Mitte Juni 2025 zum ersten Mal Werbung auf WhatsApp anzuzeigen. Aber: Die Anzeigen erscheinen nicht in privaten Chats, Gruppen oder Anrufen – sondern ausschließlich im „Updates“-Tab. Dort finden sich Status-Updates (vergleichbar mit Instagram Stories) und sogenannte Channels, also einseitige Mitteilungen von Unternehmen oder Influencern.

Werbung im Status-/Updates-Bereich

Künftig sehen Nutzer beim Durchblättern der Statusmeldungen Werbeclips oder -grafiken zwischen den Inhalten. Die Anzeigen ähneln denen auf Instagram, allerdings basiert das Targeting nur auf allgemeinen Informationen wie Sprache, Region oder Interaktionen mit öffentlichen Inhalten – nicht auf privaten Nachrichten.

Promoted Channels

Unternehmen oder Creator können ihre Kanäle kostenpflichtig hervorheben lassen, um mehr Reichweite zu erzielen – etwa wie „gesponserte Inhalte“ auf Facebook.

Bezahlte Inhalte (Abos)

Nutzer sollen künftig Channels abonnieren und für exklusiven Content bezahlen können. Meta verzichtet im ersten Jahr auf Gebühren, um das Modell attraktiver zu machen.

2. Wann startet das – und wo?

Der Rollout beginnt ab dem 16. Juni 2025, allerdings zunächst nicht in der EU. Grund dafür sind Datenschutzbedenken und die strengen Vorgaben der DSGVO. In Ländern außerhalb der Europäischen Union – vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika – wird das neue Werbesystem zuerst eingeführt. Eine Ausweitung auf weitere Regionen erfolgt schrittweise.

3. Das ursprüngliche Versprechen: „Keine Werbung!“

Als WhatsApp im Jahr 2009 gegründet wurde, betonten die Gründer Brian Acton und Jan Koum ihr Credo deutlich:

„No ads! No games! No gimmicks!“

Die beiden wollten eine werbefreie, einfache Messenger-App ohne Ablenkung – als Gegenentwurf zu Facebook. Auch nach der Übernahme durch Facebook (heute Meta) im Jahr 2014 hielten sie zunächst an diesem Prinzip fest. Werbung galt als Tabu.

Doch intern gab es bereits damals Konflikte. Brian Acton verließ Meta 2017 im Streit, Jan Koum folgte 2018 – auch wegen Differenzen zur geplanten Kommerzialisierung. Seitdem wurde WhatsApp schrittweise zu einer Plattform für Business-Nutzung umgebaut.

Die Anzeigen erscheinen ausschließlich im Bereich "Status"
Die Anzeigen erscheinen ausschließlich im Bereich „Status“

4. Warum führt Meta jetzt Werbung ein?

a) Monetarisierung: WhatsApp soll endlich Geld verdienen

WhatsApp hat über drei Milliarden Nutzer – ist damit einer der meistgenutzten Messenger weltweit. Doch im Gegensatz zu Facebook und Instagram erzielt Meta hier kaum direkte Einnahmen. Das soll sich jetzt ändern. Ziel ist es, WhatsApp zu einer sogenannten Super-App zu machen – ähnlich wie WeChat in China.

b) Datenschutz: Werbung ja, aber nicht im Chat

Meta betont: Es wird keine Werbung in privaten Chats geben. Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bleibt bestehen. Die Anzeigen tauchen nur in öffentlich sichtbaren Bereichen auf – wie Status und Kanälen.

c) Neue Zielgruppe: Creator und Unternehmen

Mit den neuen Abo-Modellen und Werbemöglichkeiten können Content-Ersteller und Firmen ihre Inhalte gezielt verbreiten – und damit Einnahmen erzielen. Das macht WhatsApp auch für Influencer zunehmend attraktiv.

5. Datenschutzbedenken bleiben

Kritik kommt vor allem von Datenschutzexperten und Organisationen wie „noyb“ (None of Your Business). Sie warnen, dass Meta durch die Werbung schleichend versucht, Nutzerdaten übergreifend zu analysieren – etwa durch Verknüpfung mit Facebook oder Instagram. Zwar sollen Telefonnummern und Chat-Inhalte tabu bleiben, doch über Sprache, Standort und Kanalaktivitäten lässt sich bereits viel ableiten.

In der EU dürfte genau dieser Punkt entscheidend sein, ob das neue Werbesystem überhaupt eingeführt werden darf.

6. WhatsApp für Influencer: Neue Chance zur Monetarisierung

Meta will WhatsApp zur Plattform für Content-Ersteller ausbauen. Denkbar sind:

  • Exklusive Inhalte gegen Bezahlung (z. B. Tutorials, Tipps, Behind-the-Scenes)
  • Bezahlte Channels, vergleichbar mit Patreon oder Substack
  • Direkte Kommunikation mit der Community über Kanäle oder Broadcast-Listen

Influencer können sich so ein neues Standbein aufbauen – mit unmittelbarem Kontakt zu ihrer Zielgruppe.

7. Einordnung: Was bedeutet das für Nutzer?

Vorteile:

  • Private Chats bleiben werbefrei.
  • Wer Inhalte im Updates-Bereich nicht nutzt, wird keine Werbung sehen.
  • Unternehmen und Creator können neue Einnahmequellen erschließen.
  • WhatsApp entwickelt sich zur vielseitigeren Plattform.

Nachteile:

  • Grundprinzip von WhatsApp („Keine Werbung“) wird aufgeweicht.
  • Datenschutz bleibt ein sensibles Thema – vor allem in Europa.
  • Unklar ist, wie freiwillig die Werbung langfristig bleibt, wenn Nutzer den Updates-Bereich regelmäßig verwenden.

Fazit

WhatsApp bleibt im Kern ein Messenger ohne Werbung in privaten Chats – das war Meta offenbar wichtig. Gleichzeitig startet ein vorsichtiger Umbau zu einem kommerziell nutzbaren Ökosystem: mit Werbung im Status, bezahlten Kanälen und Promos für Unternehmen.

Was für Meta ein strategisch kluger Schritt ist, könnte aus Sicht von Datenschützern ein weiterer Dammbruch sein. Bleibt zu hoffen, dass die Balance gewahrt bleibt – zwischen Nutzerfreundlichkeit und Einnahmeinteressen.

Klar ist: WhatsApp wird erwachsener – aber auch kommerzieller.