Ein interessanter Vorgang: Ein Riese wie Meta startet einen global beachteten neuen Dienst – in 100 Ländern weltweit. Nur nicht in der EU. Weil hier Gesetze gelten, die Konsumenten schützen. Ist das nun gut – oder schadet das der Innovation?
Twitter hat schon immer seine Herausforderungen gehabt, aber seit der Übernahme durch Elon Musk hat sich der Kurznachrichtendienst so stark verändert, dass viele Nutzer nach Alternativen suchen. Von gesperrten Accounts über strikte Monetarisierung bis hin zu technischen Problemen – die Liste der Veränderungen ist lang und hat viele Nutzer verunsichert.
Threads: Die neue Hoffnung
In diesem Kontext hat sich ein neuer Konkurrent mit großem Potenzial hervorgetan: Threads. Dieser Kurznachrichtendienst wurde von Instagram, einem Tochterunternehmen von Meta, entwickelt und am 6. Juli 2023 gestartet – allerdings nicht in der EU.
Bereits im März 2023, nur vier Monate nachdem Musk den Kauf von Twitter abschließen musste, gab es erste Berichte darüber, dass Meta an einer eigenen Konkurrenz zu Twitter arbeitet. Im Mai tauchten dann erste geleakte Screenshots im Netz auf.
Der beeindruckende Start von Threads
Meta ist bereits der größte Social-Media-Konzern der Welt. Mit Facebook, Whatsapp und Instagram kommt das Unternehmen von Mark Zuckerberg zusammen auf rund sieben Milliarden Accounts. Im Vergleich dazu kam Twitter im Jahr 2022 auf ein weltweites Publikum von 368 Millionen.
Was Threads im Vergleich zu anderen Plattformen wie Mastodon oder Bluesky einen enormen Startvorteil beschert, ist die bestehende Nutzerbasis von Instagram. Mehr als eine Milliarde Konten können sich sofort einloggen, ohne einen neuen Account anlegen zu müssen. Selbst ohne europäische Nutzer brauchte Threads nur sieben Stunden, um den Meilenstein von 10 Millionen Nutzern zu erreichen. Nach einem Tag waren es bereits 30 Millionen.
Der europäische Markt: Eine verpasste Chance?
Trotz des beeindruckenden Starts stellt sich die Frage, warum Meta auf den europäischen Millionenmarkt verzichtet. Die Antwort auf diese Frage ist nicht ganz einfach und erfordert ein tieferes Verständnis der rechtlichen und technischen Herausforderungen, die mit einem solchen Schritt verbunden sind.
Der Digital Markets Act: Ein Stolperstein für Meta
Ein wichtiger Faktor, der Meta davon abhält, Threads in der EU zu starten, ist der Digital Markets Act (DMA). Dieses Gesetz wurde von der Europäischen Union eingeführt, um den Wettbewerb im digitalen Markt zu fördern und zu regulieren. Es zielt darauf ab, die Dominanz von großen Tech-Unternehmen zu begrenzen und kleineren Unternehmen mehr Chancen zu geben.
Der DMA stellt strenge Anforderungen an sogenannte „Gatekeeper“-Unternehmen, also Unternehmen, die eine dominante Position im Markt einnehmen und den Zugang zu bestimmten Diensten oder Produkten kontrollieren. Meta, mit seinen Milliarden von Nutzern und einer Vielzahl von Plattformen, fällt definitiv in diese Kategorie.
Unter dem DMA müssen Gatekeeper-Unternehmen eine Reihe von Verpflichtungen erfüllen, darunter die Gewährleistung der Interoperabilität ihrer Dienste, das Verbot von exklusiven Vorinstallationen und das Verbot von Maßnahmen, die den Wettbewerb behindern könnten. Diese Anforderungen könnten für Meta eine Herausforderung darstellen, insbesondere wenn es darum geht, Threads in der EU zu starten.
Zum Beispiel könnte die Anforderung der Interoperabilität bedeuten, dass Meta Threads so gestalten muss, dass es mit anderen Kurznachrichtendiensten kompatibel ist. Dies könnte zusätzliche technische Herausforderungen und Kosten verursachen. Darüber hinaus könnte das Verbot von exklusiven Vorinstallationen bedeuten, dass Meta Threads nicht automatisch auf den Geräten seiner Nutzer installieren kann, was die Verbreitung der App erschweren könnte.
Fazit: Ein schwieriger Weg nach Europa
Insgesamt stellt der Digital Markets Act eine erhebliche Hürde für Meta dar, wenn es darum geht, Threads in der EU zu starten. Während das Unternehmen sicherlich die Ressourcen hat, um diese Herausforderungen zu bewältigen, könnte es entscheiden, dass die Kosten und der Aufwand einfach zu hoch sind.
Es bleibt abzuwarten, ob Meta in der Zukunft einen Weg finden wird, Threads in der EU zu starten. Bis dahin müssen europäische Nutzer auf andere Alternativen zurückgreifen oder auf Umwegen versuchen, Zugang zu Threads zu bekommen.