Disk oder Stream: Was ist klimatechnisch nachhaltiger?

von | 06.06.2021 | Digital

Wer nachhaltiger leben will, sollte alles auf den Prüfstand stellen – auch den Medienkonsum. So stellt sich zum Beispiel die Frage, ob das Anschauen von Filmen auf DVD/Blu-Ray oder streamen klimafreundlicher ist. Eine Frage, die sich gar nicht so einfach beantworten lässt, wie man auf den ersten Blick meinen könnte.

In Wohnzimmer ein eigenes Regal für die Lieblingsfilme auf DVD? Das hat heute kaum noch jemand. Denn man kann es ja auch streamen, ob bei Netflix, Amazon, Sky, in den Mediatheken der ARD oder wo auch immer. Die Frage der Bequemlichkeit wäre damit geklärt: Streamen ist zweifellos bequemer.

Aber was ist klimatechnisch nachhaltiger: Streamen – oder eine DVD kaufen? Ganz so einfach, wie das auf den ersten Blick erscheinen mag, ist es nämlich gar nicht.

DVD Regal

Nachhaltigkeit: Es kommt drauf an

Die Antwort lautet: Kommt drauf an. Wird ein Film auf DVD gepresst und per Post zugestellt, nur einmal angeschaut und dann irgendwann womöglich wieder entsorgt, spricht eine Menge dafür, dass die Klimabilanz für die DVD negativ ausfällt. Der Energieaufwand für Produktion und Zustellung der Disk ist höher als einmal einen Film als Stream anschauen.

Aber einen Film auf DVD schaut man sich vielleicht mehrmals an. Da wird die Energiebilanz der DVD schon besser. Erst recht, wenn man die DVD weitergibt, an seine Freunde oder Familie. Das spart dann alles enorm viele Streamingdaten ein. Wird eine Film fünf oder zehn Mal auf DVD angeschaut, ist die Klimabilanz besser ist als beim Streaming. Es sei denn, die DVD wird jedes Mal mit einem Auto über lange Distanzen geholt und gebracht – wie früher, als es noch Videotheken gegeben hat. Dafür weiß die Forschung: Wer streamt, schaut mehr – weil die Inhalte so einfach verfügbar sind.

Was zeigt: Es ist einigermaßen kompliziert. Aber generell könnte man sagen: Je öfter ein Film auf DVD angeschaut wird, desto besser für die Klimabilanz.

Auch Streamen belastet das Klima

Vielen ist gar nicht klar, dass auch Streamen Energie kostet – und CO2 ausstößt.

Es muss jedem klar sein: Auch Streamen kostet sehr viel Energie und erzeugt eine Menge CO2 – wir sehen es nur nicht, weil das Internet für uns unsichtbar ist. Eine aktuelle Studie des französischen Think Tanks “The Shift Projects” beziffert den globalen CO2-Ausstoß, der durch die Informations- und Kommunikationstechnologie verursacht wird, mit 3,7 Prozent.

Klingt zunächst nicht viel, ist aber enorm – vor allem, wenn man einen Vergleich heranzieht: Die zivile Luftfahrt macht nur 2% aus. Der Energieverbrauch des Internet explodiert aber. Denn Video – egal ob auf Youtube oder im Streamingdienst – verbrauchen riesige Datenmengen.

Das gilt besonders für die Filme bei Streamingdiensten, die eine sehr hohe Auflösung haben – also viele Daten verbrauchen und somit klimaschädlich sind. Video-Streaming hat laut aktueller Studie allein 2018 mehr als 300 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent verursacht. So viel wie das gesamte Land Spanien in einem Jahr. Man kann also nicht sagen, dass Streamen klimaneutral ist.

Streamen per Netflix

Schätzungen sind recht präzise

Aber kann man das denn wirklich so genau sagen, wie viel Energie jeder einzelne verbraucht beim Streamen – das hängt doch von vielen Faktoren ab?

Richtig: Die Studie muss mit Schätzwerten arbeiten und kann deshalb nicht präzise sein. Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob ein Rechenzentrum noch mit klassischer Energie arbeitet oder mit regenerativen Energien. Viele Rechenzentren werden aus Gründen des Klimaschutzes, aber auch aus Kostengründen umgestellt.

Es kommt auch darauf an, auf welchem Gerät jemand streamt – also übergrößer Fernseher oder kleines Tablet –, wo die Videos gespeichert sind und vieles andere mehr. Aber ganz grundsätzlich stimmen die Zahlen eben doch. Aber da der Datenverkehr im Internet rasant zunimmt, wachen auch Energiebedarf und CO2-Ausstoß, auch wenn der Datenaustausch jedes Jahr um 20 Prozent effizienter.

Jeder hat Einfluss auf die Nachhaltigkeit

Jeder hat Einfluss darauf, wie viel Energie verbraucht wird, wenn er einen Film streamt.

Es gibt hier verschiedene Dinge zu beachten. Generell: Je höher die Bildauflösung des Films, desto mehr Daten müssen transportiert werden – das kostet Energie und erzeugt CO2. Wer einen Film oder eine Serie streamt, sollte daher nur die Auflösung verwenden, die auch sinnvoll ist. Es muss nicht 4K auf einem Handy oder Tablet sein.

Hinzu kommt natürlich, dass ein sehr großer Monitor mehr Energie verbraucht als ein kleiner – aber das ist bei DVD und Streamen gleich. Dann macht es auch noch einen Unterschied, wie die Daten auf mein Gerät kommen. Streame ich zu Hause im WLAN per DSL, verbraucht das deutlich weniger Energie als im Mobilfunknetz.

Wer unterwegs etwas anschauen, aber Energie sparen will, lädt den Film oder die Serie vorher zu Hause oder im Hotel per WLAN aufs Gerät und speichert alles offline, um unterwegs nicht ins Mobilfunknetz zu gehen. Das spart enorm viel Energie.

 

 

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