Energie sparen: Auch ans Netz denken!

von | 03.08.2022 | Digital

Das Internet verbraucht mehr Energie als ganz Indien: Jede einzelne Aktivität im Netz hat einen Anteil daran. Durch bewusste Nutzung von Cloud, Apps und Netz lässt sich durchaus Energie einsparen – und der CO2-Ausstoß verringern.

Noch vor wenigen Monaten macht Verkehrsminister Volker Wissing in einem Tweet darauf aufmerksam, dass jedes gepostete Foto von einer Mahlzeit Energie. Der Minister wurde für seine Bemerkung mit Häme überschüttet. Aber in der Sache hatte er Recht: Alles, was wir im Netz tun, ist mit teilweise erheblichem Energieaufwand verbunden.

Was Wissing nicht gesagt hat: Auch Scrollen im News-Feed von Instagram oder TikTok kostet Energie. Sogar mehr als das Posten eines Fotos.

TikTok verbraucht vergleichsweise viel Energie

TikTok verbraucht vergleichsweise viel Energie

TikTok verbraucht mehr Energie als Instagram

Eine Minute durch den TikTok-Newsfeed zu scrollen, verursacht laut einer Studie des Analyse-Unternehmens Greenspector drei Mal mehr CO2-Ausstoß als das Scrollen bei Facebook. Beim Business-Netzwerk LinkedIn ist es noch mal deutlich weniger. Was damit zu tun hat, dass dort weniger Videos gepostet werden, die automatisch loslaufen.

TikTok ist damit bei den Social Media Netzwerken in punkto Energie-Verbrauch der Spitzenreiter.

Aber alles verbraucht Energie. Das Internet ist (fast) immer da. Wenn nicht, liegt es nicht am Internet selbst, sondern an der mangelnden Versorgung vor Ort. Doch um rund um die Uhr Internet anbieten zu können, sind enormen Kraftanstrengungen erforderlich – und damit einhergehend eine Menge Energieverbrauch. Wäre das Internet ein Land, es verbrauchte mehr Energie als ganz Indien.

Mindestens 6% des weltweiten Stromverbrauchs

Der Weltklimarat IPCC warnt in seinem jüngsten Bericht erstmals vor dem „steigenden Energiebedarf von Rechenzentren und IT-Systemen“: Mittlerweile sind Nutzung und Betrieb des Internet inzwischen für sechs bis zwölf Prozent des gesamten globalen Stromverbrauchs verantwortlich. Bis zum Jahr 2030 – so die Befürchtung – könnten es 50% des globalen Stromverbrauchs sein.

Ergo: Wer Energie sparen will, kann hier unmöglich wegschauen.

Wer weiß schon, wie viel Energie nötig ist, um eine Anfrage bei Google zu beantworten?

Ganz präzise lässt sich das nicht sagen – aber annäherungsweise. Und es ist ganz sicher mehr, als die meisten vermuten: Laut Berechnungen verbraucht eine einzelne Anfrage bei Google rund 0,003 Wattstunden. Schon 1.000 Suchanfragen lassen eine 30-Watt-Glühbirne für eine Stunde leuchten. Angesichts von acht Milliarden Suchanfragen allein auf Google pro Tag kommt da einiges an Energieaufwand zusammen.

Jede einzelne Suchanfrage verbraucht Energie

Jede einzelne Suchanfrage verbraucht Energie

Jede einzelne Suchanfrage kostet Energie

Keineswegs nur in den Rechenzentren von Google, sondern auch in den vielen anderen Rechenzentren von Netzbetreibern, Providern und Mobilfunkanbietern. Denn damit unsere PCs, Notebooks und Mobilgeräte online gehen können, ist im Hintergrund eine Menge Aufwand erforderlich. Aufwand, den wir nicht sehen – und über den sich die meisten auch keine Gedanken machen.

 Jede einzelne eingesparte Suchanfrage bei der Suchmaschine unseres Vertrauens entlastet das Netz – und spart Energie ein. Denn Rechenzentren benötigen viel Strom, vor allem für die Kühlung der Rechner und Server. Bei sinkender Netznutzung ist weniger Kühlung nötig – und die Stromnetze sind entlastet. Denn noch beziehen nur wenige Rechenzentren ihre Energie aus eigenen Energiequellen (etwa Google oder Apple in Kalifornien).

Energie sparen: So geht‘s

Damit lässt sich ohne Übertreibung sagen: Alles, was nicht online erledigt wird, spart Energie ein. Deswegen hier ein paar Tipps, wie sich global Energie einsparen lässt – vor allem bei den Cloud-Diensten.

 Weniger Suchanfragen: Anstatt eine Webadresse zu googeln, lieber die Internetadresse direkt eingeben. Wer Webseiten regelmäßig besucht, legt dafür am besten Favoriten an – das erspart Suchanfragen. Bei 1.000 eingesparten Suchanfragen kann eine 30-Watt-Birne eine Stunde leuchten.

Videos abschalten im Team Call: Eine Studie aus dem Jahr 2021 belegt: Wer in einem Team Call die Videos abschaltet, reduziert seinen CO2-Fußabdruck um 96%.

Geringere Auflösung beim Streaming: Filme und Serien zu streamen ist besonders energieaufwändig. Laut US-Studien verursacht eine Stunde Streaming so viel CO2 wie eine Fahrtstreckt von 1,8 Kilometern in einem durchschnittlichen PKW. Wer anstatt in 4K-Qualität „nur“ in HD-Qualität streamt, spart 86% Energie.

 E-Mails löschen: Wer seine nicht mehr benötigten E-Mails löscht, macht Platz frei in seinem Cloud-Speicher. Wenn das alle machen, kommen gigantische Speichermengen zusammen, die freigegeben werden – und das erspart den Einsatz von vielen Servern und damit Energie.

 Videos nicht automatisch abspielen: Ob auf Youtube, im Browser oder auf Facebook oder Intagram: Überall werden Videos automatisch abgespielt („Autoplay“). Das lässt sich sich durch entsprechende Einstellungen bei Facebook, Youtube oder im Browser (für Videos auf Webseiten) abstellen. Denn werden Videos nicht automatisch abgespielt, lässt sich eine Menge Energie einsparen. Bei Bedarf kann man die Videos manuell starten.

 Download statt Streamen: Wer sich unterwegs Filme, Serien oder Videos anschauen will, sollte sie zu Hause im WLAN downloaden, anstatt sie unterwegs zu streamen. Denn ein Download im WLAN braucht nur einen Bruchteil des Energieaufwandes. Das Mobilfunknetz verbraucht deutlich mehr Energie – und erzeugt einen größeren CO2-Footprint.

Streaming benötigt am meisten Bandbreite und damit Energie

Streaming benötigt am meisten Bandbreite und damit Energie