Schluckauf durch Schaltsekunde, Facebook zwingt Usern eigene eMail-Adressen auf und Google hat aufmerksamen Assistenten

Manchmal haben kleine Ereignisse eine große Wirkung – mitunter auch unvorsehbare. In der Nacht zum 1. Juli wurde eine Schaltsekunde eingefügt. Die Nacht war eine Sekunde länger. Nicht zu merken – für uns Menschen. Doch Computer sind sensibler. Als um 2.00 MESZ die Schaltsekunde eingefügt wurde, haben sich schlagartig zahlreiche Linux-Server “verschluckt”. Sie sind aus dem Tritt geraten, haben sich in einer Endlosschleife verheddert. Ein Programmierfehler in Linux – mit Folgen: Viele Webseiten waren schwer oder gar nicht mehr zu erreichen.

Klingt nach einer Petitesse, war aber deutlich mehr. Einige Rechenzentren haben schlagartig einen erhöhten Strombedarf verzeichnet: Für die Rechner selbst, aber auch für die Kühlung, weil die Rechner heißgelaufen sind. Immer wieder ersrtaunlich, was eine sensible IT-Infrastruktur aus dem Gleichgewicht bringen kann. Manchmal reicht eine einzige Sekunde…

Facebook hat sich diese Woche mal wieder keine Freunde gemacht. Vor einer Weile hat Facebook Mail-Adressem für jedem Facebook-User eingeführt, als name@facebook.com. Allerdings nutzt die kaum jemand. Deshalb hat Facebook den Standardkontakt im Facebook-Profil ersetzt durch die Facebook-Adresse. Einfach so. Aus joerg@schieb.de wurde kurzerhand schieb@facebook.com. Keine Nachfrage, keine Benachrichtigung. Facebook hat eigenmächtig die Mail-Adresse ausgetauscht.

Viele haben das gar nicht mitbekommen – und entsprechend auch nicht gemerkt, wenn sie E-Mails bei Facebook erhalten haben. Gleichzeitig hat Facebook aber auch in vielen Kontaktordnern die E-Mail-Adressen gegen @facebook.com-Adressen ausgetauscht. Ebenfalls: Einfach so – ohne Nachfrage Wer sein Adressbuch auf dem Smartphone per Facebook synchronisiert, merkt davon nichts. Die Folge: Die eigenen Freunde und Kontakte hatten mitunter plötzlich die Facebook-Adresse als Standardadresse im Adressbuch. Facebook hat sich für diese “Panne” mittlerweile entschuldigt, für den Rest nicht. Merkwürdige Methoden.

Wer hätte nicht gerne einen persönlichen Assistenten, der auf alles achtet, alles weiß, jede Frage beantworten kann und einen informiert, wenn der Flug oder die Bahn Verspätung hat, wenn das Unwetter umkippt, wenn die Lieblingsmannschaft ein Spiel gewinnt und vieles andere mehr? Irgendwie jeder. Auf eine gewisse Art gibt es so etwas jetzt: Google Now ist ein digitaler Assistent, der den Terminkalender im Blick hat, aber auch Reisebuchungen, die Wetterlage, die Verkehrssituation und vieles andere mehr und rechtzeitig warnt, wenn etwas passiert, was man wissen muss – auch ungefragt.

Google Now kann Erstaunliches. Zum Beispiel lernt Now mit der Zeit, wann und wie (Auto, Zug, zu Fuß?) wir zur Arbeit gehen… Sollte die Autobahn voll sein oder ein Zug ausfallen, gibt es einen Warnhinweis. Sollte man noch immer im Büro sitzen, obwohl man eigentlich besser zur Abendverabredung losfährt, bekommt man eine sanfte Erinnerung… Durchaus praktisch. Allerdings braucht und sammelt Google derart viele Daten, damit so etwas verlässlich funktioniert, dass nicht nur dem ein oder anderen Datenschützer schummerig wird. Aber auch Apple und Microsoft tüfteln an solchen digitalen Assistenten. Sie werden uns in den nächsten Monaten ganz sicher beschäftigen.

Minderjährige: Instagram will künftig Nacktbilder verbergen

Minderjährige: Instagram will künftig Nacktbilder verbergen

Der Druck aus der US-Politik nimmt zu, dass die großen Plattformen deutlich mehr für den Jugendschutz tun. Der Meta-Konzern hat jetzt Verbesserungen bei der Verbreitung von Nacktbildern angekündigt. Die sollen künftig standardmäßig geblurt sein.

