Jugendschutz: EU-Kommission leitet Verfahren gegen Tiktok ein

von | 20.02.2024 | Social Networks

Tiktok ist die mit Abstand populärste App bei Kindern und Jugendlichen. Die EU-Kommission leitet nun ein offizielles Verfahren gegen die chinesische App ein. Dabei haben verschiedene Gründe eine Rolle gespielt.

Laut einer aktuellen Umfrage geben rund 73% der 16- bis 19-jährigen Deutschen an, Tiktok zu nutzen. Das offizielle Mindestalter liegt bei 13 Jahren. Eigentlich müssten dann die Eltern ihre Zustimmung geben. Allerdings wird das von der chinesischen App nicht wirklich überprüft.

Unzureichender Jugendschutz

Mangelnde Altersverifikation: Nur ein Grund, wieso die EU-Kommission nun eine offizielle Untersuchung gegen die chinesische Videoplattform Tiktok eingeleitet hat. Bei dem formalen Vorgang soll geprüft werden, ob Tiktok gegen die Vorgaben des Digitale-Dienste-Gesetzes („Digital Services Act“/DSA) verstößt. Der Digital Services Act stellt große Plattformen – und dazu gehört Tiktok – seit August 2023 unter besondere Beobachtung.

Das nun eingeleitete Verfahren betrifft mögliche Verstöße in den Bereichen Jugendschutz, Werbetransparenz, mangelndem Datenzugang für Forscher sowie das Risikomanagement für abhängig machendes Design sowie schädliche Inhalte. Darüber hinaus stelle der Konzern keinen ausreichenden Zugang für Forscher und Institutionen bereit. 

TikTok ist eine chinesische Video-App - und wird nun von der EU näher untersucht

TikTok ist eine chinesische Video-App – und wird nun von der EU näher untersucht

Süchtig machende Faktoren

Ausdrücklich angesprochen hat der zuständige EU-Kommissar Thierry Breton „süchtig machendes Design und Zeitlimits“, die den sogenannten Rabbit-Hole-Effekt auslösen können. Die Jugendlichen können die App gar nicht mehr beiseitelegen, weil ständig neue Impulse über sie hereinbrechen: Endloses Scrollen, Benachrichtigungen bei neuen Videos und andere Mechanismen, die süchtig machen können.

Auch Instagram wurde schon diesem Vorwurf ausgesetzt. Die Plattformen nutzen gezielt psychologische Kniffe, die gezielt Dopamin ausschütten und so die User möglichst lange in der App halten – schließlich kann die Plattform so mehr Geld mit Werbung verdienen. Bei Kindern und Jugendlichen verstoße das aber gegen geltendes Recht, so die EU-Kommission. 

Es drohen hohe Strafen

EU-Kommissar Breton wird mit den Worten zitiert: „Als Plattform, die Millionen von Kindern und Jugendlichen erreicht, muss TikTok das Gesetz über digitale Dienste uneingeschränkt einhalten und eine besondere Rolle beim Schutz Minderjähriger im Internet spielen“.

Das Vertragsverletzungsverfahren werde eingeleitet, „um sicherzustellen, dass angemessene Maßnahmen ergriffen werden, um das körperliche und emotionale Wohlbefinden junger Europäerinnen und Europäer zu schützen“.

Es drohen Strafen von bis zu 6% des weltweiten Jahresumsatzes. Laut Handelsblatt lagen die Erlöse des Mutterkonzerns Bytedance im Jahr 2022 auf über 80 Milliarden Dollar. Damit ist eine Maximalstrafe von 4,8 Milliarden Dollar bzw. 4,44 Mrd. EUR denkbar.

Auf TikTok gibt es häufig lebensgefährliche Challenges

Auf TikTok gibt es häufig lebensgefährliche Challenges

Es drohen hohe Strafen

Doch auch die ausgespielten Inhalte werden untersucht, also welche Videos der Algorithmus Minderjährigen zeigt. Zum kommt es vor, dass Jugendliche unangemessene Inhalte zu sehen bekommen.

Darunter fallen sexuell aufgeladene Inhalte, aber auch Bilder aus Kriegsgebieten – oder, und das immer wieder, lebensgefährliche „Challenges“. Hier werden die Jugendlichen motiviert, gefährliche Dinge zu tun, etwa gefährliche Substanzen zu konsumieren oder lebensgefährliche Mutproben zu bestehen.

Politische Botschaften und Radikalisierung

Zum anderen soll auch der Effekt der Tiktok-Videos auf Radikalisierungsprozesse untersucht werden. Auch Jugendliche gekommen regelmäßig Videos mit politischen Botschaften zu sehen. Deshalb will die Kommission prüfen, ob und wie die Plattform gewährleistet, dass Minderjährige „effektiv“ vor unangemessenen Inhalten geschützt werden.

Laut Digital Services Act müssen die Plattformen von sich aus geeignete Maßnahmen ergreifen und regelmäßig Berichte erstellen. Die waren zuletzt wohl unzureichend.

 

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