Face Swap: Hilfe, was macht mein Gesicht in einem Porno?

von | 16.10.2023 | Digital

Face Swap Apps: Sie ermöglichen es, die eigenen Gesichter oder die von Freunden in die Szene eines Actionfilms einzusetzen – aus Gaudi! Aber leider wird die KI-Technologie immer öfter auch missbraucht – mit schlimmen Folgen.

Im jüngsten Kinofilm aus der „Indiana Jones“-Reihe sehen wir einen Harrison Ford, der auf magische Art und Weise um über 40 Jahre verjüngt ist.

Das zeigt eindrucksvoll, wozu KI heute schon in der Lage ist. Nicht nur in Hollywood, es gibt Dutzende Apps, mit denen wir Spaß-Fotos oder -Videos produzieren können, indem wir unsere Gesichter in andere Szenen montieren. Allerdings werden diese KI-Technologien immer öfter missbraucht, etwa um Menschen zu diskreditieren oder erpressen.

So ist es zum Beispiel kein Problem, mit KI Pornobilder zu erzeugen, in denen prominente Köpfe zu sehen sind. Solche Fälle nehmen dramatisch zu, davor warnt die gemeinnützige Organisation Hateaid.

Jedes Gesicht hat tausende von Punkten, die von der KI vermessen werden

Jedes Gesicht hat Tausende von Punkten, die von der KI vermessen werden

Faceswap: So funktioniert das technisch

Die KI untersucht das Gesicht, das in eine Szene montiert werden soll, und ermittelt dabei Tausende von Datenpunkte: Abstand der Augen, Breite der Nase, wie hoch sitzt die Nasenwurzel, Augenfarbe, hänge das Lid oder ist das Auge offen, Ohrenabstand, Kinnpartie, die genauen Positionen zueinander… Das erledigt die KI blitzschnell.

Dadurch entsteht praktisch eine digitale „Maske“, wie in den „Mission Impossible“-Filmen, die auf jedes andere Gesicht fototechnisch montiert werden kann. Im Prinzip erstellt die KI auch vom Ziel-Gesicht eine solche Maske, um das eine Gesicht dann perfekt durch das andere ersetzen zu können.

Dazu ist eine Menge Rechenaufwand nötig, denn im Ziel kann das Gesicht leicht nach links oder rechts schauen, es kann schwierige Lichtverhältnisse geben, vielleicht sind auch Teile des Gesichts im Ziel verdeckt – das muss die KI alles berücksichtigen.

Früher konnte eine KI nur ein frontales Gesicht ersetzen. Heute sind auch schon kompliziertere Situationen mit der KI zu meistern.

Missbrauch: Gesichter von Frauen werden auf nackte Körper montiert

Missbrauch: Gesichter von Frauen werden auf nackte Körper montiert

KI erzeugt heute qualitativ hochwertige Fotos

Wie gut die Qualität solcher durch KI erzeugten Medien ist,  hängt von vielen Faktoren ab, etwa der Qualität der Fotoaufnahme mit dem Gesicht, die man verwendet. Aber auch, in welches Foto oder Video das Gesicht rein montiert wird.

Hat man als Basis ein Foto, auf der die Person nach links schaut und wo die Haare alles verdecken, kann die KI das Gesicht nicht genau erkennen. Ein typisches Porträtfoto – wie im Personalausweis – funktioniert am besten. Dann hängt es auch davon ab, welche KI zum Einsatz kommt.

Einige liefern qualitativ hochwertige Aufnahmen, die durchaus andere täuschen können. Andere sind nicht ganz so überzeugend, vielleicht weil sie vor allem der Unterhaltung dienen. Allerdings muss man sagen: Die KI-Anwendungen werden prinzipiell immer besser.

Sie arbeiten zunehmend akkurater und liefern immer schneller Ergebnisse. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis solche KI-Systeme täuschend echte Aufnahmen produzieren, die einer eingehenden Überprüfung erfordern, um als Fake-Bild aufzufliegen.

Deepfakes haben heute eine erstaunliche Qualität

Deepfakes haben heute eine erstaunliche Qualität

Missbrauch der KI-Technologie

Klar: Mit KI Gesichter in ein anderes Motiv zu montieren oder auszutauschen kann witzig und unterhaltsam sein, zum Beispiel wenn ich mein Gesicht in eine Actionszene eines Kinofilms montiere – oder in ein berühmtes Bild oder Foto.

Es kann aber eben auch missbraucht werden. Etwa, wenn das Gesicht eines Menschen – man denke an Politiker, aber auch an Aktivisten – in ein Foto oder Video montiert wird und es aussieht, als hätten sich zwei Menschen getroffen, die sich noch nie begegnet sind.

Es reicht schon das Porträtfoto auf einem Social Media Account, um ein Gesicht in eine kompromittierende Situation zu montieren. Diese Deepfake-Technologie wird zum Beispiel auch genutzt, um die Gesichter von Frauen in Pornos zu montieren – in Fotos wie in Videos.

Laut aktuellen Studien sind vor allem Frauen gefährdet, mit solchen diskreditierenden, missbräuchlichen Deepfakes unter Druck gesetzt oder diskreditiert zu werden.

Face Swap durch KI erkennen

Jetzt kommt natürlich die entscheidende Frage: Lassen sich solche Deepfakes denn nicht erkennen oder mittelfristig verhindern oder verbieten?

Die Qualität der Deepfakes wird immer besser. Natürlich können Profis mithilfe forensischer Methoden erkennen und auch nachweisen, dass ein Foto mit KI erzeugt wurde. Doch was nützt das, wenn eine Person vorher schon diskreditiert wurde?

Das Problem ist tatsächlich groß. Moderne KI-Anwendungen gehen dazu über, die Spielregeln anzupassen. Sie versuchen auch, zum Beispiel die Montage in Pornobilder zu verhindern.

Aber es gibt KI-Anwendungen wie Deep Nude, um nur ein Beispiel zu nennen, die nichts anderes machen als Gesichter auf nackte Körper zu montieren – und diese Anwendung ist frei im Umlauf. Ein komplettes Verbot wird da schwierig. Es ist wichtig, dass wir alle wissen, dass Fotoaufnahmen heute leicht manipuliert werden können und dass wir nicht alles glauben, was wir sehen.

 

 

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