Instagram hat sich in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Social-Media-Plattformen entwickelt, insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Doch die Plattform birgt auch einige Risiken, vor allem für die jüngeren Nutzer. Die Diskussion um angemessenen Jugendschutz auf Instagram hat daher stark an Fahrt aufgenommen.

Anzeichen für Cybergrooming
Anzeichen für Cybergrooming

Bislang unzureichender Jugendschutz

Eine der Hauptsorgen ist der potenzielle Zugang zu unangemessenen oder schädlichen Inhalten wie Gewalt, Mobbing, übermäßiger Sexualisierung oder der Förderung ungesunder Körperbilder. Jugendliche befinden sich in einer sensiblen Phase der Entwicklung und sind besonders anfällig für negative Einflüsse.

Die Probleme von Sextortion, Sexting und Cybergrooming sind bei Instagram besonders virulent.

Sextortion bezeichnet die Erpressung mit intimen Bildern oder Videos, oft nach dem ungewollten Teilen selbiger durch das Opfer.

Beim Sexting, dem Austausch anzüglicher Nachrichten und Fotos, besteht die Gefahr der Weiterverbreitung ohne Einwilligung.

Cybergrooming meint die gezielte Kontaktaufnahme durch Erwachsene zu Minderjährigen mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung.

Instagram ist hier ein bevorzugter Tummelplatz für Täter. All diese Praktiken können für Jugendliche auf der Plattform verheerende psychische und rechtliche Folgen haben. Präventionsmaßnahmen zur Sensibilisierung und Aufklärung der Gefahren sind daher unerlässlich – wurden aber bislang sträflich vernachlässigt.

Wenn Kids ein Smartphone nutzen, haben Eltern jede Kontrolle verloren
Wenn Kids ein Smartphone nutzen, haben Eltern jede Kontrolle verloren

Meta kündigt Nacktbild-Filter an

Der Meta-Konzern, der Instagram betreibt, hat sich als Maßnahme – nicht zuletzt aufgrund zunehmenden Drucks aus der US-Politik – nun dazu entschlossen, einige zusätzliche Sicherheitsfunktionen für Minderjährige einzuführen und diese in einem offiziellen Blogpost angekündigt.

Geplant ist, dass beim Senden und Empfangen von Nacktbildern künftig Warnhinweise erscheinen sollen. Außerdem – und das ist viel wichtiger – will Instagram Nacktbilder in Direktnachrichten bei Minderjährigen automatisch durch einen Unschärfefilter („Blur“) unkenntlich machen.

Unschärfefilter macht Nacktbilder unkenntlich

Empfänger solcher „Nachrichten“ sollen künftig die Wahl haben, ob sie ein solches Bild sehen möchten oder nicht, erklärt die zuständige Abteilung des Meta-Konzerns in Frankreich, die im Konzern für den Kinderschutz zuständig ist. Demnach sollen junge Menschen mit den neuen Maßnahmen vor „ungewolltem und potenziell gefährlichem Kontakten“ bewahrt werden.

Die Maßnahmen gegen unerwünschte Nacktbilder sollen bereits vor dem Versenden greifen. Falls jemand mit aktivierten Nacktbildschutz plant, ein solches Foto zu versenden, erscheint bereits ein Warnhinweis. Erst nach Bestätigung wird das Bild tatsächlich verschickt. Beim Empfänger erscheint das Bild dann durch Filter unscharf. Auf diese Weise soll niemand ungewollt mit solchen Aufnahmen konfrontiert werden.

Die Nacktbilder verschwinden nicht etwa total, sondern werden nur vorerst verwaschen dargestellt
Die Nacktbilder verschwinden nicht etwa total, sondern werden nur vorerst verwaschen dargestellt

Eine Hürde, keine Blockade

Die Empfänger können das Bild nach ausdrücklicher Bestätigung anschauen oder den sendenden Account direkt und konsequent blockieren. Außerdem erscheint ein ebenfalls ein Warnhinweis, sollte jemand versuchen, ein empfangenes Nacktbild weiterzuleiten.

Das alles ist eine Hürde, keine Blockade.

Im Vordergrund der Maßnahmen stehe der bessere Schutz vor sogenannter „Sextortion“, erklärt Meta. Hier bringen die Täter die zumeist minderjährigen Opfer durch Vorspiegelung falscher Tatsachen und psychologische Tricks dazu, Nacktbilder oder sogar -videos von sich zu erstellen und ihnen über die Plattform zu senden. Ist das erst mal geschehen, drohen die Täter häufig mit der Veröffentlichung des Materials.

