Manche denken, Donald Trump könnte es in drei Jahren wieder versuchen mit einer Präsidentschaftskandidatur. Das will gut vorbereitet sein. Jetzt hat Trump eine eigene Plattform (App) gestartet – und noch im Testbetrieb wurde sie von Anonymous gehackt.
Donald Trump hat am Mittwoch erklärt, ein neues Social Network starten zu wollen – mit dem Namen „Truth Social“. Das Konzept erinnert mehr an Twitter als an Facebook und soll laut Trump der „Tyrannei von Big Tech standhalten“.
So weit kann man das ja verstehen: Donald Trump ist bei Twitter, Facebook und Youtube gesperrt. Zwar aus guten Gründen, weil viele seine Postings als Aufrufe zur Gewalt verstanden werden können. Aber es bleibt trotzdem fraglich, ob es richtig ist, einen Ex-Präsidenten komplett mundtot zu machen. Oder überhaupt irgend einen Menschen.
Vor einigen Monaten hat Trump schon mal einen Twitter-ähnlichen Blog gestartet
„Online-Krieg gegen Hass“
Besonders professionell gemacht ist die nun gestartete Plattform allerdings nicht: Die Hackergruppe „Anonymous“ konnte sich Zugang zur App verschaffen und die ganze App kapern. Sie haben Fake-Accounts angelegt, etwa für Trump selbst, aber auch für seinen früheren Berater Stephen Bannon, für den Verschwörungstheoretiker Ron Watkins und Twitter-Chef Jack Dorsey.
Unter diesen Accounts wurden dann abenteuerliche Postings abgesetzt. Auch beleidigten sie den Twitter-Gründer Jack Dorsey und erkundigten sich nach dem Verbleib der ehemaligen First Lady Melania Trump. Anonymous betrachtet die Bemühungen nach eigener Darstellung als Teil des „Online-Kriegs gegen Hass“.
Einen Punkt hat die Hackergruppe gemacht: Trumps Netzwerk ist wohl alles andere als sicher, wenn es einer Hackergruppe in weniger als zwei Stunden gelingt, einzudringen, Fake-Accounts anzulegen und Unruhe zu stiften. Die Plattform wurde übrigens gleich wieder geschlossen.
Rechtliche Probleme mit der Software
Weiteres Problem: Der Programm-Code, auf dem die Plattform basiert, scheint zu großen Teilen vom Online-Netzwerk Mastodon zu stammen. Mastodon funktioniert so ähnlich wie Twitter und ist ein Micro-Blogging-Dienst. Die Software wurde als OpenSource veröffentlicht. Jeder kann die Software benutzen, muss das aber laut Lizenz auch benennen – und vor allem: Das Ergebnis von Modifikationen muss auch als OpenSource bereitgestellt werden.
Bedeutet: Trumps Medienfirma müsste ihre Software auch der Allgemeinheit zugänglich machen. Das ist aber nicht passiert. Trump hat also öffentlich zugängliche Software benutzt, kostenlos, sein eigenes Ergebnis aber für sich behalten.
Erfolgschancen ungewiss
Nun ist es doch ganz grundsätzlich keine schlechte Idee, eine Alternative zu Facebook, Twitter und Co. an den Start zu bringen und aus den gemachten Fehlern zu lernen. Ein Netzwerk, das ohne Hass und Hetze auskommt und ohne brutalstmögliche Kommerzialisierung.
Ob das Trumps Anliegen ist? In seinem Netzwerk würden sich vermutlich nur Menschen mit einer ganz bestimmten Meinung versammeln. Die Bubble wäre also von Anfang an da. Es gäbe vermutlich wenig Streit, aber auch keine ernsthaften Diskussionen.
Wollte man eine wirkliche Alternative auf den Markt bringen, müsste die unbelastet von solchen Aspekten an den Start gehen. Ein Netzwerk mit der Idee einer Wikipedia – das wäre was.
Welche Wirkung Social Media entfalten kann, wird noch untersucht