Twitter: Sechs Monate nach der Übernahme durch Elon Musk

Twitter Reloaded: Sechs Monate mit Elon Musk

Vor ziemlich genau sechs Monaten hat Elon Musk Twitter übernommen: Seitdem gab es viele Entlassungen, viele Ankündigungen – aber wenig Innovationen. Eine kurze Zusammenfassung.

Erst dachte Elon Musk, der reichste Mann der Welt, über eine eigene Social-Media-Plattform nach. Dann hat er sie einfach gekauft…

Ein halbes Jahr ist das jetzt her, dass Elon Musk bei Twitter die alleinige Macht übernommen hat. Seitdem hat sich eine Menge getan. Aber nicht unbedingt zum Guten. Tausende Mitarbeiter wurden gekündigt. Die Kritik an der Plattform nimmt zu. Wo steuert Twitter hin?

Twitter hat damit angefangen, blaue Haken gegen Bezahlung anzubieten
Twitter hat damit angefangen, blaue Haken gegen Bezahlung anzubieten

Ja, ich bin noch bei Twitter…

Auch wenn viele der Plattform längst den Rücken gekehrt haben, darunter auch deutsche Politiker wie zB. Kevin Künast. Aber auch viele andere. Ich bin noch da, weil ich Twitter prinzipiell für interessant halt. Hier regiert nicht das Bild und damit die Oberflächlichkeit, wie bei Instagram oder TikTok, sondern das Wort.

Das ist prinzipiell eine gute Idee: Auf 160 Zeichen ausdrücken, was man meint oder will. Ich bin aber auch noch da, weil Twitter vor allem für Journalisten eine interessante Informationsquelle ist: Hier twittern Politiker, Medienschaffende, Wissenschaftler, Journalisten – und alle aus der Digitalbranche.

Deshalb ist diese Plattform, bei allen Problemen, eine Art Pflichtveranstaltung. Sehr bedauerlich aber, dass Elon Musk daraus keinen besseren Platz gemacht hat – obwohl er ja eigentlich mit am Anspruch angetreten ist, genau das zu erreichen.

Elon Musk und Twitter: Eine Posse, die politische Schwäche zum Vorschein bringt
Elon Musk und Twitter: Eine Posse, die politische Schwäche zum Vorschein bringt

Chaos bei Twitter Blue

Die jüngste Verstimmung, die er gestiftet hat, betrifft den blauen Haken. Der ist jetzt verschwunden.

Der blaue Haken war bei Twitter ein Zeichen dafür, dass das Konto verifiziert, also auf Echtheit überprüft wurde. Vor allem Prominente, Künstler, Politiker, Marken, Unternehmen haben diesen Haken bekommen – automatisch oder auf Antrag.

So sollten die Nutzer Fake-Account von echten Accounts leichter unterscheiden können. Seit Freitag sind diese blauen Haken verschwunden. Aber nicht ganz, denn jetzt kann man sich „Twitter blue“ kaufen: Für 8 bis 10 EUR im Monat bekommt man einen blauen Haken, und damit einige Extras. Zum Beispiel lassen sich Tweets nachträglich bearbeiten oder aufwändiger formatieren, sie dürfen auch länger ausfallen, und Videos können in einer besseren Qualität hochgeladen werden.

Vor allem aber verspricht Twitter Accounts mit blauen Haken auch eine größere Reichweite. Deshalb formiert sich Widerstand gegen diesen neuen blauen Haken. Es gibt sogar schon eine Kampagne #BlockTheBlue, um Accounts, die für den blauen Haken, explizit zu blockieren, etwa mit Tools. Ein riesiges Durcheinander. Der gewünschte Run auf den blauen Haken, der Twitter viel Geld in die Kassen spülen sollte, ist bislang ausgeblieben.

Pläne für Platform „X“

Es gibt Gerüchte, nach denen Elon Musk aus Twitter deutlich mehr machen möchte als nur eine Plattform zum Gedankenaustausch: Eine Plattform namens „X“, mit der Nutzer alles machen können, sogar bezahlen…

Also nach dem Vorbild „Wechat“ in China. Mit der App können die Menschen tatsächlich so ziemlich alles mit der App anstellen. Auch wie selbstverständlich alles bezahlen. Natürlich würde es einem unternehmerischen Geist wie Musk gefallen, so etwas zu erreichen.

Und prinzipiell wäre es auch denkbar, dass er so etwas schafft, denn er hat mit Paypal, Tesla, SpaceX und Starlink durchaus schon Dinge erreicht, die andere nicht erreicht haben. Allerdings braucht es für ein solches Projekt nicht nur einen guten Masterplan, sondern auch jede Menge Kapital – und Personal.

Das aber hat er zuhauf auf die Straße gesetzt. Es ist niemand mehr da, der neue Funktionen programmieren könnte, geschweige einen kompletten Relaunch programmieren. In der Realität schwächelt Twitter: Hass und Hetze nehmen zu, weil die KI nicht ausreichend nachjustiert wird. Auch die blauen Haken sind aufgrund von Personalmangel im Chaos versunken… Es gibt nicht genügend „Men Power“ für große Pläne.

Wie könnte es weiter gehen?

Das klingt nicht nach einem Erstarken von Twitter. Wo siehst Du Twitter in den nächsten 5, 10 Jahren?

Twitter hat zu viele Fans, um komplett unterzugehen. Es könnte aber sehr wohl sein, dass Musk das Interesse an der Plattform verliert – und mit Verlust wieder verkauft. Ich könnte mir vorstellen, dass ein anderer großer Konzern – etwa Microsoft – die Plattform übernimmt und etwas Großes daraus macht.

Microsoft ist derzeit sehr innovativ unterwegs, mit ChatGPT und Bing, mit KI in Windows und Office – warum nicht ein Social Network aufbauen, das vor allem für den Geschäftsbereich interessant ist zB? Das ist nur ein Gedanke.

Ich glaube nicht, dass Musk noch lange an Twitter festhält. Er wollte sicher den schnellen Erfolg und hat gedacht, dass es reicht, dass er den Laden übernimmt, aus Twitter einen wirtschaftlich arbeitenden Laden macht – und das reicht. Es reicht aber nicht. Tausende User kehren Twitter täglich den Rücken, ebenso Werbekunden. So wichtig ist die Plattform dann noch nicht, dass man unbedingt dabei sein muss.

 

 

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