Kontrolle erfolgt auf den Geräten selbst

Da Instagram seit Mai 2023 die direkte Kommunikation auf der Plattform durch eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung absichert, kann Meta die Inhalte nicht sehen und auch nicht überprüfen. Deshalb erfolgt die Überprüfung auf den Geräten von Absender und Empfänger. Die nötige Analyse ob nackt oder nicht erfolgt auf den Geräten selbst durch eine KI-Funktion.

Die neue Schutzfunktion soll zunächst in mehreren Ländern in Mittel- und Lateinamerika getestet werden und in den kommenden Monaten weltweit zum Einsatz kommen.

Konzern steht unter Druck

Der Meta-Konzern steht unter Druck: Whistleblowerin Frances Haugen, die früher bei Facebook gearbeitet hat, wirft dem Konzern vor, bei weitem nicht genug für Jugendschutz getan zu haben.

Facebook priorisiere Profit über das Wohlergehen der Jugendlichen. Interne Studien hätten gezeigt, dass Instagram der mentalen Gesundheit von Teenagern schade, das Unternehmen habe aber trotzdem nicht ausreichend reagiert. Seitdem hat insbesondere die US-Politik den Druck auf den Konzern verstärkt.

Bereits im Januar hatte Meta einen verstärkten Jugendschutz auf Instagram angekündigt. Jugendliche müssen seitdem die Zustimmung der Eltern einholen, um ein Konto von privat auf öffentlich zu setzen.

Instagram: Mehr Kontrollen und Einschränkungen

Instagram: Mehr Kontrollen und Einschränkungen

„Instagram ist keine Photosharing-App mehr“: Das hat kein Geringerer als Adam Mosseri kürzlich gesagt, der aktuelle Chef von Instagram. Er ist dabei, Instagram mit aller Kraft umzugestalten. Mehr Videos, mehr Reels, mehr Shopping – das ist der Plan. Denn mit Fotos allein lässt sich kein Geld verdienen.

Instagram für Kids soll kommen

Ein regelrechter Katalog an Maßnahmen

Der Umbau der Plattform erfolgt gemächlich – und nicht in Hauruck-Aktionen. Auch das Umfeld muss passen, damit sich die Menschen auf der Plattform wohl fühlen. Pöbeleien wie auf Facebook will das Unternehmen mit aller Kraft vermeiden – denn das schadet dem Wohlfühl-Faktor. Und der ist wichtig, wenn es darum geht, Produkte zu verkaufen.

Adam Mosseri hat kürzlich einen regelrechten Katalog an Maßnahmen angekündigt, Nutzerinnen und Nutzer sollen die Möglichkeit bekommen, die Sichtbarkeit von Kommentaren, aber auch die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme einzuschränken.

Instagram Influencer

Funktion „Limits“ beschränkt angezeigte Kommentare

Konkret: Eine Funktion namens „Limits“ sorgt auf Wunsch dafür, dass die Kommentare von Menschen, die einem gar nicht oder erst seit kurzer Zeit folgen, gar nicht angezeigt werden. Mögliche Hasskommentare oder Pöbeleien von Unbekannten bleiben so verborgen. Sie sind zwar da, stören aber nicht das Wohlbefinden.

Hintergrund: Die meisten negativen Äußerungen kommen insbesondere von Personen, die einem gar nicht folgen. Das gilt vor allem für Prominente und Influencer, die besonders häufig unter Shitstorms leiden. Und das betrifft nicht etwa nur Kommentare unter den Beiträgen, sondern auch Direktnachrichten.

Instagram will die aktuelle Lage beobachten und Usern in Zukunft bei Bedarf automatisch empfehlen, die „Limits“-Funktion zu aktivieren.

Warnung vor aggressiven Kommentaren

Doch der Maßnahmenkatalog sieht noch mehr vor: Künftig soll es Warnungen geben, sollten User anstößige Kommentare posten wollen. Solche Warnungen gibt es auch jetzt schon – sie sollen aber künftig eher erscheinen und auch Hinweise auf die Community-Regeln enthalten.

Eine neue Funktion namens „Hidden Words“ macht es möglich, anstößige Inhalte (Wörter, Wortgruppen oder Emojis) in Anfragen zu Direktnachrichten zu filtern. Sie landen dann in einem speziellen Ordner. Darüber hinaus filtert Instagram Nachrichten, die möglicherweise Spam enthalten.

Ob das Instagram tatsächlich zu einem angenehmeren Ort machen wird, bleibt abzuwarten.

Selbst komplett virtuelle Figuren sind auf Instagram bereits aktiv.