Elon Musk will Twitter kaufen…

von | 23.04.2022 | Digital

Facebook, Twitter, Instagram, Tiktok: Wir machen uns kaum bis keine Gedanken darüber, wem diese Plattformen eigentlich gehören – und wer Einfluss darauf hat. Jetzt will Milliardär Elon Musk Twitter kaufen. Und viele fragen sich: Wieso – und was passiert denn?

Elon Musk ist einer der reichsten Menschen der Welt. Mit Paypal Millionär geworden, mit Tesla, SpaceX und anderen Projekten Milliardär. Er twittert viel. Und es hat ihm auf Twitter so gut gefallen, dass er sich gedacht hat: Da würde ich gerne die Kontrolle übernehmen. Er hat schon viele Aktien – und will nun in den Aufsichtsrat oder noch besser Twitter gleich ganz übernehmen. Das finden manche gar nicht gut, wenn einzelne Menschen Plattformen wie Facebook oder Twitter nahezu im Alleingang führen und darüber bestimmen, was da zu passieren hat.

Elon Musk ist ein Mann mit großen Visionen und zu einigem fähig, das hat er in der Vergangenheit bewiesen. Er will zum Mars – aber vorher noch Twitter kaufen. Da fragen sich viele: Kann das überhaupt gehen?

Elon Musk

Musk will Twitter wieder von der Börse nehmen

Absolut: Twitter ist an der Börse – und jedes Unternehmen, das an der Börse ist, kann man theoretisch übernehmen, sogar gegen die Zustimmung der Führung. Elon Musk hat Medienberichten zufolge rund 46,5 Mrd. Dollar zusammengekratzt. Das sollte reichen, um nach aktuellem Marktwert an der Börse das Unternehmen zu kaufen. Das ist jetzt nicht alles Eigenkapital: Musk will 21 Mrd. Dollar quasi mit eigenen Aktien investieren, etwa Tesla-Aktien. Und dann hat er noch mal dieselbe Summe mit Investitions- und Kreditzusagen zusammenbekommen. Fertig.

Nun will Musk allen Aktionären ein Übernahmeangebot machen: Einige Dollar über dem aktuellen Börsenkurs. Das könnte also ohne weiteres funktionieren. Ziel von Musk ist nicht etwa, alle Aktien zu besitzen, sondern er will das Unternehmen komplett wieder von der Börse nehmen.

Nur das würde ihm die volle Kontrolle garantieren: Wie bei einem Familienunternehmen. Dann müsste Musk sich mit keinem Aufsichtsrat und auch nicht mit Aktionären abstimmen. Er könnte das Unternehmen ganz alleine führen und nach seinen Vorstellungen gestalten. Die einen kaufen sich einen Fußball-Verein, die anderen gleich eine ganze Plattform. Big Business.

Das will Elon Musk erreichen

Nur was will Elon Musk denn mit Twitter – wieso ist er so interessiert daran?

Über die wahren Beweggründe können wir nur spekulieren. Musk ist ein Getriebener – und ein Geschäftsmann. Gut möglich, dass er das Unternehmen kaufen, aufmöbeln und so wertvoller machen und wieder verkaufen möchte. Das sagt er nicht, aber das wäre ja vorstellbar – und alles andere als unwahrscheinlich. Offiziell sagt Elon Musk, er wolle die zunehmende Entwicklung stoppen, dass die aktuelle Führung von Twitter zunehmend die Meinungsfreiheit beschneide: Filter sortieren Nachrichten heraus, User werden gebannt und geblockt – der bekannteste ist zweifellos Donald Trump.

Und überhaupt solle Twitter wieder das werden, als das es mal angetreten ist: ein Sprachrohr für alle, auf dem uneingeschränkte Meinungsfreiheit herrscht. Denn das ist es, was die Macher 2008 wollten, als sie Twitter an den Start brachten: Sie wollten das erste Massenmedium der Postmoderne bauen und die Demokratie fördern. Ein Werkzeug, das die Macht von CNN und Co brechen sollte. Das ist ja durchaus auch gelungen.

Tweets

Elon Musk will mehr Meinungsfreiheit auf Twitter

Kritik an den Übernahmeplänen

Mittlerweile sind Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram und Co. so mächtig, weil so viele Menschen dort aktiv sind. Journalisten und Marktbeobachter machen sich Sorgen.

Es gibt teilweise die üblichen, dummen Kommentare: „Da will ein reicher, weißer Mann die Kontrolle übernehmen – um Himmels Willen“.

Verteilt werden solche Kommentare auf Twitter und Co. Klar. Aber was soll so etwas bedeuten? Wäre es besser, es wäre eine reiche schwarze Frau, die Twitter übernimmt? Es ist genau dieses dumpfe Schubladendenken, das Herausschreien von Unsinn, das auf den Plattformen meiner Ansicht nach am meisten stört – und aber auch erst durch Massenplattformen möglich geworden ist.

Ob sie nun ein einzelner Mensch steuert oder wie bei Facebook eine Menschengruppe, ist am Ende unerheblich. Denn der Kommerz steht im Vordergrund – und diktiert die Regeln. Die Gesellschaft und die Politik definiert dann ein paar Regeln, um die schlimmsten Auswüchse einzuhegen, Hass und Hetze etwa, aber das löst das Problem nicht.

Die Gesellschaft ist offenbar nicht bereit für solche Massenmedien. Daher ist es wichtig, dass Gesellschaft und Politik sich Gedanken machen, wie man solche wichtigen Plattformen generell klug reguliert. Und: Ja, es sollten nicht einzelne private Mächte sein, die hier die Kontrolle haben.

Donald Trump und sein „Truth Social“

Mit Donald Trump gibt es ja einen Mann, der die aus seiner Sicht mangelnde Redefreiheit auf Facebook, Twitter und Co. mehrfach kritisiert und dann einen eigenen Social-Media-Dienst „Truth Social“ gestartet hat.

„Truth Social“ – also das „Wahrheits Netzwerk“ – ist seit 20. Februar online – und so ziemlich niemand benutzt es in den USA. Anfangs wollten sich Millionen Menschen anmelden – aber aufgrund technischer Pannen hat das nicht geklappt. Ein Desaster von vorne bis hinten: Versprochene Funktionen lassen auf sich warten, eine Android-Version ebenso. Trumps große Ankündigung ist ein Flop. I

n Trump-Manie werden technische Leiter wieder vor die Tür gesetzt. Das zeigt: Es reicht eben nicht, einfach nur Geld und Einfluss zu haben – und schon steht ein neues Netzwerk, das alle nutzen wollen. Selbst Trump-Anhänger ist „Truth Social“ zu langweilig. Da kommt der „Netzwerk-Effekt“ ins Spiel: Wenn man sich sozial vernetzen will, macht das am meisten Spaß und Sinn, wenn man dort ist, wo auch alle anderen sind. Es braucht schon besondere Gründe, woanders hinzugehen. Und diese Gründe konnte „Truth Social“ ganz offensichtlich nicht bieten. Millionen Dollar versenkt. Das wird vermutlich auch nichts mehr werden.

Trump ist mit eigenem Blog gestartet