Clubhouse macht also irgendwie Lust auf mehr Audio auf dem Smartphone. Und hat eine regelrechte Welle losgetreten. Facebook hat eine regelrechte Audio-Offensive angekündigt, Podcasts inklusive. Aber auch Apple will den Podcast-Bereich ausbauen. Man hat fast den Eindruck: Audio ist das neue Video. Was ist geplant, was kommt bei Facebook und was hat Apple vor?
Facebook will den Erfolg von Clubhouse ganz offensichtlich kopieren. Mark Zuckerberg kündigt an, dass Audios künftig denselben Stellenwert wie Fotos oder Videos haben sollen. Das ist mal eine Ankündigung, da Audios bislang nicht die geringste Rolle spielen – außer als Sprachnachrichten in WhatsApp oder Facebook Messenger.
Facebook selbst soll im Sommer diesen Jahres die sogenannten Live Audio Rooms bekommen, die am ehesten mit Clubhouse zu vergleichen sind. Im Grunde verbergen sich dahinter Chat-Räume, in denen sich die Menschen unterhalten können – live. Ein Gastgeber lädt ein, beliebig viele Menschen können kommen, einfach nur zuhören oder sich auch beteiligen. Das soll erst nur für Gruppen und Prominente angeboten und später dann ausgebaut und ausgeweitet werden.
Sound Bites: Kurze Audio-Schnipseln
Aber es kommen auch kurze Audioschnipsel, „Sound Bites“ genannt – zum anderen Podcast-Unterstützung. Bei den Sound-Bites geht es nicht um Live-Audios wie beim „Live Audio Room“, sondern um Soundschnipsel, die User künftig posten können. Also: Nicht nur Texte, Fotos und Videos im Post, sondern auch Audios. Kurze Sprachnachrichten zum Beispiel, Musik oder Diskussionen – als Ergänzung eines Beitrags.
So etwas fehlt bei Facebook und Twitter bislang völlig. Facebook wird nicht nur eine Aufnahme- und Abspiel-Funktion bieten, sondern auch Werkzeuge, um Audios zu bearbeiten. Etwa Filter, um Sprache und Stimmen zu verzerren, vielleicht auch Jingles etc. Solche Spielereien kennen wir auch von Fotos und Videos – jetzt also auch in der Audiowelt. Ich erwarte, dass es auf Facebook zu einer regelrechten Schlacht kommt: Wer ist der erste mit mehr oder weniger einfallsreichen Sound-Effekten und Ideen…
Podcasts auf Facebook: Kooperation mit Spotify
Aber auch das Thema Podcasts soll bei Facebook künftig eine Rolle spielen.
Facebook kooperiert mit Spotify – hier gibt‘s es viele kostenlose, allgemein verfügbare Podcasts, aber auch durchaus einige Podcasts, die es nur auf Spotify gibt. Diese Podcasts werden auf Facebook zu hören sein. User können Podcasts einbinden und bewerten. Podcast-Macher könnten auf Facebook direkt mit ihren Hörerinnen und Hörern in den Dialog treten. Es soll auch möglich sein, Ausschnitte aus Podcasts hörbar zu machen.
Das ist schon interessant und gibt Podcasts einen ganz neuen Stellenwert. Darüber hinaus will Facebook auch proaktiv Podcasts und Podcast-Episoden anbieten, passend zum jeweils diskutierten Thema. Auch das macht Podcasts besser sichtbar. Sehr geschickt von Facebook: Ohne in Inhalte investieren zu müssen, sind sie trotzdem präsent – und im Umfeld lässt sich wunderbar Werbung verkaufen.
Podcast-Macher werden aktiver als bisher schon auf Facebook ihre Podcasts bewerben – und sind zunehmend abhängig von Facebook, weil Mark Zuckerbergs Netz sie sichtbarer machen und Hörerinnen und Hörer bringt.
Apple führt Bezahlmöglichkeit für Podcasts ein
Apple ist da offenbar weiter entwickelt, denn Apple bietet schon seit Jahren die Möglichkeit, Podcasts zu abonnieren und abzuspielen und stellt entsprechende Plattformen und Apps bereit. Nun soll es auch bei Apple einen Schritt weiter gehen: Podcasts, die etwas kosten. Schon im Mai soll’s lostehen.
Apple hat in der Tat Bezahldienste im Audiobereich angeboten. Das ist interessant, denn Apple war der erste Anbieter, der für Musik, Apps und Filme Gebühren berechnet hat – und hat damit die Akzeptanz für bezahlte Apps und Inhalte eingeführt. Jetzt kommen Audio-Inhalte.
Apple bietet Anbietern von Podcasts und Audios die Möglichkeit, künftig Gebühren zu nehmen. Für einzelne Folgen, monatlich, jährlich .- kleine Beträge (49 Cent) oder saftige Gebühren für hochwertigen Content, alles ist möglich. Apple knüpft einige Bedingungen. So dürfen die Podcasts dann keine Werbung enthalten zum Beispiel.
Aber die Podcasts müssen nicht exklusiv bei Apple eingestellt werden. Das ist ein sehr interessanter Schritt. Denn viele Podcaster suchen nach Möglichkeiten, mit ihrer Arbeit auch etwas zu verdienen. Natürlich behält Apple eine ordentliche Provision ein, im ersten Jahr rund 30% des Umsatzes. Kommen soll das schon recht bald, mit iOS14.5, iPas OS 14.5 und MacOS 11.3.
Mehr Audio: Das wird sich durchsetzen
Insgesamt eine Menge Neuerungen.
Ich bin davon fest überzeugt. Podcasts erfreuen sich generell hoher Beliebtheit – weil viele Tiefe bieten. Und was Neues im Bereich Fotos oder Videos kann es nicht mehr geben, da ist wohl alles erfunden. Audio-Inhalte werden „wertig“, da sie bezahlt werden können. Auch Facebook führt die Möglichkeit ein, Audios mit „Stars“ zu belohnen – auch eine Möglichkeit, Inhalte zu bezahlen. Eine sehr interessante Entwicklung – weg von den werbefinanzierten Inhalten.