#saveyourinternet: Was passiert mit YouTube wirklich?

von | 16.11.2018 | Digital

Unter dem Hashtag #saveYourInternet ist gerade einiges los: Alle, die YouTube mögemn wie es ist, versuchen hier die sich androhnenden Änderungen am Urheberrecht zu stoppen. Die EU plant in der Tat einige Korrekturen im Urheberrecht, die sich auf die Videoplattformen auswirken können. Aber wie genau?

Kein Wunder, dass viele YouTube-Fans aufgeschreckt sind. Videos wie dieses sorgen dafür: „Warum es YouTube nächstes Jahr nicht mehr gibt“, heißt es hier zum Beispiel. Bereits über 3,7 Millionen Mal angeschaut. Die Macher schüren bewusst Angst. Sie wollen, dass sich die Leute bei ihren Abgeordneten melden und beschweren. Hashtag: #SaveYourInternet.

Etwas übertrieben

Mittlerweile räumen die Macher des Videos sogar selbst ein: Wir haben wohl etwas dick aufgetragen, zu sehr emotionalisiert. Kann man wohl sagen.

Es gibt Dutzende solcher Videos. Unter anderem wohl auch deshalb, weil das Thema gut läuft, sie häufig angeklickt und geguckt wurden. Davon profitieren die Macher.

Das Ganze hat einen ernsten Hintergrund. Denn es gibt eine Einpeitscherin: die YouTube-Cheffin Susan Wojcicki. Sie hat die YouTube-Community zu solchen Aktionen motiviert. Sogar ausdrücklich dazu aufgerufen, etwas gegen die Pläne der EU-Kommission zu unternehmen. Die User auf YouTube dazu zu bewegen, sich zu beschweren.

Wojcicki warnt seit Wochen unentwegt lautstark vor den Plänen der EU, konkret vor der EU-Urheberrechtsreform. Warum? Weil die EU das Urheberrecht anpassen will. Strenger macht. Sollte die EU-Urheberrechtsreform tatsächlich kommen wie geplant, wird es für YouTube und andere zweifellos schwieriger.

Plattformen sollen für Urheberrechtsverstöße haften

Denn die EU möchte, dass in Zukunft die Onlinedienste für Urheberrechtsverstöße haften, nicht mehr die User, die die Inhalte hochladen.

Das regelt der neue Artikel 13. Über den genauen Wortlaut wird noch verhandelt. Geplant ist aber, dass wenn Videos hochgeladen werden, die Texte, Videos, Fotos oder Musik enthalten – und das selbst nur in Auszügen -, YouTube dafür haftet und dafür zahlen muss. Das will YouTube – verständlicherweise – mit allen Mitteln verhindern.

Problem: Upload-Filter

Darum fürchten viele sogenannte Upload-Filter. Schon beim Hochladen wird dann überprüft, ob Musik, Fotos, Videos oder andere geschützte Inhalte im Video enthalten sind, um Klagen zu verhindern. Technisch ist das bei Musik weitgehend möglich – aber bei Fotos, Texten oder anderen Inhalten ist es praktisch unmöglich, alles verlässlich automatisch zu prüfen.

Jede Minute werden 400 Stunden Videomaterial bei YouTube hochgeladen. Es ist tatsächlich unmöglich, alles sorgfältig auf Urheberrechtsfragen zu prüfen.

Denn was, wenn jemand ein Foto in die Kamera hält, ein Lied summt oder ein Video von jemand anderen ins Video schneidet?

YouTube wird sich nicht zurückziehen

Aber wird YouTube sich deswegen aus Europa zurückziehen oder nur noch Videos von Fernsehsendern oder Profis zulassen – wie mitunter behauptet wird? Ganz bestimmt nicht. Übrigens haben andere Plattformen wie Instagram, Facebook oder Vimeo grundsätzlich dasselbe Problem. Und die schlagen nicht so laut Alarm.

Dennoch: Sollten solche Filter kommen, bringt das erhebliche Probleme mit sich. Vieles würde sicher nicht mehr online gehen. Weil: Sicher ist sicher. Mehr Einnahmen hätten Urheber und Künstler aber trotzdem nicht. Und YouTube sogar mehr Macht, weil sie noch öfter entscheiden können, welche Videos online gehen und welche nicht.

Statt Verbieten und Verfolgen lieber Erlauben und Vergüten

Experten bei netzpolitik.org schlagen ein anderes Konzept vor: Die Plattformen vergüten pauschal. Also alle Urheber bekommen Geld. Dafür dürfen Inhalte frei verwendet und in den Sozialen Netzwerken geteilt werden. „Statt Verbieten und Verfolgen also Erlauben und Vergüten“ (ZITAT), fordern die Experten.

Das wäre die bessere Lösung. Dann wäre zum Beispiel das Zitatrecht abgedeckt. Und netztypische Kunst wie Memes wären weiter möglich. Noch ist in der EU das letzte Wort nicht gesprochen. Aber eins scheint klar: Es wird sich wohl etwas ändern in der Netzwelt.