Meta Smartglasses: Achtung, Aufnahme!

von | 17.11.2023 | Hardware

Meta hat gemeinsam mit RayBan eine smarte Brille auf den Markt gebracht: Die kann nicht nur Musik abspielen, sondern auch Fotos oder Videos machen – und sogar live streamen. Über Möglichkeiten und Risiken.

Eine Brille, wie aus einem James-Bond-Film erinnert: Wer eine „Meta Smartglasses“ aufsetzt hat für Außenstehende eine typische Sonnenbrille oder ganz normale Brille auf der Nase. Doch in der stylischen Brille, vor allem in den Bügeln ist jede Menge Hightech verbaut. Kostenpunkt: ab 329 EUR.

In der linken und rechten Front sind kleine Linsen verbaut, die vergleichsweise gute Aufnahmen machen – völlig diskret

In der linken und rechten Front sind kleine Linsen verbaut, die vergleichsweise gute Aufnahmen machen – völlig diskret

Musik aus dem Bügel

Die Brille kann eine ganze Menge. Eingebaute Lautsprecher versorgen den Träger zum Beispiel diskret mit Musik, ohne dass Umstehende etwas mitbekommen. Ein Tippen am Bügel startet oder stoppt die Musik, ein Wischen kontrolliert die Lautstärke.

Doch eine der interessantesten und zweifellos auch wesentlichen Eigenschaften ist die eingebaut Kamera: Ein kurzer Tipp auf den Button vorne rechts im Bügel, und die in der Brillenfront verborgenen Linsen (eine für nah, eine andere für fern) machen eine Aufnahme. Geräuschlos und unbemerkt. Einmal lange drücken, und die Smartglasses dreht ein Video – bis maximal 60 Sekunden Länge.

Fotos und Videos in der Meta View App

 Die Aufnahmen werden in der Brille gespeichert und lassen vom Besitzer jederzeit mit der neuen „Meta View“-App ins Smartphone holen. Dort entsteht dann mit der Zeit eine Galerie aller Aufnahmen. Auf Wunsch erstellt die App automatisch zusammengeschnittene Videoclips für Social Media – denn dafür ist die Brille, die in einer Zusammenarbeit aus Meta-Konzern und RayBan entstanden ist, vor allem gedacht.

Die Aufnahmequalität ist erstaunlich hochwertig. Es entstehen allerdings keine 16:9-Aufnahmen, sondern vertikale Fotos und Videos, wie sie auf Facebook, Instagram, TikTok und Co. heute üblich sind. Meta hat mit der Brille einiges vor: Creator, also Menschen, die Inhalte für Social Media erstellen, sollen ein neues Werkzeug an die Hand bekommen für attraktive Inhalte. „Mitten drin“, das ist die Idee – aber auch eine Gefahr.

Achtung Aufnahme: Unbemerkt fotografieren

Es ist also damit zu rechnen, dass in Zukunft viele Menschen nicht mehr mit dem Smartphone in der Hand Fotos oder Videos machen – was man immerhin als Passant erkennt –, sondern ganz diskret mit der Brille. Wer nicht genau hinschaut, käme niemals auf die Idee, dass gerade eine Aufnahme entsteht.

Der Benutzer hört einen kurzen Ton – als Bestätigung, dass ein Foto oder Video gemacht wird. Doch so leise, dass Umstehende das nicht hören können. Allerdings hat Meta in der Smartglasses LEDs verbaut. Die leuchten bei einem Foto kurz auf, bei einem Video sieht man bei genauem Hinsehen ein pulsierendes Licht. Nur muss man das auch erkennen – und einordnen können. Im Freien fällt dieses LED-Licht kaum auf.

Träger müssen Regeln beachten

Wer eine solche Smartglasses-Brille aufsetzt, muss also verantwortungsvoll handeln. Das Recht am eigenen Bild gilt auch für diesen Kameratyp. Einzelne Personen dürfen nur mit Einverständnis fotografiert werden – es muss also vorher gefragt werden.

Der auf IT-Recht spezialisierte Rechtsanwalt Michael Terhaag aus Düsseldorf weist darauf hin: „Nicht nur ist das Recht am eigenen, auch bewegten, Bild zu achten, sondern auch eine Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes zu vermeiden. Heimliche Bild- und Tonaufnahmen sind sogar strafbar, von möglichen Unterlassungs- oder gar Schadensersatzansprüchen einmal ganz abgesehen.“ Wer Aufnahmen macht, muss also strikt darauf achten, keine Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten zu riskieren.

Das gilt insbesondere auch für Live-Streams: Metas neue Brille ist in der Lage, live auf Facebook oder Instagram zu streamen. Alles, was der Träger der Brille sieht, geht bei entsprechender Verbindung sofort auf Social Media live. Wer das macht, nur weil es einfach ist, ohne bestehende Schutzrechte zu achten, macht sich definitiv strafbar.

Sprachsteuerung und weitere Fähigkeiten

Die „smarte“ Brille ist auch ein Mini-Sprachassistent: Wer mag, kann mit „OK Meta“ auch einen Sprachbefehl absetzen – und dann ohne die Hände zu benutzen durch „Take a photo“ ein Foto machen, oder auch eine Videoaufzeichnung starten. Im Augenblick „versteht“ die Brille noch kein Deutsch – das wird aber kommen.

Auch ist angekündigt, dass Metas Smartglasses mit KI versorgt wird. Es wird möglich sein, die Brille zu fragen: „Vor welchem Gebäude stehe ich gerade?“ Oder die KI in der Brille beantwortet, welche Pflanze man sich gerade anschaut oder welches Tier. Das können durchaus interessante Funktionen sein, vor allem für Menschen mit Sehschwäche.

Die Brille ist seit einigen Tagen im Handel erhältlich und die Auswahl ist groß: Hersteller RayBan bietet neben klassischen Farben (grüne oder braune Gläser) und Gehäusen (verschiedene Modelle) nun auch transparente Versionen, die einen Blick auf die Technik im Inneren des Bügels erlauben. Auch transparentes Glas gibt es – und wer mag, kann sogar „echte“ korrigierende Gläser einsetzen lassen. Mehr als 150 Varianten stehen zur Auswahl, die ja nach Modell und Gläsern zwischen 329 und 409 EUR kosten.

 

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