KI bietet viele interessante Möglichkeiten – und niemand möchte den aktuellen Hype verpassen. Snapchat hat jetzt einen Chatbot in seinen Messenger eingebaut: User können mit dem Chatbot plaudern – wie mit einem Freund, im eigenen Profil. Und TikTok setzt einen neuen KI-Filter ein, der selbst viele User erschreckt.
Künstliche Intelligenz, KI, ist gerade das „Buzz Word“ der Tech-Branche. Alle bringen was mit KI auf den Markt. Das gilt auch für die Social-Media-Dienste. Snapchat, Whatsapp, Tiktok: Sie experimentieren mit KI und bieten jetzt unterhaltsame Bots an – oder entwickeln KI-gestützte Filter, um Selfies aufzuhübschen.
Und die machen ihre Arbeit so gut, dass es kaum auffällt, dass Filter im Einsatz sind. Aber Filter, die man nicht ohne Weiteres als solche erkennt, lassen uns glauben: Die anderen sehen aber höllisch gut aus… Kinder, die mit Bots plaudern und ihr Gesicht mit KI aufpimpen.
Snapchat: Chatbot My AI mit eigenem Profil und Avatar
Schauen wir erst einmal auf Snapchat. Eine Art Instagram für die ganz Jungen, könnte man sagen. Ein Messenger zum Chatten, der mittlerweile aber auch voller Videos ist. Jetzt hat Snapchat einen neuen Dienst eingeführt: „My AI“.
Snapchat hat einen Chatbot in die App eingebaut. Allerdings erstmal nur für zahlende Snapchat-Plus-Kunden, die rund 5 EUR im Monat für solche Extras zahlen. Oberhalb des normalen Chat-Bereichs gibt es eine Chat-Registerkarte. Wer darauf tippt, kann direkt mit dem Chatbot plaudern. User können um Geschenkvorschläge für Freunde bitten, Rezepte abrufen oder ganz generell Fragen stellen. #
Es handelt sich dabei um ChatGPT, die KI von OpenAI, über die im Augenblick alle reden. Aber eine abgespeckte Version: Die User können weder ihre Hausaufgaben beim Bot bestellen, noch damit in der Schule spicken. Auch soll der Chatbot Flüche, Gewaltdarstellungen sowie sexuelle oder politisch heikle Themen aussparen. Eine weichgespülte Version von ChatGPT. Und trotzdem warnt Betreiber Snap sogar ausdrücklich: Bitte nicht alles ernst nehmen, was der Bot ausspuckt.
Chatbots wird es künftig in vielen Messengern geben
Wer nur Fragen stellen will, könnte natürlich theoretisch auf die Webseite von ChatGPT gehen – und den Dienst dort nutzen.
Snapchat aber „verpackt“ den Chatbot hübsch: User können ein eigenes Profil für ihren Chatbot einrichten. Auch mit einem eigenen Foto/Avatar versehen, einen Namen vergeben – und dann mit dem virtuellen Freund chatten. Genau dort, wo sich die jungen User gerade aufhalten.
So entsteht früher oder später der Eindruck, man würde in der App mit einem Freund chatten. Und der ist immer da und bereit zu antworten. Der Chatbot ChatGPT verhält sich unter Snapchat anders als auf der Webseite: Eine andere Sprache, eingeschränkte Funktionen, gewissermaßen optimiert auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendliche.
Genau das werden wir in Zukunft öfter sehen: Auch Twitter, Whatsapp und Facebook haben angekündigt, in ihre Dienste oder Messenger Chatbots einzubauen. Die Anbieter wissen aber noch nicht so genau, wie das aussehen soll. Snapchat war nur besonders schnell – alle anderen werden auch kommen, früher oder später.
TikTok mit Beauty-Filter „Bold Glamour“
TikTok hat diese Woche auch mit KI von sich Reden gemacht. Aber kein Chatbot, sondern einen Filter, der mit Hilfe von KI Gesichter aufhübscht. Ein Beauty-Filter.
Das ist eigentlich nichts Neues. Doch „Bold Glamour“, so heißt der neue Beauty-Filter, der gerade alle erstaunt, weil er optisch gesehen ziemlich überzeugende Ergebnisse liefert, sorgt auf de Videoplattform für Aufruhr.
Das Besondere an dem neuen Filter: Man nimmt kaum oder gar nicht wahr, dass hier ein Beauty-Filter im Einsatz ist. Wenn man die Person nicht kennt, die man da sieht, könnte man das alles für echt halten. Die neue KI analysiert das Gesicht – und perfektioniert es nach dem Schönheitsideal, das im Filter einprogrammiert ist. Berücksichtigt dabei aber die Besonderheiten des jeweiligen Gesichts. Das funktioniert sogar in Bewegung und im Video. Auf diese Weise werden alle aufgehübscht – denn wer will dann noch ohne Filter vor die Kamera?
Schönheitsideal der KI: Bold Glamour in der Kritik
Es gibt unüberhörbare Kritik an dem neuen KI-Filter. Selbst viele User finden es nicht witzig, was der Filter da macht. Weil der Filter nicht nur pimpts, sondern auch verändert.
Der Filter optimiert Gesichter nach seinen Vorstellungen. Die Augenbrauen werden dunkler, Wimpern dichter, die Haut glatter und Nasen schmaler. Das Ergebnis hat dann allerdings nicht mehr viel mit dem natürlichen Vorbild zu tun, sondern zeigt ein oft unerreichbares Schönheitsideal. Eine Userin, die den Filter ausprobiert hat, meint über ihr Vorher-Nachher-Bild: „Niemals habe ich mich hässlicher gefühlt.“ Das sagt schon alles. So etwas führt zwangsweise zu Frust bei allen, die nicht von alleine so gut aussehen.
Und das ist das Problem – das ja nun wahrlich nicht neu ist: Die Sozialen Medien prägen und beeinflussen die Wahrnehmung von Schönheit, sagen Psychologen – das war schon immer so. Wird durch die neuen Filter auf TikTok, die früher oder später unweigerlich auch zu Instagram kommen, aber weiter verstärkt.
Eltern sollten das wissen – und unbedingt offen mit ihren Kindern darüber sprechen.
Es wäre sicher sinnvoll, wenn mit solchen KI-Filtern aufgepimpte Aufnahmen in Zukunft automatisch gekennzeichnet wären. Um Missverständnisse und Frust zu vermeiden…