Keine Selfies, sondern Killfies aus dem Urlaub

Urlaubszeit. Reisezeit. Fotozeit. Ist doch so: Wenn wir reisen, machen wir besonders gerne Fotoaufnahmen. Das war schon immer so – hat aber in Zeiten von Handy-Kameras, Sozialen Netzwerken und Selfies zweifellos einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Freunde müssen doch wissen, wo ich bin. Und einfach nur ein Strandfoto – das reicht vielen nicht mehr. Es müssen exzentrische Bilder her, und da wird immer öfter auch ein erhebliches Risiko eingegangen. Selbst in Lebensgefahr bringen sich manche.

Nicht wenige Menschen bringen sich in Gefahr, um möglichst spektakuläre Aufnahmen zu machen.

Wer möglichst viele Likes ergattern will auf Instagram, TikTok und Co., der muss schon was bieten. Ein Selfie beim Eincrèmen mit Sonnenmilch ist schön und gut – aber nicht der Hit. Also wird auf die oberste Spitze des Gipfels gekraxelt, sich auf den hervorstehenden Bergfels gestellt – oder sogar gesetzt. Hauptsache, es gibt ein cooles Foto. Oder Video. Ultimative Aufnahmen sollen her.

Also kopfüber in ein unbekanntes Gewässer hüpfen: Jeder erfahrene Schwimmer rät davon ab. Selfie-Rambos machen es trotzdem. Hauptsache, es sieht gut aus. Und das ist ganz schön gefährlich. Immer wieder passieren Unfälle: Die Leute rutschen aus, kommen nicht mehr runter oder verletzen sich beim Sprung. Die Zahlen explodieren. Deshalb gibt es für dieses waghalsige und wenig ratsame Verhalten auch bereits einen einprägsamen Namen: Killfie – statt Selfie.

Selfie auf dem Berg
Adventure man standing outdoor on the top of a mountain with blue sky in background – concept of travel and trekking or hiking sport activity – people and technology outdoor

Verantwortung der Influencer auf Instagram, Tiktok und Co

Reisen ist ein absolutes Trendthema und funktioniert in allen Plattformen sehr gut. Gerade auf den bildgewaltigen Plattformen wie Instagram oder TikTok. Es gibt Reise-Influencer, die berichten seriös, verantwortungsvoll und mit Anstand über Reiseziele in aller Welt. Aber eine leider alles andere als kleine Zahl muss alles auf die Spitze treiben: Sie ignorieren sogar Absperrungen, nur um ihre spektakulären Aufnahmen zu machen.

Da gerade in den Sozialen Medien so ziemlich alles kopiert wird, versuchen auch viele User die halsbrecherischen Stunts nachzuahmen. Es ist also unverantwortlich, solche Aufnahmen – auch noch in großer Zahl – zu posten. Das bringt Menschen in Gefahr, die an denselben und ähnlichen Plätzen dieselben Aufnahmen machen wollen – oder noch ausgefallenere. Es ist ein Teufelskreis. Aber die wenigsten Influencerinnen und Influencer fallen durch Verantwortungsbewusstsein auf, Hauptsache, Klicks und Likes.

Natur wird überrannt

Es geht ja auch nicht nur darum, ob man sich in Gefahr begibt, sondern auch, ob die Natur überrannt wird.

Allerdings. Im Naturschutzpark Bertechtesgarden hat man sich dazu entschlossen, einen kleinen natürlichen Infinity-Pool – ein kleiner Bergvorsprung, der sich in der Natur mit Wasser füllt – zu sperren. Weil Instagram-Hörige dort hin pilgern. Bis zu 350 Leute haben da täglich Fotos gemacht – und Schlange gestanden. Die Influecencerin Yvonne Pferrer fällt da besonders negativ auf: Sie hat im Juni 2020 ein Foto an der Stelle gemacht – und auch ein Video.

Viele ihrer 1,4 Mio. Follower wollten es ihr nachmachen. Der Naturschutzpark hat Pferrer gebeten, die Aufnahmen aus dem Netz zu nehmen, um keine Nachahmer mehr zu motivieren. Doch sie hat abgelehnt. So ist das, wenn man ausschließlich seinem Narzissmus und dem Geldverdienen verpflichtet ist. Sicherlich ein besonders unrühmliches, aber leider kein untypisches Beispiel. Wer die Natur genießen will, der sollte sie auch schützen – und Absperrungen respektieren. Und Drohnen sind in den meisten Naturschutzparks auch nicht erlaubt. Trotzdem setzen viele Influencer sie sein.

Influencerin Yvonne Pferrer nimmt keine Rücksicht auf die Natur

Was Ihr beachten solltet

Die meisten  gehören sicherlich eher nicht in die Gruppe der rücksichtslosen Influencer und ihre Nachahmer. Was muss man denn sonst so beachten, wenn man Fotos im Urlaub macht und in die Netzwerke stellt?

Am wichtigsten finde ich, die eigenen Kinder nicht erkennbar abzulichten. Für den eigenen Bedarf ist das ja OK – aber nicht, wenn die Bilder im Netz landen sollen. Egal, wie alt die Kinder sind. Immer unkenntlich machen, das ist wirklich wichtig.

Denn niemand möchte peinliche Bilder von sich im nicht-vergesslichen Internet entdecken. Das gilt auch für die eigenen Aufnahmen. Lieber zwei Mal drüber nachdenken, was im Netz landet. Denn was heute noch witzig ist, das ist es morgen vielleicht schon nicht mehr. Natürlich ist es auch nicht clever, sich bei Rechtsverstößen aufzunehmen: Beim Campen an einer Stelle, wo es nicht erlaubt ist. Beim Klettern an einer Stelle, die abgesperrt ist. Etc. Auch wenn es manchen schwer fällt: Es muss nun wirklich nicht alles ins Netz.

 

 

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