Prank-Videos: Youtuber beim Dreh erschossen

von | 13.02.2021 | Digital

Ja: Filme über Streiche sind auch bei „Verstehen Sie Spaß?“ oft alles andere als witzig. Aber was auf Youtube, Instagram, Tiktok und Co. als Streich (englisch: Prank) durchgehen soll, ist teilweise erschreckend. Auf die Opfer der teilweise schrecklichen Inszenierungen wird keine Rücksicht genommen – und dann tauchen sie auch noch in Videos auf. Prank Videos sind ein unappetetlicher Trend.

Was würden wir wohl tun, wenn plötzlich zwei junge Männer Anfang 20 wie aus dem Nichts auftauchen und mit langen Fleischermessern bewaffnet auf uns zukommen? Panische Angst wäre eine mehr als natürliche Reaktion. Und wer bei Verstand ist und keinen Fluchtweg entdeckt, macht sich bereit zum Widerstand.

Eine typische „Fight-or-Flight“-Situation: Flüchten oder Kämpfen. Unser Gehirn ist darauf programmiert.

Prank Videos auf Youtube

Youtuber erschossen – weil er Menschen zu Tode erschreckt

In den USA hatte das jetzt schlimme Folgen: Ein junger Mann hat einen 20-Jährigen erschossen. Einen mit Fleischermesser in der Hand. Der meinte nämlich, es sei eine witzige Idee, gemeinsam mit einem Freund – ebenfalls mit einem Fleischermesser ausgerüstet – eine Gruppe junger Menschen zu „überraschen“ und zu erschrecken – um das Ganze auf Video festzuhalten.

Weil man das halt so macht – auf Youtube und Co. „Prank“-Videos werden solche vollkommen kranken Inszenierungen verharmlosend genannt. „Prank“ = Streich.

Jetzt ist der Youtuber tot. Weil in den USA nun mal viele Menschen Waffen tragen – und sich einer aus der angegriffenen Gruppe gewehrt hat. Wer will es einem Opfer eines derartigen Prank-Unsinns verdenken, dass es sich wehrt. Notwehr. Oder – weil keine tatsächliche Bedrohung bestand, diese aber nach vernünftigem Ermessen angenommen werden konnte und musste – Putativ-Notwehr.

Der Youtuber tot. Der junge Mann, der sich wehren musste, vermutlich traumatisiert. Ein toller Spaß, oder?

Prank: Menschen erschrecken soll lustig sein

Und das alles nur, weil es ein Youtuber unterhaltsam findet, Menschen grausame Streiche zu spielen.

Auf Youtube, Instagram, TikTok und Co. verbreitet sich der Trend schon länger. Damit die Videos auch geliked, geklickt, geteilt werden, am besten immer eine Nummer härter als im Video davor. Youtuber verdienen damit sogar Geld – Youtube selbst natürlich sowieso. Abartig.

Ich bin ganz ehrlich: Ich habe dafür nicht das geringste Verständnis. Empathielos, brutal, verrückt. Selbst gemeinhin als „harmlos“ geltende Videos sind furchtbar. Was ist zum Beispiel lustig daran, Kleinkinder zu erschrecken, indem man sich in ein Gorilla-Kostüm begibt und sie traumatisiert? Die Kinder erleben einen Schockmoment – und dann werden die kleinen, bedauernswerten Opfer auch noch öffentlich bloß gestellt.

Es gibt kein harmlos – jeder Schrecken hat Folgen

Und wofür? Für Aufmerksamkeit. Schadenfreude. Fame. Für Geld.

Youtube verbietet solche Videos laut Richtlinien – aber nur „bei Streichen, bei denen die Opfer glauben, sie seien in ernsthafter Gefahr“. Als Beispiel führt das Portal fingierte Einbrüche oder Schießereien an. Aber auch ein Mensch, der in eine Dose greift und ihm/ihr springt eine Vogelspinne entgegen oder ein zweijähriges Kind, das plötzlich von einem Plüschbären in Lebensgröße angegriffen wird, fühlt sich in Lebensgefahr. Solche Videos sind aber erlaubt und entsprechend zu sehen.

Die Beispiele zeigen: Harmlos gibt es nicht. Zum einen, weil Angst immer traumatisierend sein kann – erst recht, wenn diese Situation nicht selbst gewählt wurde (etwa, indem man ins Kino geht). Zum anderen, weil es genügend Verrückte in dieser Welt gibt, die meinen, in diesen überdrehten Medien alles toppen zu müssen.

Prank ist nicht lustig. Prank ist krank.

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