Metas Threads als Twitter-Alternative?

von | 15.12.2023 | Social Networks

Es ist so weit: Metas Kurznachrichtendienst Threads ist jetzt auch in Deutschland und Europa erreichbar. Der Twitter-Klon hat durchaus Chance auf Erfolg.

Das Twitter von heute ist nicht mehr das Twitter von damals, das vor 16 Jahren an den Start gegangen ist. Seit sich Twitter in den Händen von Elon Musk befindet, gibt es viel Kritik am Kurznachrichtendienst. Viele fühlen sich nicht mehr wohl und sagen oder denken: Ach, wenn es doch nur eine Alternative gäbe…

Und die gibt es jetzt tatsächlich: Meta, der Mutterkonzern von Facebook, hat vor einigen Monaten ein neues soziales Netzwerk namens „Threads“ gestartet, das als Twitter-Alternative verstanden werden kann – und vom Start weg für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat. Bislang war es in Europa nicht zugänglich.

Meta hat seinen Dienst Threads jetzt auch in Deutschland gestartet

Meta hat seinen Dienst Threads jetzt auch in Deutschland gestartet

So sieht der Twitter-Klon Threads aus

Marck Zuckerberg will offensichtlich die Gunst der Stunde nutzen: Seitdem Elon Musk bei Twitter die Zügel in der Hand hält, geht es dort drunter und drüber. Ein guter Zeitpunkt für eine Alternative. Und die lautet: Threads. Es handelt sich um eine eigenständige App, die man jetzt auch in Europa laden kann. Wer einen Instagram-Account hat, kann sich bei Threads direkt anmelden – und sieht auch gleich all seine Freunde, die er bei Facebook und Instagram hat.

Nur so ist es möglich, dass Threads weltweit bereits 100 Mio. regelmäßige Nutzer hat. Einfach Login – und drin. Wer Threads startet, kann es erst mal nicht glauben: Es sieht wirklich sehr nach einen Twitter-Clone aus. Man kann Texte, Links, Fotos und bis zu 5 Minuten lange Videos posten.

Die Texte können bis zu 500 Zeichen lang sein. Bei Twitter sind es 280 Zeichen. Das Netzwerk zeigt einem vor allem Texte und Empfehlungen von Freunden, es gibt keine chronologische Timeline. Aber das ist alles erst der Anfang.

Die Ähnlichkeit zu Twitter ist nicht von der Hand zu weisen

Die Ähnlichkeit zu Twitter ist nicht von der Hand zu weisen

Threads erst verspätet in Europa gestartet

Wieso gab es Threads eigentlich erstmal nur in den USA?

Offiziell begründet Meta seine Zurückhaltung mit den gesetzlichen Regelungen in Europa. Seit Mai gilt in der EU der „Digital Markets Act“, der Plattformbetreiber wie Meta unter besondere Verantwortung stellt und den Wettbewerb fördern soll. Es drohen hohe Bußgelder, wenn gegen geltendes EU-Recht verstoßen wird. Der Digital Markets Act hat insbesondere das Ziel, kleinere Unternehmen zu schützen.

Meta ist ein Riese mit bereits sieben Milliarden Accounts weltweit, rechnet man Facebook, Instagram und WhatsApp zusammen. Twitter bringt es gerade mal auf 368 Millionen Accounts. Wenn nun also ein Riese wie Meta kommt und einfach so eine Alternative zu Twitter anbietet, ist das in punkto fairer Wettbewerb ein großes Problem.

Doch die Bedenken konnten ganz offensichtlich zerstreut werden. Jetzt ist Threads auch in Europa und damit Deutschland zu haben.

Threads kommt von Meta – gut oder schlecht?

Jetzt gibt es also eine Alternative zu Twitter für alle Frustrierten dort. Aber ist es denn wirklich clever, von Twitter zu einem Dienst von Meta zu wechseln?

Berechtigte Frage. Es ist schon einigermaßen absurd, dass ausgerechnet der Meta-Konzern, der mit Facebook, Instagram und WhatsApp ohnehin schon den Kommunikationsmarkt dominiert und rücksichtslos Daten einsammelt und nutzt, dass ausgerechnet dieser Konzern als „Heilsbringer“ fungieren soll.

Diese Bedenken gibt es. Auf der anderen Seite: Menschen, die schon bei Facebook und Instagram sind, haben in dem Sinne – aus ihrer Sicht – nichts mehr zu verlieren. Mark Zuckerberg weiß doch sowieso schon alles… Meta betreibt Milliarden von Social Media Konten weltweit. Das birgt für die Menschen einen großen Vorteil: Es ist zum einen bequem sich bei Threads anzumelden, wenn man schon einen Account bei Facebook und/oder Instagram hat.

Es dauert nur Sekunden. Und: Es gibt eine begründete Aussicht, dass sehr bald die Freunde und Kollegen, die man sonst auch um sich scharrte, auch bei Threads sind. Das schaffen Bluesky und Mastodon, die nicht-kommerziellen Alternativen zu Twitter nicht.

Threads soll Geld verdienen

Meta hat den Dienst Threads ja nicht entwickelt, um Elon Musk zu ärgern, sondern um Geld damit zu verdienen. Was lässt sich denn verdienen?

In der Tat haben Mark Zuckerberg, der Chef von Meta, und Elon Musk schon längere Zeit einen Battle: Sie gehen sich gegenseitig öffentlich an und fordern sich zum öffentlichen Kampf heraus. Aber das geht nicht so weit, dass Zuckerberg extra dafür eine App entwickelt, nur um Elon Musk zu ärgern.

Der Kurznachrichtendienst ist generell ein interessanter Markt, der bislang mehr oder weniger nur von Twitter belegt ist. Und so klein ist er nicht: Obwohl Twitter nicht optimal geführt wird, verdient das Unternehmen rund 4,4 Mrd Dollar pro Jahr. Also keine Kleinigkeit.

Ein Konzern wie Meta könnte deutlich mehr herausholen, weil sie Weltmeister im Verkaufen von Werbung sind und ihre Dienste optimal verzahnen können. Es wird also spannend und für Twitter ganz sicher nicht einfacher.

 

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