Widerstand gegen Staatstrojaner

Auch der Staat setzt Trojaner ein, um an wichtige Informationen zu kommen. Solche „Staatstrojaner“ dürfen allerdings nur in seltenen Ausnahmefällem eingesetzt und müssen richterlich angeordnet werden. Trotzdem gibt es Bedenken, was den Einsatz von Staatstrojanern betrifft.

Wenn Polizei, Ermittlungsbehörden und Geheimdienste gezielt Geräte ausspionieren, sind Staatstrojaner im Einsatz. Schnüffel-Software also, wie sie auch Kriminelle einsetzen – nur eben im Staatsauftrag. Erst vor Kurzem wurde ein neuer Staatstrojaner namens Skygofree entdeckt. Auch deutsche Behörden verfügen über Staatstrojaner, setzen sie allerdings nach eigenen Angaben kaum ein.

geralt / Pixabay

 

Trojaner bislang eher selten im Einsatz

Mit einem Staatstrojaner lassen sich alle im Gerät gespeicherten Daten auslesen, also Kontakte, Nachrichten, Chats, aber auch Fotos und Videos einsehen. Trojaner können auch das Mikrofon aktivieren – unbemerkt –, sodass sich Gespräche mithören lassen, die im Raum geführt werden. Auch lassen sich verschlüsselte WhatsApp-Nachrichten entschlüsselt mitlesen oder Skype-Videogespräche belauschen. So ziemlich alles ist denkbar.

Die juristischen Hürden liegen hoch, um einen Staatstrojaner einzusetzen. Das geht nur mit richterlicher Genehmigung und in Einzelfällen, etwa um besonders schwere Kriminalfälle aufzuklären und/oder um konkreten Schaden abzuwenden. Aber auch die technischen Hürden sind hoch. Denn so ein Staatstrojaner muss auf ein ganz bestimmtes Gerät gezielt aufgebracht werden. Anschließend muss der Staatstrojaner kontrolliert, überwacht und bedient werden – ein riesiger Aufwand. Den betreibt man nicht für Eierdiebe.

Trojaner bislang eher selten im Einsatz

Netzaktivisten bei Digitalcourage argumentieren, Staatstrojaner machten das Internet insgesamt unsicherer. Denn auch Unbeteiligte könnten Opfer von Staatstrojanern werden, etwa, wenn die Trojaner über eine infizierte Webseite verteilt werden, über die man Kriminelle erreichen möchte. Das halte ich zwar für unwahrscheinlich, aber denkbar. Viel wichtiger: Trojaner funktionieren nur, wenn es Sicherheitslücken gibt. Denn über solche Sicherheitslücken werden die Staatstrojaner in den Rechner, das Tablet oder das Smartphone eingeschmuggelt.

Der Staat hat deshalb gar kein Interesse, dass alle Sicherheitslücken bekannt und so schnell wie möglich gestopft werden. Vor allem Geheimdienste nutzen gezielt Sicherheitslücken aus. Würden alle Sicherheitslecks zeitnah gestopft, würde es schwierig bis unmöglich, Staatstrojaner zu installieren.

Dieses Argument trifft in jedem Fall zu. Der Staat befindet sich in einem Interessenkonflikt – und entscheidet sich eindeutig dafür, lieber mehr Sicherheitslücken zuzulassen als weniger. Dabei wäre es eigentlich Aufgabe des Staates, uns vor Lecks zu schützen, so wie auch die Autobranche gezwungen wird, immer sicherere Autos zu bauen.

Es ist am Ende natürlich eine Güterabwägung: Welche Möglichkeiten sollen Polizei und Behörden haben – und zu welchem Preis?

 

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