Vorsicht vor der WhatsApp-Falle: Wie Betrüger mit Fake-Investmentchancen dein Geld klauen

von | 21.06.2025 | Social Networks

Das Bundeskriminalamt schlägt Alarm: Immer mehr Anleger fallen auf perfide Betrugsmaschen herein, die über WhatsApp, Instagram und Co. verbreitet werden. Die Täter nutzen dabei bekannte Gesichter der Finanzwelt – und ihre Methoden werden immer raffinierter.

Stell dir vor: Du bekommst eine WhatsApp-Nachricht von jemandem, der vorgibt, ein bekannter Finanzexperte zu sein. Er verspricht dir den heißen Tipp für die nächste Kursrakete – eine Aktie, die angeblich in den nächsten Tagen explodieren wird. Schnell handeln sei wichtig, sonst ist die Chance vertan. Klingt verlockend? Dann bist du bereits in die Falle getappt.

Das perfide Spiel mit Namen und Vertrauen

Die Betrüger haben ihre Hausaufgaben gemacht. Sie kopieren nicht einfach nur Profilbilder bekannter Finfluencer wie Marc Friedrich oder Promis wie Frank Thelen aus „Die Höhle der Löwen“. Nein, sie bauen über Monate hinweg komplette Fake-Profile auf, posten regelmäßig Inhalte und schaffen so den Anschein von Authentizität. Das Perfide daran: Sie nutzen das hart erarbeitete Vertrauen echter Experten, um ahnungslose Anleger zu ködern.

Thomas Kehl vom beliebten YouTube-Kanal „Finanzfluss“ kann ein Lied davon singen. In einem emotionalen Video berichtete er von der Flut an Fake-Profilen, die seinen Namen und sein Gesicht missbrauchen. Besonders frustrierend für ihn: Selbst wenn er die gefälschten Accounts bei Meta meldet, passiert nichts. Seine Vermutung? Die Scammer investieren hohe Werbebudgets – und Meta hat schlichtweg kein Interesse daran, diese lukrativen „Kunden“ zu verlieren.

WhatsApp ist eine der populärsten Apps und deshalb auch beliebt bei Cyberbetrügern
WhatsApp ist eine der populärsten Apps und deshalb auch beliebt bei Cyberbetrügern

Pump and Dump: Das alte Spiel in neuem Gewand

Das Geschäftsmodell der Betrüger ist so simpel wie effektiv: Sie konzentrieren sich auf sogenannte „Penny Stocks“ – Aktien kleiner Unternehmen mit geringem Börsenwert und wenig Handelsvolumen. Hier reichen schon kleine Käufe aus, um den Kurs künstlich in die Höhe zu treiben.

Der Plan läuft dann folgendermaßen ab:

  1. Die Betrüger kaufen massenhaft Aktien einer kleinen, unbekannten Firma
  2. Sie bewerben diese Aktien aggressiv über ihre Fake-Profile als „Geheimtipp“
  3. Arglose Anleger springen auf und kaufen ebenfalls
  4. Der Kurs steigt durch die erhöhte Nachfrage
  5. Die Betrüger verkaufen ihre Aktien mit Gewinn
  6. Der Kurs bricht zusammen – die betrogenen Anleger bleiben auf ihren Verlusten sitzen

Diese Masche nennt sich „Pump and Dump“ oder „Scalping“ und ist alles andere als neu. Neu ist nur die Professionalität, mit der sie heute über soziale Medien abgewickelt wird.

Rote Flaggen erkennen: So schützt du dich

Die gute Nachricht: Mit etwas Aufmerksamkeit lassen sich die Betrüger meist entlarven. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und das BKA haben klare Warnsignale identifiziert:

Sofort misstrauisch werden solltest du bei:

  • Unaufgeforderten Anlagetipps über WhatsApp, Telegram oder andere Messenger
  • Aggressiver Bewerbung mit unrealistisch hohen Gewinnversprechen
  • Künstlichem Zeitdruck („Nur heute verfügbar!“, „Letzte Chance!“)
  • Kostenlosen „Geheimtipps“ von angeblichen Experten

Genauer hinschauen solltest du bei Unternehmen, die:

  • Eine deutschsprachige Website haben, aber im Ausland sitzen
  • An Börsen außerhalb der EU gelistet sind
  • Nur im weniger regulierten Freiverkehr deutscher Börsen gehandelt werden
  • Kein erkennbares Geschäftsmodell haben oder zu denen sich kaum Informationen finden lassen
Enkeltrick: Cyberkriminelle nutzen vermehrt KI
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Der Kampf gegen die Fake-Flut

Die Dimension des Problems wird deutlich, wenn man sich die Reaktionen der Betroffenen anschaut. NTV-Reporter Markus Koch rief bereits im Mai in einem LinkedIn-Post dazu auf, gemeinsam gegen Meta vorzugehen. Auch er erlebt, dass gemeldete Fake-Profile einfach ignoriert werden.

Thomas Kehl von Finanzfluss geht noch einen Schritt weiter und kündigt eine Klage gegen Meta an. Seine Frustration ist verständlich: Während die Plattform Milliarden mit Werbung verdient, scheint der Schutz der Nutzer vor Betrug keine Priorität zu haben.

Was du jetzt tun solltest

Falls du bereits auf eine solche Masche hereingefallen bist, ist schnelles Handeln gefragt:

  • Erstatte sofort Anzeige bei der Polizei – auch wenn der Betrug noch rechtzeitig erkannt wurde
  • Informiere deine Bank über den Vorfall, damit ähnliche Transaktionen blockiert werden können
  • Dokumentiere alle Nachrichten und Screenshots als Beweise

Noch wichtiger ist aber die Prävention: Lass dich niemals unter Zeitdruck setzen, wenn es um dein Geld geht. Seriöse Investmentchancen haben Zeit. Recherchiere immer selbst, bevor du investierst – und zwar bei unabhängigen Quellen, nicht bei dem, der dir den Tipp gegeben hat.

Die Regel ist simpel: Wenn etwas zu schön klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch. Dein Geld ist zu wertvoll, um es Betrügern zu schenken – auch wenn sie noch so professionell auftreten.