Risiken und Nebenwirkungen beim Onlineshopping

von | 13.07.2018 | Digital

68 Jahre lang hat es ihn gegeben, den Otto-Katalog. Hunderte Seiten, bunt bedruckt mit Konsumgütern jeder Art. Der Katalog hat dem Otto-Konzern zu Größe und Erfolg verholfen. Doch heute bestellen die Menschen anders. Sie blättern nicht mehr im gedruckten Katalog. Sie bestellen online, zu Hause oder unterwegs auf dem Smartphone. Das Einkaufsverhalten und die Methoden wie wir einkaufen haben sich geändert.

Ein Blick zurück zeigt: Schon vor Jahrzehnten hat der Otto-Versand mit Computern gearbeitet. Damals, um eingehenden Bestellungen zu verarbeiten. Bandgeräte haben die nächtlichen Bestellungen aufgezeichnet. Lange Zeit vor Alexa. In den 90er-Jahren hat Otto seinen Katalog dann zum ersten Mal auf einer interaktiven CD-ROM verteilt.

Bandgeräte, CD-ROM – gibt’s heute alles nicht mehr.

Rechte: Otto Filmmaterial

Wir zahlen mit unseren Daten

Heute bestellen die meisten von uns online. Die Gründe sind bekannt: Bequem, rund um die Uhr, wir können prima die Preise vergleichen – deshalb gibt es die gedruckten Kataloge auch nicht mehr.

Aber wir bezahlen beim Onlineshopping in der Regel trotzdem einen hohen Preis: Denn wir machen uns sozusagen nackig. Alles von uns wird durchleuchtet. Wir sind für die Händler wie ein offenes Buch.

Amazon hat den gläsernen Kunden quasi erfunden: Jeder kennt Hinweise wie: „Kunden, die das gekauft haben, haben sich auch dafür interessiert.“ Eine geschickte Form der Manipulation – geht nur, wenn man viele Daten hat und auswertet.

Und hat man sich mal irgendwas angeschaut, kommen garantiert immer wieder dezente Erinnerungen: Na, nicht doch kaufen?

Werbung soll zu Impulskäufen verleiten

Wir werden online zu immer mehr Impulskäufen angeregt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil uns ständig – etwa beim Durchscrollen der Instagram-Timeline – verlockende Angebote gemacht werden. Passend zu unsere Interessen, die Social-Media-Kanäle und Onlineshops nur zu gut kennen.

Händler und Anbieter setzen moderne Technologie ein, um unsere Interessen zu erforschen und Sachen zu verkaufen. Sogar KI kommt zum Einsatz, Künstliche Intelligenz also.

Werbung mit KI auf den Leib geschneidert: Das Thema war der re:publica einen eigenen Vortrag wert. Die Onlineshops betreiben immer größeren Aufwand, um ihre Kunden zu Wiederholungstätern und Spontan-Shoppern zu machen. Amazon ist zwar zweifellos die treibende Kraft – die anderen versuchen es aber mit ähnlichen Methoden.

Mit uBlock Origin gegen Tracker

Wer beim Surfen nicht ununterbrochen beobachtet werden will, der muss sich heutzutage wehren. Zum Beispiel mit Browser-Erweiterungen wie uBlock Origin. Solche kostenlosen Erweiterungen blockieren nicht nur Werbung im Netz, sondern sorgen auch dafür, dass Werbenetzwerke und Onlineshops einem nicht ständig über die Schulter schauen.

So erfahren Werbenetzwerke und Onlineshops ein bisschen weniger über uns.

Aber klar: Wer ständig online einkauft, womöglich auch mit smarten Lautsprechern zu Hause oder mit der Smartwatch, der darf sich nicht wundern, wenn die Händler jede Menge Daten sammeln.

Für die meisten Anbieter im Internet sind wir eigentlich nichts anderes als potenzielle Kunden. Und es werden alle Tricks angewendet, damit wir auch Kunden werden.

Manches davon erscheint durchaus praktisch, das will ich auch zugeben.

Amazon App hat Produkte erkennen

Amazon zum Beispiel hat seiner Einkaufs-App eine besonders interessante Funktion spendiert, die kaum einer kennt.

Man kann damit nicht nur Barcodes scannen, auf Produkten zum Beispiel. Sondern man kann auch Produkte selbst damit „einfangen“ – und dann gleich bestellen. Das funktioniert nicht nur bei Büchern oder CDs, sondern bei vielen Produkten. SD-Card nachbestellen? Gaaaanz einfach.

Anderes Beispiel: Die App Ikea Place vom bekannten schwedischen Möbelhaus. Mit der Augmented-Reality-App kann man schauen, ob Möbel aus dem Katalog überhaupt in die Wohnung passen. Und wie das aussieht. Die App projiziert die Möbel virtuell in die eigenen vier Wände und zeigt, wie das aussehen könnte. Das ist auf jeden Fall cool und ein Vorteil.

In den USA zeigt Amazon, wie Einkaufen im laden geht: Amazon Go. Einkaufen, ohne Kassieren – die Sensoren bekommen alles mit, was man in die Tasche steckt. Und weil der Händler unsere Wünsche kennt, werden wir gezielt auf Angebote aufmerksam gemacht. Wenn wir nicht aufpassen, sieht so unsere Zukunft aus – nicht nur online, sondern auch in der „echten“ Welt.

 

 

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